Jugend-Hype Geschlechtsumwandlung: grobe Fahrlässigkeit angesichts graviernder Langzeitfolgen

5. Juli 2022 in Jugend


Experten warnen davor, Kindern und Jugendlichen zu suggerieren, das Geschlecht könne wie ein Kleidungsstück folgenlos gewechselt werden. Während andere Länder bereits zurückrudern, zeigt sich die deutsche Ampel-Regierung ideologisiert und unbelehrbar


Berlin (kath.net/mk) Die Geschlechtsmedizinerin Renate Försterling, die selbst eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hat und solche auch für Kinder und Jugendliche anbietet, hat in den letzten zehn Jahren eine für sie sonderbare Entwicklung beobachtet: immer mehr ihrer jungen Patienten, die ihr Geschlecht medizinisch umwandeln lassen möchten, können gar nicht genau sagen, warum sie das eigentlich wollen, wie die FAZ berichtet. Während die Patienten früher oft lange Leidensgeschichten hinter sich hatten, hat es Försterling mittlerweile großteils mit Jugendlichen zu tun, die spontan auf die Idee gekommen sind, die auffallen wollen und sich ausgefallene Fantasienamen wünschen. Mit diesen Erfahrungen steht sie nicht allein da: seit 2013 ist die Zahl der Geschlechtsumwandlungen unter Jugendlichen weltweit gesehen um das Zehn- bis Zwanzigfache gestiegen, wobei vor allem Mädchen betroffen sind. Eine medizinische Erklärung für diesen sprunghaften Anstieg fehlt.

Die amerikanische Medizinprofessorin Lisa Littman entwickelte 2018 den Begriff der „Rapid Onset Gender Dysphoria“ (also etwa „prompt einsetzende Geschlechtsidentitätsstörung“), als sie herausfand, dass immer mehr miteinander befreundete Jugendliche, die zuvor keine Anzeichen einer Geschlechtsverwirrung gezeigt hatten, zeitnahe zueinander auf Onlineforen verkündeten, „trans“ zu sein. Bei vielen von ihnen waren noch dazu bereits zuvor andere psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen vorgelegen. Dies untermauert den Verdacht, dass der zu beobachtende Ausbruch von Veränderungswünschen unter Jugendlichen ein Hype wie viele andere ist.

In der deutschen Politik finden die warnenden Stimmen von Fachleuten und Zahlen, wonach sich rund 80 Prozent der Jugendlichen mit Geschlechtsidentitätsstörung im späteren Alter wieder mit ihrem biologischen Geschlecht versöhnen würden, kaum Gehör. Die regierende Ampelkoalition scheint um jeden Preis ihr Selbstbestimmungsgesetz durchdrücken zu wollen, die Familienministerin verschließt sich eifrig jeder Kritik. Die ideologisierte Vorstellung, man könne sein Geschlecht wie ein Kleidungsstück wechseln, soll offenbar um jeden Preis Platz greifen. Nach dem bisher vorliegenden Entwurf sollen Kinder ab 14 das „soziale“ Geschlecht amtlich jederzeit wechseln können, auch ohne Zustimmung der Eltern. Diese sollen sie auch nicht für die Einnahme von Pubertätsblockern brauchen, sondern nur für eine Geschlechtsoperation; die Einwilligung kann aber durch das Familiengericht ersetzt werden. Da die wenigsten gerichtlichen Gutachter die körperlichen Folgen eines Geschlechtwechsels verlässlich umfassend beurteilen können, setzt sich hier eine Einseitigkeit der „Trans-Debatte“ fort: Der Geschlechtswechsel soll als vollkommen reibungsloser Akt der persönlichen Neuerfindung erscheinen, mögliche Unfruchtbarkeit, vermindertes sexuelles Empfinden oder die nur erschwert bis gar nicht mögliche Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands werden geflissentlich ausgeblendet.

Deutschland hinkt hier hinten nach: Während ein Londoner Gericht vor zwei Jahren die Vergabe von Pubertätsblockern an Kinder angesichts unklarer Langzeitfolgen als Experiment einstufte und das Stockholmer Karolinska-Institut, die führende schwedische Gender-Klinik, den Einsatz von Pubertätsblockern vor dem Alter von sechzehn Jahren wegen der Gefahr dauerhafter Schäden verbot, ermutigt das „Regenbogenportal“ des Familienministeriums Jugendliche nach wie vor ohne wesentliche Risikoeinschätzung zur Hormontherapie. Der Hinweis, sich mit dem eigenen Kinderwunsch vor einer Umwandlung auseinanderzusetzen, ist eine naive Augenauswischerei: wer soll mit 14 Jahren schon eine mögliche dauerhafte Unfruchtbarkeit für sich klar beurteilen können? Fazit: Wer Transsexualität zur Mode machen will, der sich möglichst viele anschließen sollen, handelt (zumindest) medizinisch fahrlässig.


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