Wie Christus sein: mit Ruhe, Geduld und Langmut

26. Juni 2022 in Aktuelles


Franziskus: zufrieden mit dem Guten, das wir getan haben, und nicht nach menschlicher Anerkennung suchen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus am dreizehnten Sonntag im Jahreskreis: „man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war – keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“.

Das Evangelium der Liturgie des heutigen Sonntags berichte von einem Wendepunkt: „es geschah aber: als sich die Tage erfüllten, dass er hinweggenommen werden sollte, fasste Jesus den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen“ (Lk 9,51). Die „große Reise“ in die heilige Stadt beginne, die eine besondere Entscheidung erfordere, weil sie die letzte sei. Die Jünger träumten in ihrem noch zu weltlichen Enthusiasmus davon, dass der Meister auf dem Weg zum Triumph sei. Jesus hingegen wisse, dass ihn in Jerusalem Verwerfung und Tod erwarteten: „er weiß, dass er viel zu leiden haben wird, und das erfordert eine feste Entscheidung“. Es sei dies dieselbe Entscheidung, die auch wir treffen müssten, wenn wir Jünger Jesu sein wollten. „Worin besteht diese Entscheidung?“, fregte sich der Papst: „die Episode, die der Evangelist Lukas unmittelbar danach erzählt, hilft uns, dies zu verstehen“.

Ein Dorf von Samaritern, die gehört hätten, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem – einer gegnerischen Stadt – sei, nehme ihn nicht auf. Die Apostel Jakobus und Johannes seien empört und „schlagen Jesus vor, diese Menschen zu bestrafen, indem er Feuer vom Himmel fallen lässt“.

Jesus lehne den Vorschlag nicht nur ab, sondern weise die beiden Brüder zurecht. Sie wollten ihn in ihre Rachegelüste hineinziehen, und er lasse sich nicht darauf ein. Das „Feuer“, das er auf die Erde bringen wollte, „ist die barmherzige Liebe des Vaters“.

Jakobus und Johannes hingegen hätten sich von ihrem Zorn überwältigen lassen. Das passiere auch uns, „wenn wir, obwohl wir Gutes tun, vielleicht mit Opfern, statt eines Willkommens eine verschlossene Tür vorfinden“. Dann entstehe Zorn: „wir versuchen sogar, Gott selbst einzubeziehen, indem wir himmlische Strafen androhen“.

Jesus hingegen gehe einen anderen Weg, den der festen Entschlossenheit, die keineswegs mit Härte gleichzusetzen sei, sondern mit Ruhe, Geduld und Langmut, ohne dass auch nur im Geringsten im Engagement für das Gute nachgelassen werde. Diese Art des Seins zeuge nicht von Schwäche, sondern im Gegenteil von einer großen inneren Stärke. Sich in der Not vom Zorn überwältigen zu lassen, sei leicht, es sei dies instinktiv. Schwierig hingegen sei es, sich selbst zu beherrschen, so wie es Jesus getan habe, der „in ein anderes Dorf ging“. Das bedeute, dass wir uns, wenn wir Verschlossenheit feststellten, ohne Schuldzuweisungen an anderer Stelle Gutes tun müssten. Auf diese Weise helfe uns Jesus, gelassen zu sein, „zufrieden mit dem Guten, das wir getan haben, und nicht nach menschlicher Anerkennung zu suchen“.

„Und wo stehen wir?“, fragte Fanziskus: „wenden wir uns angesichts von Meinungsverschiedenheiten und Missverständnissen an den Herrn und bitten ihn um seine Standhaftigkeit, Gutes zu tun? Oder suchen wir die Bestätigung im Beifall und sind am Ende verbittert und nachtragend, wenn wir ihn nicht hören?“.  Manchmal glaubten wir, dass unser Eifer auf ein Gefühl der Gerechtigkeit für eine gute Sache zurückzuführen sei, aber in Wirklichkeit sei es meistens nichts anderes als Stolz, gepaart mit Schwäche, Anfälligkeit und Ungeduld:

„Bitten wir also Jesus um die Kraft, ihm gleich zu werden, ihm mit fester Entschlossenheit zu folgen. Nicht nachtragend und intolerant zu sein, wenn Schwierigkeiten auftreten, wenn wir uns für das Gute einsetzen und andere es nicht verstehen“.

 


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