Gottesdienst-Präfekt bedauert "Kämpfe" um Liturgie in der Kirche

21. Juni 2022 in Weltkirche


Kontroverse um "Alte Messe" für designierten Kardinal Roche eine "Tragödie" - "Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte immer die Form der Liturgie geregelt, die sie für eine bestimmte Zeit für angemessener hielt"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Leiter der vatikanischen Gottesdienstbehörde, Erzbischof Arthur Roche (72), hat erneut zu Widerständen in Teilen der Kirche gegen Liturgiereformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) Stellung genommen. Die Kontroversen und "Kämpfe" bei diesem Thema seien eine "Tragödie", bedauerte er in einem aktuellen Interview mit Radio Vatikan; "denn die Eucharistie ist ihrem Wesen nach das Sakrament, das die ganze Kirche eint", betonte der britische Erzbischof, dessen Aufnahme in das Kardinalskollegium Papst Franziskus für Ende August angekündigt hat.

Es gebe "ein" liturgisches Gesetz, das helfe, die Lehre der Kirche weiterzugeben, sagte Roche. "Die Reform der Liturgie ist also eine sehr wichtige Angelegenheit und auch nichts, was man als Option betrachten sollte." Der Individualismus und Relativismus nach dem Motto "Ich bevorzuge dies", sei eine der Herausforderungen der heutigen Zeit, fügte der Kurienpräfekt hinzu. Die Feier der Messe sei jedoch keine Sache persönlicher Wahl. "Wir feiern als Gemeinschaft, als die gesamte Kirche, und die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte immer die Form der Liturgie geregelt, die sie für eine bestimmte Zeit für angemessener hielt."

Hintergrund der Aussagen ist die anhaltende Debatte um die sogenannte "Alte Messe". Papst Franziskus hatte vor einem Jahr mit dem Erlass "Traditionis custodes" die in der Liturgiereform nach dem Zweiten Vaticanum etablierte "ordentliche Form" der Messe als "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Messritus festgelegt. Die 2007 im Pontifikat von Benedikt XVI. in größerem Umfang erlaubte "außerordentliche Form" von 1962 in lateinischer Sprache und mit dem Rücken zum Kirchenvolk darf demnach nur noch unter besonderen Voraussetzungen gefeiert werden.

In der Kirchengeschichte habe es auch früher Streitpunkte gegeben, etwa bei der Frage der Kelchkommunion, erinnerte, Roche. "Doch nie gab es über die Liturgie eine Kontroverse in der Art und Weise, wie wir sie heute erleben. Zum Teil, weil es nie zuvor zwei Versionen des Römischen Messbuchs gab."

Im Interview verwies Roche auch auf den Innsbrucker Jesuiten, Liturgiker und Konzilsberater Josef Andreas Jungmann (1889-1975). Dieser habe in seinen Studien gezeigt, wie die Messe im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde, um den Bedürfnissen der Zeit zu entsprechen. Der Widerstand dagegen sei "eine ziemlich ernste Angelegenheit", so der designierte Kardinal.

"Alles, was stattfindet, ist also die Regulierung der früheren Liturgie des Missales von 1962, indem die Förderung dieser Liturgie gestoppt wird", hielt Roche zum Papst-Erlass über die "Alte Messe" fest: "Denn es war klar, dass das [Zweite Vatikanische, Anm.] Konzil, die Bischöfe des Konzils, unter der Inspiration des Heiligen Geistes, eine neue Liturgie für das vitale Leben der Kirche vorschlugen. Und das ist wirklich sehr wichtig. Sich dem zu widersetzen, ist etwas, das wirklich sehr ernst ist."

Copyright 2022 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


© 2022 www.kath.net