Der Höhepunkt der eucharistischen Rede Jesu

6. Mai 2022 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Im Sakrament der Eucharistie zeigt Jesus uns im besonderen die Wahrheit der Liebe, die das Wesen Gottes selbst ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Freitag der dritten Osterwoche – der Höhepunkt der eucharistischen Rede Jesu. Die Eucharistie ist die Quelle und der Höhepunkt des Glaubens, der Sendung der Kirche. Benedikt XVI., wie sein Vorgänger Johannes Paul II. – der eucharistische Papst.

Das eucharistische Sakrament – die Speise der Wahrheit (Sacramentum Caritatis, nachsynodales Apostolisches Schreiben über die Eucharistie - Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche, 22. Februar 2007, 2):

„Im Altarssakrament kommt der Herr dem als Abbild Gottes (vgl. Gen 1,27) geschaffenen Menschen entgegen und wird sein Weggefährte. In diesem Sakrament macht sich der Herr nämlich zur Speise für den Menschen, der nach Wahrheit und Freiheit hungert. Da allein die Wahrheit uns wirklich frei machen kann (vgl. Joh 8,36), macht sich Christus für uns zur Speise der Wahrheit. In scharfsinniger Kenntnis der menschlichen Wirklichkeit hat der hl. Augustinus verdeutlicht, wie der Mensch sich freiwillig, und nicht unter Zwang, regt, wenn er auf etwas bezogen ist, das ihn anzieht und in ihm ein Verlangen erweckt. Als der heilige Bischof sich dann fragt, was den Menschen wohl letztlich im Innersten bewegen könne, ruft er aus: „Wonach verlangt die Seele denn brennender als nach der Wahrheit?“ [2] Tatsächlich trägt jeder Mensch das unstillbare Verlangen nach der letzten und endgültigen Wahrheit in sich. Darum wendet sich Jesus, der Herr, „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) dem schmachtenden Herzen des Menschen zu, der sich als dürstender Pilger fühlt, dem Herzen, das sich nach der Quelle des Lebens sehnt, dem Herzen, das um die Wahrheit ringt. Jesus Christus ist ja die Person gewordene Wahrheit, die die Welt an sich zieht. „Jesus ist der Polarstern der menschlichen Freiheit; ohne ihn verliert sie ihre Ausrichtung, denn ohne die Erkenntnis der Wahrheit entartet die Freiheit, sie isoliert sich und wird zu steriler Willkür. Mit Jesus findet sich die Wahrheit wieder.“

Im Sakrament der Eucharistie zeigt Jesus uns im besonderen die Wahrheit der Liebe, die das Wesen Gottes selbst ist. Diese im Evangelium begründete Wahrheit geht jeden Menschen und den ganzen Menschen an. Die Kirche, die in der Eucharistie ihre lebensnotwendige Mitte findet, bemüht sich darum unablässig, allen zu verkündigen, daß Gott Liebe ist, ob man es hören will oder nicht (vgl. 2 Tim 4,2). [4] Gerade weil Christus für uns zur Speise der Wahrheit geworden ist, wendet sich die Kirche an den Menschen und lädt ihn ein, das Geschenk Gottes frei anzunehmen“.

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Evangelium vom Freitag der dritten Osterwoche (Joh 6,52-59):

„Jesus hielt also jene Rede, um der Menschenmenge Illusionen zu nehmen, und vor allem, um seine Jünger zu einer Entscheidung zu veranlassen. Tatsächlich folgten ihm von da an viele unter diesen nicht mehr nach“.

Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben, sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Diese Worte sprach Jesus, als er in der Synagoge von Kafarnaum lehrte.

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Benedikt XVI., Angelus am 19. August 2012:

Der abschließende Höhepunkt der Rede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum, nachdem er am vorhergehenden Tag Tausenden von Menschen mit nur fünf Broten und zwei Fischen zu essen gegeben hatte:

Jesus offenbart den Sinn jenes Wunders, daß nämlich die Zeit der Verheißungen erfüllt ist: Gottvater, der die Israeliten in der Wüste mit dem Manna gesättigt hatte, hat nun ihn, den Sohn, als wahres Brot des Lebens gesandt, und dieses Brot ist sein Fleisch, sein Leben, hingegeben als Opfer für uns. Es geht nun darum, ihn mit Glauben aufzunehmen und dabei keinen Anstoß an seinem Menschsein zu nehmen; es geht darum, »sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken« (vgl. Joh 6,54), um die Fülle des Lebens in sich zu haben. Es ist offensichtlich, daß diese Rede nicht gehalten wird, um Zustimmung zu erlangen. Jesus weiß dies, und er hält sie absichtlich; und tatsächlich war das ein kritischer Moment, eine Wende in seiner öffentlichen Sendung.

Die Menschen und die Jünger waren begeistert von ihm, wenn er wunderbare Zeichen wirkte; und auch die Vermehrung der Brote und der Fische war eine klare Offenbarung, daß er der Messias war, so daß die Menge Jesus unmittelbar darauf im Triumph fortführen und zum König Israels ausrufen wollte. Doch nicht dies war der Wille Jesu, der gerade durch diese lange Rede die Begeisterung dämpft und viel Ablehnung hervorruft. Während er das Bild des Brotes erklärt, sagt er nämlich, daß er gesandt worden ist, um sein Leben hinzugeben, und wer ihm folgen will, muß sich auf persönliche und tiefe Weise mit ihm vereinen und an seinem Liebesopfer Anteil haben.

Aus diesem Grund wird Jesus beim Letzten Abendmahl das Sakrament der Eucharistie einsetzen: damit seine Jünger in sich seine Liebe haben – das ist entscheidend – und wie ein einziger mit ihm vereinter Leib in der Welt sein Heilsgeheimnis fortsetzen können. Als die Menschen diese Rede hörten, verstanden sie, daß Jesus nicht die Art von Messias war, den sie wollten, nämlich einen Messias, der nach einem irdischen Thron strebte. Er suchte keine Zustimmung, um Jerusalem zu erobern; in die Heilige Stadt wollte er vielmehr gehen, um das Los der Propheten zu teilen: für Gott und für das Volk das Leben hingeben. Jene für Tausende von Menschen gebrochenen Brote sollten keinen Triumphzug auslösen, sondern das Kreuzesopfer ankündigen, in dem Jesus Brot wird, Leib und Blut, die zur Sühne geopfert werden. Jesus hielt also jene Rede, um der Menschenmenge Illusionen zu nehmen, und vor allem, um seine Jünger zu einer Entscheidung zu veranlassen. Tatsächlich folgten ihm von da an viele unter diesen nicht mehr nach.

Liebe Freunde, auch wir wollen uns erneut von den Worten Christi in Erstaunen versetzen lassen: Er, Weizenkorn, das in die Furchen der Geschichte geworfen wurde, ist Erstlingsgabe der neuen Menschheit, befreit vom Verderben der Sünde und des Todes. Wir wollen erneut die Schönheit des Sakraments der Eucharistie entdecken, das die ganze Demut und die Heiligkeit Gottes zum Ausdruck bringt: sein Kleinwerden, Gott macht sich klein, Fragment des Universums, um alle in seiner Liebe zu versöhnen. Die Jungfrau Maria, die der Welt das Brot des Lebens geschenkt hat, lehre uns, immer in tiefer Einheit mit ihm zu leben.

 


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