Ukraine: unbewaffneter Priester von russischen Truppen erschossen

5. April 2022 in Weltkirche


Pfr. Rostyslav Dudarenko wollte mit einem erhobenen Kreuz an die Moral der Russen appellieren. Die ukrainische Staatsanwaltschaft dokumentiert eine wachsende Zahl mutmaßlicher Kriegsverbrechen.


Yasnohorodka/Ukraine (kath.net/aleteia/mk) Der Priester war unbewaffnet. Er hielt ein Kreuz über seinem Kopf und rannte den russischen Truppen entgegen, in der Hoffnung, an ihre moralischen Instinkte als Mitchristen zu appellieren, damit sie das kleine Dorf in Ruhe ließen. Dennoch wurde er auf der Stelle erschossen.

Die Rede ist von Pfarrer Rostyslav Dudarenko, einem Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine, der am 5. März in Yasnohorodka, einem kleinen Dorf etwa 40 km westlich von Kiew, zivilen Freiwilligen dabei half, einen Kontrollpunkt am Ortseingang zu bewachen. Als er erfuhr, dass drei russische Panzer in das Dorf eingedrungen waren, machte er sich gemeinsam mit einigen anderen auf die Suche nach den Invasoren. Ein Augenzeuge berichtete der BBC, dass sie sich zunächst im Gras versteckten, um sich den Panzern wenn nötig zu stellen. Bei der Ankunft am Kontrollpunkt eröffneten die russischen Truppen das Feuer und versuchten, die im Gras verborgenen Verteidiger mit den Panzern zu überrollen.

Als die Panzer auf die Straße zurückkehrten, verließ Pater Dudarenko sein Versteck und versuchte wie eingangs erwähnt, die Angreifer zu stoppen. Der Augenzeuge berichtete, dass die Schüsse direkt auf den unbewaffneten Priester gerichtet waren. Er selbst kam mit einer Verletzung davon, weil ukrainische Soldaten im letzten Moment rettend eingriffen. Ein Freund von Pater Dudarenko beschrieb ihn als freundlichen und optimistischen Menschen, weshalb er den Mut aufgebracht habe, sich den Russen entgegenzustellen.

Dieser Bericht reiht sich ein in mittlerweile tausende mutmaßliche Kriegsverbrechen seitens der russischen Armee in der Ukraine. Die ukrainische Generalstaatsanwältin, Iryna Venediktova, verwies gegenüber der BBC darauf, dass solche Fälle für eine zukünftige strafrechtliche Verfolgung dokumentiert würden. Sollte innerhalb der Ukraine keine Anklage möglich sein, würden die Verfahren an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag weitergegeben werden.

Der UN-Flüchtlingshochkommissar bestätigte, dass seit Beginn der Invasion über 1.000 Zivilisten in der Ukraine getötet wurden, und noch eine größere Zahl verletzt. Das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs definiert als strafbare Kriegsverbrechen unter anderem schwere Verstöße gegen die in einem Krieg anwendbaren Gesetze und Gebräuche, beispielsweise vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung, auf zivile Objekte oder auf Gotteshäuser.

 

A 6-year-old Ukrainian boy stands next to his mother’s grave in the backyard of his family’s house.

? AP Photo/Rodrigo Abd pic.twitter.com/rcpBMWWV1F

— Visegrád 24 (@visegrad24) April 5, 2022

© 2022 www.kath.net