Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten. Für die Zeit der Apostasie

18. März 2022 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun? Wenn man beschließt, dass Gott ‚tot’ ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Freitag der zweiten Woche der Fastenzeit: das Gleichnis von den bösen Winzern – eine ergreifende Drohrede Christi, die vor allem in dieser Zeit der (synodalen) Wirrnis, Häresie Apostasie und des Krieges besonderes Gehör finden sollte: „und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun?“.

„ Nationen, die einst reich an Glauben und Berufungen waren, verlieren mittlerweile unter dem Einfluss einer verderblichen und zerstörerischen modernen Kultur zunehmend ihre Identität. Es gibt Menschen, die beschlossen haben, daß »Gott tot ist«, und sich selbst zu »Gott« erklären und glauben, die einzigen Schöpfer ihres Schicksals und die Herren der Welt zu sein“.

Evangelium vom Freitag der zweiten Woche der Fastenzeit (Mt 21, 33-43.45-46):

Das Gleichnis von den Winzern

Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, wieder einen anderen steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.

Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diese bösen Menschen vernichten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / er ist zum Eckstein geworden; / vom Herrn ist das geschehen / und es ist wunderbar in unseren Augen? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches Gottes bringt. [...]

Als die Hohepriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach. Sie suchten ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten die Menge, weil sie ihn für einen Propheten hielt.

Benedikt XVI., 5. Oktober 2008: aus der Predigt zur heiligen Messe anlässlich der Eröffnung der XII. Ordentlichen Vollversammlung der Weltbischofssynode unter de Thema »Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche«:

Was in diesem Abschnitt aus dem Evangelium beklagt wird, stellt unsere Art zu denken und zu handeln in Frage; es stellt vor allem eine Anfrage dar an die Völker, denen das Evangelium verkündet worden ist. Wenn wir die Geschichte betrachten, so werden wir nicht selten die Kälte und den Widerstand inkonsequenter Christen feststellen müssen. Infolgedessen mußte Gott, ohne jemals sein Heilsversprechen zurückzunehmen, oft auf Züchtigungen zurückgreifen. Unwillkürlich denkt man in diesem Zusammenhang an die erste Verkündigung des Evangeliums, aus der anfänglich blühende christliche Gemeinden hervorgingen, die dann verschwanden und heute nur in den Geschichtsbüchern Erwähnung finden. Könnte das nicht auch in unserem Zeitalter geschehen? Nationen, die einst reich an Glauben und Berufungen waren, verlieren mittlerweile unter dem Einfluß einer verderblichen und zerstörerischen modernen Kultur zunehmend ihre Identität. Es gibt Menschen, die beschlossen haben, daß »Gott tot ist«, und sich selbst zu »Gott« erklären und glauben, die einzigen Schöpfer ihres Schicksals und die Herren der Welt zu sein. Wenn der Mensch sich Gottes zu entledigen versucht und sich nicht mehr von ihm das Heil erwartet, dann glaubt er, das tun zu können, was ihm gefällt. Er wird sich zum alleinigen Maß seiner selbst und seines Handelns machen. Aber wird der Mensch dann wirklich glücklich, wenn er Gott aus seinem Horizont fernhält, Gott für »tot« erklärt? Wird er dadurch wirklich freier? Wenn die Menschen um jeden Preis ihr eigener Herr sein wollen und sich zu den einzigen Herren über die Schöpfung erheben, können sie dann wirkliche eine Gesellschaft aufbauen, in der Freiheit, Gerechtigkeit und Friede herrschen? Ist es dann nicht eher so – wie es ja die täglichen Nachrichten immer wieder zeigen –, daß sich die Willkür der Macht, egoistische Interessen, Unrecht, Ausbeutung und Gewalt in all ihren Ausdrucksformen ausbreiten? All das wird dann letztlich dazu führen, daß sich der Mensch noch einsamer fühlt und die Gesellschaft immer gespaltener und orientierungsloser wird.

Die Worte Jesu bergen eine Verheißung in sich: Der Weinberg wird nicht zerstört werden. Während er die untreuen Winzer ihrem Schicksal überläßt, wendet sich der Gutsbesitzer nicht von seinem Weinberg ab, und er vertraut ihn seinen anderen treuen Knechten an. Dies zeigt uns: Wenn der Glaube in einigen Gegenden schwächer wird und unterzugehen scheint, dann wird es immer andere Völker geben, die bereit sind, ihn anzunehmen. Eben deswegen sichert uns Jesus mit den Worten von Psalm 118 zu, daß sein Tod nicht die Niederlage Gottes bedeutet: »Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden« (V. 22). Nach seinem Tod wird er nicht im Grab bleiben. Ganz im Gegenteil: Das, was eine völlige Niederlage zu sein schien, bezeichnet den Anfang eines endgültigen Sieges. Auf sein schmerzvolles Leiden und seinen Tod am Kreuz folgt die Herrlichkeit der Auferstehung: Der Weinberg wird auch weiterhin Wein hervorbringen, und der Gutsherr wird ihn »an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit abliefern« (Mt 21,41).

Das Bild vom Weinberg mit all seinen moralischen, lehrmäßigen und spirituellen Auswirkungen kehrt im Bericht vom Letzten Abendmahl wieder, als der Herr bei seinem Abschied von den Aposteln sagt: »Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt« (Joh 15,1–2). Ausgehend vom Osterereignis wird die Heilsgeschichte also eine entscheidende Wende erfahren, deren Protagonisten jene »anderen Winzer« sein werden, die »wie auserlesene Triebe in Jesus eingepflanzt sind, als wahre Reben, die reiche Früchte ewigen Lebens bringen« (Tagesgebet). Unter diesen »Winzern« sind auch wir, eingepflanzt in Christus, der selbst zum »wahren Weinstock« werden wollte. Beten wir, daß der Herr, der uns in der Eucharistie sein Blut und sich selbst schenkt, uns helfen möge, »Frucht zu bringen« für das ewige Leben und für unsere heutige Zeit.


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