„Die Liebe heilt!“ - „Das Lächeln meiner Patienten ist mehr wert als Möbel und Gemälde“

12. April 2022 in Chronik


Vor 95 Jahren starb der heilige Arzt und Wissenschaftler Giuseppe Moscati - Als Wissenschaftler war er einer der ersten Ärzte, der seine zuckerkranken Patienten mit Insulin behandelt. Von Elmar Lübbers-Paal


Rom (kath.net) Noch heute wird von wundersamen Heilungen bei hoffnungslosen Krankheitszuständen berichtet, die der Fürsprache Giuseppe Moscatis zugeschrieben werden. Ist dies nicht gerade ein Hoffnungszeichen für unsere Zeit? Ein Blick auf das Leben und Wirken dieses Arztes kann uns zeigen, worauf es auch heute noch ankommt.

Als siebtes von neuen Kindern wird der Junge am 25. Juli 1880 in Benevento in der Region Kampanien, Süditalien, in die Familie eines Juristen und späteren Richters und seiner adelig geborenen Frau Rosa De Luca dei Marchesi di Roseto geboren. In der Pfarrkirche San Marco erhält er, bei seiner Taufe, am 31. Juli desselben Jahres, die Namen Giuseppe, Maria, Carlo, Alfonso. Von 1881 bis 1887 lebt die Familie in Ancona, da der Vater dorthin versetzt wird. Es ist die Zeit, in der sich eine, vom Glauben nicht viel haltende, Wissenschaftsgläubigkeit breit macht. Die Eltern tief-fromm, leben ihren Kindern einen unerschütterlichen Glauben vor und geben ihnen so das Fundament eines katholischen Bollwerkes gegen den unchristlichen, freidenkerischen Ungeist mit.

„Wissenschaft und Glaube schließen sich nicht aus.“

Noch bevor Giuseppe 1889 in das Gymnasium eintritt, siedelt die Familie nach Neapel über. Eine Stadt voller Gegensätze – was sich auch in den sozialen Schichten mit ihren unterschiedlichen Lebenssituationen widerspiegelt. In der Oberschicht feiert man sich selbst mit den modernen Errungenschaften, die das Leben so angenehm machen. Auf der anderen Seite sind die Elendsviertel, die „normale“ Bürger nicht nur meiden, weil sie dort beklaut werden könnten, sondern, weil man sich die miserablen hygienischen Zustände und die ausgezehrten Hungerleiber, nicht zumuten möchte. Auch wenn die Familie Moscati zur privilegierten Oberschicht gehört, bleibt sie stets fest im Glauben und bei dem, was daraus folgt: die gelebte Caritas! Schon in seiner Jugendzeit legt der junge Giuseppe ein Keuschheitsgelübde ab. Er nimmt den Wissensstoff mit Freuden auf und wird ein glänzender Schüler. Sein Medizinstudium beginnt er schließlich im Oktober 1897 an der Universität von Neapel, die einen hervorragenden Ruf genießt und voll auf der Höhe ihrer Zeit lehrt. Dennoch, der Freigeist an der Universität zeigt sich in der Vergötterung des wissenschaftlichen Naturalismus. Der Mensch sei nur ein Teil der verstandesmäßig greifbaren Natur. Von einem Schöpfergott wird nicht geredet. Dies macht Moscati Sorgen. Sein Vater ist es, der ihn bei seinem Grübeln auf das Krankenhaus Incurabili (Hospital der Unheilbaren) aufmerksam macht.

„Jede Prüfung ist auch eine Gelegenheit“

Der angehende Mediziner merkt, er muss sich entscheiden: Entweder die rein diesseitsorientierten Lehren aus den Schriften Feuerbachs, Haeckels und Büchners zu eigen machen, oder standhaft ein Christ sein, der bereit ist, als Außenseiter zu gelten. Moscati entscheidet sich, ganz bewusst, für Letzteres! Seine Kraftquelle, auch für die philosophischen Auseinandersetzungen, die er zu führen hat, ist die tägliche Teilnahme an der Frühmesse. Während die meisten Menschen noch schlafen, kniet er schon in der Heiligen Messe. Eine Gewohnheit, die er bis zu seinem letzten irdischen Tag beibehält. Giuseppe liest viel und eignete sich ein ungemein großes Wissen über Krankheiten und ihre Ursprüngen an. Er versteht den Mensch stets als Körper-Geist-Seele-Einheit.

„Der Schmerz ist ein Hilfeschrei dem man mit Liebe und Empathie begegnen muß“

Giuseppe läßt sich von den Patienten ihre Symptome genaustens beschreiben und spricht tröstend und aufbauend mit ihnen. Das ist ganz und gar unüblich und ruft Spötter, manchmal auch Neider auf den Plan, denn seine Diagnosen sind so präzise, dass er nicht nur Mitstudenten, sondern sogar die Professoren in Erstaunen versetzt. Seine Promotion erfolgt 1903. Er beginnt seine Tätigkeit im Krankenhaus der Unheilbaren, St. Maria del Popolo. Für Giuseppe Moscati sind die Kranken weit mehr als kranke Körper.  Sein Ausspruch: „Die Kranken sind Gestalten JESU CHRISTI; unsterbliche, göttliche Seelen, die man der Vorschrift des Evangeliums nach wie sich selbst lieben soll“, gibt eindrucksvoll Zeugnis von seinem christlich-humanistischen Denken und Handeln.

„Es ist nicht die Wissenschaft, sondern die Barmherzigkeit, die die Welt verändert“

Herausragend ist sein Einsatz 1906, als der Vesuv ausbricht und viele Menschen in Lebensgefahr schweben. Geistesgegenwärtig läßt er sich zu einem Krankenhaus in der unmittelbaren Gefahrenzone, nach Torre del Greco, bringen und sorgt persönlich für dessen Evakuierung. Als sich kein Arzt und Feuerwehrmann mehr in das Hospital traut, da der Zusammenbruch des maroden Hauses absehbar scheint, geht Moscati mit wenigen Freiwilligen hinein und bringt alle noch darin befindlichen Patienten, die teilweise noch an ihren Betten fixiert sind, in die rettende Freiheit.

„Liebe ist nie vergebens - sie kommt immer zurück“

Kaum hat er als Letzter das Krankenhaus verlassen, bricht das Dach durch die übergroße Aschelast und den Lavaregen des Vulkans zusammen. Moscati sorgt persönlich dafür, dass alle Helfer, die ihr eigenes Leben, für das der Schwerstkranken und Behinderten, hintenan stellen, eine Auszeichnung für ihren selbstlosen Einsatz bekommen, er untersagt jedoch, seinen Namen auf die Heldenliste zu setzen. Da immer mehr Arme ihn aufsuchen, die er kostenlos behandelt, richtet er eine Hausarztpraxis ein. Es ist überliefert, dass er oft Rezepte ausstellt und sogleich das Geld für die notwendigen Medikamente den Patienten mit in die Hand drückt. Sind Hilfesuchende mangelernährt, schreibt er statt eines Rezepts eine Einkaufsliste und legt auch wieder die Geldscheine bei.

„Das Lächeln meiner Patienten ist mehr wert als Möbel und Gemälde“

Seine Nächstenliebe geht soweit, dass er sogar das Inventar seiner Wohnung verkauft, um das Geld für seine Patienten zu haben. Weitere Heldentaten des engagierten Arztes sind seine legendären Rund-um-die-Uhr-Einsätze bei der Cholera-Epidemie 1911. Als Wissenschaftler ist er einer der ersten Ärzte, der seine zuckerkranken Patienten mit Insulin behandelt. Hintergrund dabei ist wohl auch, dass seine Mutter 1914 an Diabetes stirbt.

„Wir können dem Bösen nicht ausweichen, wir müssen uns ihm stellen!“

Während des Ersten Weltkrieges behandelt Giuseppe, ohne auf seine eigene Gesundheit Rücksicht zu nehmen, mehr als 3000 Soldaten. Unzählige verdanken seinem beherzten Eingreifen ihr Leben. Muss er sie nicht operieren, verfasst er tröstende Gedichte für die Kriegsversehrten. Die ganzheitliche Gesundheit der Kranken ist sein stetes Ziel. Giuseppes Aufmerksamkeit gilt besonders den Armen und Sterbenden. Seinen atheistischen Professor stand er im Todeskampf – er sackte bei einem Vortrag zusammen – bei, und betete mit ihm noch das Reuegebet. Moscati übernimmt damit schon seelsorgliche Aufgaben. Wie wichtig ihm das Seelenheil der Menschen ist, bezeugt seine Ermahnung gegenüber einem Schwerstkranken: „Ich rate Ihnen, lassen Sie den Pfarrer rufen. Denn zuerst muß man an das Heil der Seele denken, dann an das Heil des Leibes“.

Seine eigene angeschlagene Gesundheit nicht achtend, stirbt er am Nachmittag des 12. April 1927 in seinem Sessel, nachdem er, wie täglich, an der Heilige Messe teilnimmt, im Krankenhaus seinen Dienst versieht und in seiner Hausarztpraxis alle Patienten zu Ende behandelt.

Elmar Lübbers-Paal

Wer mehr über diesen Heiligen Arzt erfahren möchte, dem sei das Buch „Giuseppe Moscati – Das Leben eines heiligen Arztes“ über fe-medien.de und der Film „Die Liebe, die heilt“ empfohlen. Der Film kann in deutsch kostenlos über die Internetplattform „youtube“ abgerufen werden. 


© 2022 www.kath.net