Bankrott der Seelsorge: Die deutschen Bischöfe und ihr neues „Seelsorgspapier“

10. März 2022 in Kommentar


„An Stelle des Priestertums sind neue, unbestimmte Formen von ‚Leitung‘ gerückt, die natürlich im ‚Team‘ stattfinden. Dass in diesen ‚Teams‘ Priester praktisch keine Rolle mehr spielen, versteht sich von selbst.“ Gastkommentar von Joachim Heimerl


Wien-Bonn (kath.net) Wer noch daran gezweifelt haben sollte, dass die deutschen Bischöfe in puncto „Glaube und Verkündigung“ grosso modo nichts mehr zu sagen haben, möge einen Blick in das neueste Papier zur Seelsorge werfen.

Um es vorwegzunehmen: Es ist tatsächlich nur eines von vielen völlig überflüssigen „Papieren“ und als solches schlicht das „Papier“ nicht wert, auf dem es gedruckt wird. Eine Bankrotterklärung und weiter nichts.

Der Text des „Papiers“ liest sich dementsprechend nur wie die dröge und reichlich abgeschmackte „Vision“ eines Dax-Unternehmens, das sich - vergeblich - auf dem Markt der Beliebigkeiten zu positionieren versucht.

Wer dagegen bei „Seelsorge“ etwa noch an Priester oder Sakramente denkt, der wird herb enttäuscht.

Von Priestern ist praktisch keine Rede mehr, abgesehen von der Warnung vor einem „selbstreferenziellen, klerikalistischen Denken“ - was immer das heißen mag.

Ein Wort des Dankes für die Priester oder aber zur Ermutigung zum priesterlichen Dienst - Stichwort „Berufungspastoral“: Fehlanzeige.

An die Stelle des Priestertums sind hier neue, freilich unbestimmte Formen von „Leitung“ gerückt, die natürlich ausnahmslos im „Team“ stattfinden. Dass in diesen „Teams“ Priester praktisch keine Rolle mehr spielen, versteht sich nahezu von selbst.

Kurz und gut: Uns Priester braucht man nicht mehr, es gibt ja auch genug Laien – pardon: Ich meine natürlich „Lai*innen“.

Wer nicht so recht weiß, was man sich neuerdings unter diesem Begriff in der „Seelsorge“ vorstellen soll, der sei hier aufgeklärt: Darunter versteht man gemeinhin jene „Seelsorger*innen“, die mit „Damenalbe“ und buntem Halstücherl, am liebsten in Regenbogenfarben, vor allem sich selbst verkünden.

Diese „Seelsorger*innen“ sind es dann auch, von denen das „Papier“ der deutschen Bischöfe nahezu hymnisch spricht.

Diese sind es aber eben auch, die einer Studie zufolge am weitesten vom katholischen Glauben entfernt sind. Immerhin: 80 Prozent der hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter teilen nicht mehr den Glauben der katholischen Kirche, und zwar überhaupt nicht! – Erst im letzten Jahr etwa ist in Potsdam eine „Seelsorger*in“ aus der Kirche ausgetreten, nachdem sie seit Jahren den Glauben aufgegeben, die Gläubigen aber weiters „seelsorgerisch“ beglückt hatte.

Im „Seelsorgspapier“ findet man dazu erwartungsgemäß kein Wort. Kein Wunder: In Deutschland ist es längst die Regel geworden, das „Seelsorger*innen“ einen schrägen Glauben predigen und im Sinne eines neuen Klerikalismus - den man in diesem Fall natürlich nicht so nennen darf - dabei hauptsächlich von einem ausgehen: von sich selbst. Jesus Christus scheint dagegen keine wirkliche Rolle mehr zu spielen, vom Glauben der Kirche ganz zu schweigen.

Wer hier meinen möchte, dies sei übertrieben, dem sei Folgendes aus der Praxis gesagt:

In München hat man beispielsweise erst im letzten Jahr seitens des Ordinariates zu einem Workshop „Gottesdienst für Frauen - das Wasser als Symbol für unser Frauenleben“ eingeladen. Wer hier auch nur im Entferntesten daran gedacht hat, dass mit dem „Wasser“ vielleicht Jesus Christus gemeint sein könnte, der ging fehl: Das Wasser blieb reines Wasser und wurde nur esoterisch „aufgeschwurbelt“. Und auch die Nachfrage beim Generalvikar, wie derartig neuheidnische Umtriebe innerhalb der Kirche möglich sein könnten, blieb erwartungsgemäß unbeantwortet.

Dazu passt auch, dass - abermals auf dem Gebiet der Erzdiözese München - gegenwärtig eine Pfarre allen Ernstes nur noch von „Lai*innen“ geleitet wird, was man dort einen „Versuch“ nennt, um nicht nicht allzu sehr mit dem Kirchenrecht zu kollidieren.

Diese „Lai*innen“ bringen es dann beispielsweise in der eucharistischen Anbetung tatsächlich so weit, nur noch über „das heilige Brot“ zu philosophieren: Von Jesus Christus, gegenwärtig im Sakrament des Altares, hört man dagegen nicht ein einziges Wort!

Was aber, so fragt man sich, kann man denn noch von einer Diözese erwarten, deren Erzbischof erst jüngst bei der Vollversammlung der Bischöfe zwielichtig vom „Tisch des Brotes“ gesprochen und damit offensichtlich das Sakrament der Eucharistie gemeint hat? - Ich denke, man darf mit Fug und Recht sagen: nicht allzu viel.

Dass es – wiederum in München – dann auch „Seelsorger*innen“ schließlich fertig bringen, Kranke mit Duftölen (wer braucht heute noch die Krankensalbung?) zu beschmieren und ihnen frei von der Leber weg die eigenen – natürlich höchst paganen – Auffassungen vom Sterben und ewigen Leben aufzutischen, das verwundert eigentlich niemand mehr.

Von all dem und noch mehr schweigt das „Seelsorgspapier“ der deutschen Bischöfe natürlich. Gleichwohl hat es all dies aber auch in der Zukunft zu verantworten. Wer das dann noch „katholisch“ nennen mag, der kann dies freilich tun. – Eine „römisch-katholische“ Seelsorge stellt sich aber sicher nicht nur ein einzelner Priester anders vor.

Dr. Joachim Heimerl (siehe Link) ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.


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