„KatholischMitAngst“ sind immer mehr jene Mitarbeiter, die den ganzen Glauben der Kirche teilen

8. März 2022 in Kommentar


„Übersehen werden jene kirchlichen Mitarbeiter, die noch mehr als je zuvor mit Angst unterwegs sind: Priester, Pastoralreferenten, Gemeindereferenten, die den ganzen Glauben der Kirche teilen, auch die Sexuallehre.“ Gastbeitrag von Filius ecclesiae


Linz (kath.net) Die Initiative „OutInChurch. Für eine Kirche ohne Angst“, in der sich 125 Mitarbeiter der Kirche als queer bekannt und sich für eine Veränderung des Arbeitsrechtes hinsichtlich ihrer gelebten Beziehungen eingesetzt hatten, zog weite Kreise. So folgte als stellvertretendes Beispiel für bundesweit weitere Aktionen eine Solidaritätserklärung kirchlicher Mitarbeiter im Erzbistum Freiburg unter dem Namen „KatholischOhneAngst“. Mit ihrer Unterschrift unterstützen über 2700 (!) kirchliche Mitarbeiter und Religionslehrer die Initiative OutInChurch und deren Manifest mit Forderungen wie die Änderung der Lehre der Kirche zur menschlichen Sexualität. Wer sich auf der „KatholischOhneAngst“-Internetseite umschaut, kann am Ende der Solidaritätserklärung eine Ermutigung derjenigen kirchlichen Mitarbeiter finden, die sich noch nicht mittels Unterschrift solidarisch mit der OutInChurch-Initiative gezeigt haben.

Wahrscheinlich wird sich die Gruppe derer, denen eine solche Solidaritätserklärung gilt, nun ohne Angst vor der Entlassung im kirchlichen Dienst bewegen können, umso mehr, da zahlreiche Bischöfe und Generalvikare arbeitsrechtliche Konsequenzen ausgeschlossen haben.

Was aber leider übersehen wird, ist, dass es eine Minderheitengruppe kirchlicher Mitarbeiter gibt, die noch viel mehr als je zuvor eher katholisch mit Angst unterwegs ist und das nicht ohne Grund. Es könnte je nachdem auf einen Stellenwechsel hinauslaufen, wenn man vor Ort in Gremien tätig ist, die  gesamtkirchlich betrachtet Sonderwege gehen. Die erwähnte Minderheit umfasst diejenigen Priester, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, die den ganzen Glauben der Kirche teilen, also auch die Sexuallehre. Diese Mitarbeiter konnten schon bisher so gut wie nie bestimmte Glaubenswahrheiten in aller Offenheit verkünden, wie zum Beispiel die der Letzten Dinge, aber wenn, dann vorsichtig und taktisch klug und dann doch mit einer gewissen Furcht vor etwaigen Reaktionen; eine solche kann der Mittelaltervorwurf sein, oder die Behauptung, man lese die Bibel unaufgeklärt, oder man verkünde ein falsches Gottesbild. Wann hat man in den letzten Jahrzehnten je etwas von der Hölle, vom Fegefeuer, vom Teufel gehört? Oder dass die Heilige Messe auch ein Opfer ist? Welcher Pfarrgemeinderat, welches Gremium will sich mit solchen Glaubensthemen auseinandersetzen?

Die katholische Sexuallehre ist ebenso ein massiv beschwiegener Bereich, wenn man ihr wahrhaft katholisch begegnen will. Als pastoraler Mitarbeiter brauchte man schon bisher einen immensen Mut, diese zu thematisieren. Man stelle sich eine Diskussion an einem Erstkommunionelternabend über Humanae Vitae vor! Diese kann man sich gar nicht schlimm genug vorstellen. Welche Antwort kann ein glaubenstreuer Religionslehrer oder Pastoralreferent einem Schüler geben, der ihn  danach fragt, wie er zur Homoehe steht? Ist es noch möglich, darauf angstfrei zu antworten? Bei einer Diskussion mit Firmanden kann es sehr gut sein, dass das Thema Sexualität aufkommt. Wird dieser kirchliche Mitarbeiter den Mut haben, den Jugendlichen auf bestmögliche Weise die Hinordnung menschlicher Sexualität auf die Ehe darzulegen, oder die Keuschheit als Tugend in diesem Bereich zu bewerben? Wenn zwei junge Leute, die Veranwortung in der Jugendarbeit tragen, außerehelich zusammenleben, wird er irgendetwas dazu sagen? Wenn er etwas sagt, dann kann man sich bestimmte Szenarien ausmalen. Findet vor Ort eine Segnungsfeier für alle statt, also auch für gleichgeschlechtliche Paare, wird der katholisch im besten Sinne des Wortes gebliebene Mitarbeiter sehr viel Mut zur Kritik brauchen, denn man könnte ihm unterstellen, etwas gegen die Liebe zweier Menschen zu haben.

Die oben beispielhaft für zahlreiche weitere Solidaritätsaktionen angeführte Unterschriftenaktion lässt alleine durch den Druck der großen Zahl der Teilnehmer eine lehramtstreue Verkündigung im Bereich menschlicher Sexualität zu einem Akt des Heroismus werden. Wer will denn schon als unsolidarisch gebrandmarkt werden, wenn er sagt, dass praktizierte Sexualität ihren Ort in der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau hat? So viel Selbstaufopferung wird man kaum erwarten können.

Wenn nun vielfach Angst- und Diskriminierungsfreiheit in der Kirche gefordert wird, dann braucht es dringend eine Aktion „KircheOhneAngst“ für lehramtstreue Mitarbeiter der Kirche. Am besten noch unterstützende Worte und Solidaritätserklärungen von Bischöfen und Generalvikaren. Vielleicht sollte sich das ZdK mit dieser unterdrückten Gruppe von Mitarbeitern auseinandersetzen, die unter Umständen mit Konsequenzen für ihre Arbeitsstellen rechnen müssen, falls ihnen vor Ort signalisiert wird, dass man es so katholisch gar nicht haben will.


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