Der Herr lässt die Krüge nicht ungefüllt.

12. März 2022 in Jugend


Kultiviere Deine geistigen Sinne. Werde frei von der Verhaftung auf Irdisches. Werde frei mithilfe des Beistandes, den Dir Gott zur Seite gestellt hat: Der Heilige Geist - Die Jugendkolumne von kath.net- Von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Ich habe gerade ein Bild von großen, alten und schweren Tonkrügen in meinen Gedanken und ich hoffe, Du jetzt auch. Weißt Du was? Der Herr lässt die Krüge nicht ungefüllt.

Manchmal ist es Wasser, das er einfüllt. Manchmal Wein. Manchmal Wein, obwohl wir dachten, es sei Wasser. Manchmal schmeckt der Trunk beim ersten Schluck unerwartet bitter. Manchmal lässt uns der Geschmack an Essig denken. Und manchmal kommt uns der Krug selbst dann noch leer vor, wenn der Herr ihn bereits gefüllt hat und zu uns spricht: „Nehmet und trinket!“

Ich vermute, Du hast inzwischen zumindest schon eine Vorahnung, dass ich nicht von bloßen Getränken spreche, die uns der Herr einschenkt. Ich spreche von mehr – von Dingen, die den Blick des geistigen Auges erfordern oder beispielsweise den geistigen Geschmackssinn kitzeln.

Hast Du Dich schon einmal mit den geistigen Sinnen befasst? Ich denke vereinfacht könnte man sagen, durch die geistigen Sinne kommt Gott in Kontakt mit dem Menschen und der Mensch kann Gott durch diese geistigen Sinne wahrnehmen. Wie sich die leiblichen Sinne auf materielle Güter beziehen, so beziehen sich die geistigen Sinne auf ein geistiges Gut. Nun ist es doch so, dass bei den leiblichen Sinnen das jeweilige Organ dem Gegenstand entsprechend sein muss – damit meine ich, dass das Auge sieht während der Tastsinn es beispielsweise ermöglicht die Beschaffenheit einer Oberfläche zu fühlen. Ähnlich ist es bei den geistigen Sinnen: Der Mensch braucht ein gottähnliches Herz, frei von der Bindung an Körperliches, an Materielles.

Ich denke wir sind blind geworden, natürlich nicht jeder, aber so in der Gesamtheit gesehen. Und ich denke, wir sind nicht nur blind geworden, sondern haben auch einige unserer anderen Sinne eingebüßt. Einige unserer geistigen Sinne.

Warum fällt es uns oft schwer Schönheit zu sehen? Ich behaupte, weil unser geistiges Auge oft nicht mehr Gott schaut, nicht mehr unter dem Schein seiner Gegenwart betrachtet. Warum verstummt die Stimme der Wahrheit und der Gerechtigkeit im Menschen? Ich behaupte, weil wir das rechte Hören als Prinzip der Gotteskindschaft und damit verbunden auch der Menschlichkeit verloren haben. Und so verhält es sich meiner Meinung nach auch mit den anderen geistigen Sinnen und der Vergessenheit Gottes in unserem Leben, in unserer Gesellschaft, auf dieser Welt.

Kehren wir zurück zu meiner ersten Aussage: Der Herr lässt die Krüge nicht ungefüllt.

Wir sehen und hören es so oft in der Bibel: „Wer bittet, der empfängt.“ (Mt 7,8) Denken wir an die Hochzeit zu Kana als Jesus die leeren Krüge mit dem besten Wein füllt, der auf dieser Hochzeit ausgeschenkt wurde. Denken wir an den verlorenen Sohn, dessen Vater ein Fest feiert obwohl der Sohn sich nicht mehr der Kindschaft würdig erachtet und als Tagelöhner des Vaters fungieren möchte. Denken wir an die Speisung der 5000 als das hörende Volk hungrig wurde und Gott für sie sorgte.

Denken wir auch an jene Beispiele aus unserem eigenen Leben, in denen der Herr unsere Krüge gefüllt hat. Und hierbei möchte ich dich ans Kreuz erinnern: Christus, der erbat, dass der Kelch an ihm vorüberziehen möge. Christus, der Essig zu trinken bekam.

Gott füllt unsere leeren Krüge immer, wenn wir bitten. Aber er füllt sie nicht immer auf die Art und Weise, die wir erhoffen oder die wir –  aufgrund unserer eigenen Pläne oder Vorstellungen von Gott – gar von ihm erwarten. Er füllt sie, aber nicht immer so, wie wir wollen.

Und jetzt fordere ich Dich heraus: Kultiviere Deine geistigen Sinne. Werde frei von der Verhaftung auf Irdisches. Werde frei mithilfe des Beistandes, den Dir Gott zur Seite gestellt hat: Der Heilige Geist. Nutze diesen Beistand und Du wirst erkennen, dass egal, was Dein Krug enthält – es gut ist, solange Du zulässt, dass sich Gottes Willen in Deinem Leben verherrlicht. Der bittere Kelch, den Jesus trinken musste, brachte Dir das Leben, die Möglichkeit auf ewiges Leben. Nimm das als Veranschaulichung dafür, dass selbst Essig unter dem Licht Gottes zu süßem Wein werden kann. Blicke um Dich mit dem geistigen Auge. Lass Dich von dem herrlichen Duft der Wahrheit Gottes betören und deine Geschmacksknospen für die Pracht des ewigen Himmelreichs öffnen. Lebe im Diesseits immer für das Jenseits, immer mit und für Gott.


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