Dr. Püttmann zeigt Flagge! Kevelaer auch.

22. Februar 2022 in Kommentar


Oder: Warum "Sodom" weiterhin kein Pilgerziel für Katholiken sein darf ... Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Ja, ich bekenne zerknirscht: Auch an meinem Heimatort Kevelaer lese ich manchmal jene kuriose Webseite, deren Themen nicht mehr katholisch sind, die sich aber so ähnlich nennt, mit dem nationalen Anhängsel DE versehen. Mit einigen Tagen Verspätung stieß ich dort auf einen jener wackeligen Standpunkte, die dort so gern "vertreten" werden. Der Autor, der in Bonn residiert, wie auch die Redaktion, wagt es diesmal, das Wort "Lügen" in die Schlagzeile zu setzen. Man konnte hoffen, dass endlich einmal ein persönliches Bekenntnis folgt: "Hier habe ich gelogen, da habe ich Freunde verraten; meine ganze Kampagne "gegen rechts" ist eine Lüge, die in einer persönlichen Tragik wurzelt ..." Nichts dergleichen! Wieder nur Anklage und Lamento.

Die Aussagen, die Andreas Püttmann konfessionspolitisch hinausposaunt, markieren seit einiger Zeit in etwa die Grenze des im deutsch-katholischen Apparat mutlos Sagbaren. Das Fähnchen immer im Wind, aber mit dem Anspruch, dessen Richtung zu drehen. Jetzt "die Flagge" aufzuziehen, markiert also gerade keine Tapferkeit vor dem Feind, der angeblich "rechts" steht. Es gibt Feinde des Christentums, die rechts stehen. Es gab sie in Deutschland und anderswo und es wird sie auch in Zukunft geben. Aber niemand steht a priori rechts, der es wagt, gegenüber der herrschenden Homo-Ideologie noch einige Fragezeichen anzubringen. Auch tummeln sich in der "Szene" durchaus auch rechte Recken, was die organisierten Interessenvertreter der Community allerdings geflissentlich mit Schweigen übergehen. So wie es kein "schwules Gen" gibt, so gibt es auch kein "linkes Gen". Es ist nunmal nicht alles Wissenschaft, was heute als humaner Erkenntnishorizont feilgeboten wird.

In meiner Generation, auch im katholischen Milieu, war es längst, und für fast alle, zur Selbstverständlichkeit geworden, jenen Minderheiten mit Respekt und Toleranz zu begegnen; manchmal, wo es angebracht ist, auch mit Mitleid, beispielweise bei ungerechter Verfolgung durch kirchliche Behörden. Die gab es und die gibt es; wobei hier und heute Zielscheibe zumeist der "rechte", also nur rechtgläubige Katholik ist, oder der traditionsnahe Priester. Da ist das früher "crimen pessimum" genannte Delikt bisweilen immer noch Handhabe, um einen Störer der diözesanen Selbst-Betriebsamkeit ruhigzustellen.

In Köln und München werden Gutachten vorgestellt, die eine widerlich hohe Zahl homosexueller Taten offenbaren, begangen zumeist nicht an Kindern, sondern an männlichen Heranwachsenden und jungen Erwachsenen. Aber angeblich ist es derzeit wichtiger, so einige Bischöfe und Generalvikare, den 'grausam bedrängten' Homosexuellen im kirchlichen Arbeitssektor die Angst vor Diskriminierung und vor allem vor "Kündigung" zu nehmen. Wer eine derart pathologische Angst vor Kündigung haben muss, der hat in der freien Welt anscheinend gar keine Aussicht auf Broterwerb und muss deswegen in der bösen Kirche sein tristes Dasein fristen? Diese makabre Umkehr der Prioritäten wirft immer noch ein grelles Licht auf die Motive dafür, früher sexuelle Untaten "unter den Teppich" zu kehren. Die Motivlage ist beinahe identisch und kaum ein Fortschritt zu erkennen: Die Bistumsspitzen stellen sich schützend vor ihre Mitarbeiter, weil anscheinend nur deren Interessen noch zählen. Früher wurde die Heiligkeit des Priesters öffentlich aufrechterhalten, auch wenn der tief gefallen war. Heute wird die flagrante Unkeuschheit unter Naturschutz gestellt, auch dann, wenn sie Wort und Weisung Jesu Christi frontal verhöhnt. Denn man findet ja sonst keine Beschäftigten mehr!

Es gibt Aspekte, die gehören auf den Prüfstand. Die Engführung der "Loyalitätspflichten" auf das sehr breit interpretierte 'Sechste Gebot' war noch nie das Gelbe vom Ei. Im kirchlichen Dienst treiben Apostaten, Häretiker und Schismatiker ihr teuer bezahltes Unwesen und haben nichts zu befürchten, außer wenn ... Das war und ist nicht vermittelbar. Um die vorbildliche Lebenshaltung des Kirchenfunktionärs, ob Kleriker oder Laie, ist es auch dann schlecht bestellt, wenn er ein Geizhals, Heuchler, Intrigant, Verleumder oder Wüterich ist, ein Faultier oder ein Eitler Pfau. (Wie heißt der weibliche Pfau? Auch die Damen im Generalvikariat können eitel sein.)

Aber zurück zu Püttmanns 'Priesterlügen': Im Bereich der Priesterausbildung ist nicht selten "auf Teufel komm raus" gelogen worden, keine Frage. Offen oder heimlich homophile Ausbilder begünstigen die hübschen Kerlchen, oder die zumindest "ansprechbaren" Weicheier, während die reinen Frommen hinausgeekelt werden. Dabei muss es gar nicht zum Äußersten gekommen sein. Mancher Spiritual oder Subregens schickte nur seine Gedanken auf die Reise, sodass es keine Kussfotos im Internet geben kann.

 

Anders als vom 'spin doctor' insinuiert: Gott beruft nicht höchstpersönlich in den priesterlichen Dienst. Es ist gerade nach katholischem Kirchenrecht, das deutsche Bischöfe mit Wonne ignorieren, nicht erst seit dem CIC von 1983, keine Privatoffenbarung erwünscht; weshalb auch das Quengeln mancher Frau, sie sei so sehr "berufen", letztlich nicht zählt. Ein Kandidat meldet Interesse an. Er behauptet also, von Christus (nicht vom Ausbilder!) angesprochen zu sein. Er prüft sich, kommt zu diesem oder jenem Ergebnis. Aber auch der kirchliche Obere prüft: Berufen? Geeignet? Dann folgt die Zustimmung der zuständigen Stelle. Das ist die furchtbare Objektivität kirchlicher Verfahren, die dennoch von schwerwiegenden Irrtümern nicht frei sind. Die Kirche des Westens hat in zähem Ringen das Kriterium durchzusetzen unternommen, dass ihre Priester enthaltsam leben sollen. Zölibat heißt nicht nur, auf die Ehe zu verzichten, sondern eine höchstpersönliche "Umwertung der Werte" zu wagen, bei der insbesondere die Ausübung der Sexualität, allerdings mit ihr auch die anderer heidnischer Begierden (Geld, Macht ...), auf den untersten Rang verwiesen wird. Das ist im heute typischen homosexuellen Lebensentwurf weithin nicht beabsichtigt. Im Gegenteil. Was in der Ehe als Ehebruch missbilligt wurde, das ist für die erdrückende Mehrzahl der Schwulen, nicht ganz so exzessiv bei Lesben, wie man hört, nicht nur die Regel, sondern angestrebt: Diese Ausübung der Sexualität ist erwünscht, über alle Grenzen und Normen hinweg, gesteigert bis hin zum Suchtverhalten. Bekämpft wird auch, wer überhaupt noch irgendeine höhere Moral ins Feld führt. Wer so leben will, in der offenen Gesellschaft, der mag es tun: Aber nicht als Priester. Also: zuerst gelogen hat der Weihekandidat, der vorgetäuscht hat, als Schwuler enthaltsam leben zu wollen. Mildernde Umstände gelten, falls er sich das selber nur vorgelogen hat. Gelogen hat auch der Ausbilder, der den Kandidaten zur Weihe empfahl, darum wissend, dass "die Karriere" mit einem Meineid beginnt. Gelogen haben freilich auch die systematischen Vertuscher, die den nahen Zusammenhang von homosexueller Praxis und zahlreichen Missbrauchstaten vernebelt haben und diesen Lügennebel auch heute noch weiter nähren, wo doch Aufklärung desselben offizielles Desiderat sein soll.

 

Der angefeindete Dariusz Oko nennt ähnliche Fakten wie der gefeierte Frederic Martel ("Sodom"). Ersterer versucht, die Umwandlung des katholischen Klerus in eine selbstrituelle "gay profession" abzubremsen; zweiterer konstatiert, der Klerus sei weithin schon seit langem nichts anderes mehr, speziell in Rom. Gut möglich, dass wir der Wurzelsünde nachkonziliarer Katastrophen damit gefährlich nahe gekommen sind.

Man muss differenzieren: Wer in den Klerus hineingelangt ist, ob als Lügner oder nicht, soll gern als Priester tätig bleiben, solange er fromm, gläubig und seeleneifrig wirkt und sich vor Unzuchtstaten aller Farbvarianten in Acht nimmt. Wer gefallen ist, soll wieder aufstehen. Aber es muss doch das Ziel bleiben, als Priester - im umfassenden Sinn - untadelig vor Gott zu stehen, ihn zu lieben und ihm zu dienen; und so: auch den Menschen. Ein Klerus, der nicht mehr von Gott spricht, dafür aber umso offensiver seine sexuellen Bedürfnisse in alle Richtungen bewirbt, serviert sich selber ab, vor aller Augen. "Die Rettung" ist mehr Zölibat, nicht weniger; jedenfalls wenn es um das Priestertum Christi geht: Freilich eingebettet in einen radikalen Lebensentwurf nach dem Maßstab des Evangeliums, nicht nur als eine anachronistische Absonderlichkeit, inmitten einer geilheitsüberfluteten Unkultur.

Lieber Andreas, Du überspringst immer wieder die sittliche Fragestellung, die so leicht nicht beiseitegewischt werden kann. Gibt es sittliche Normen für Sexualität oder nicht? Wenn ja, wo sind die Grenzen? Die neulich im Presseclub noch eben schnell hingehauchte Aussage, dass bereits "die Norm verletzt", führt nicht weiter. Die Norm bestimmt, was eine Normverletzung ist. "Gott hat mich nunmal als Mörder geschaffen", hätte man beispielsweise Adolf Eichmann in Jerusalem nicht als Rechtfertigung durchgehen lassen. Um nur einen Extremfall derer zu nennen, die meinen "sich treu" bleiben zu sollen. "Sich treu" bleiben darf auch nicht der Kinderschänder. Ähnliches gilt sogar für lässliche Sünden des Alltags. Auch diesen soll niemand treu bleiben. Der Christ ist zwar dazu aufgerufen, auch dann seinem Gewissen zu folgen, wenn es irrt. Aber es kann irren! Daher bedarf es einer Norm, die, über mehrere Zwischenstufen, letztlich in der Göttlichen Offenbarung wurzelt, die eben nicht nur eine göttliche Komödie sein kann. Manche christliche Normen sind unverrückbar, etwa die, die das Ehesakrament umschreiben. Abweichungen von dieser göttlichen Stiftung bleiben defizitär, auch wenn die bürgerliche Ehe des 19. Jh. nicht mehr das Ideal dieser Zeit ist. Einen Pilgerweg nach Sodom werden ehrliche Katholiken auch im 21. Jh. also nicht beschreiten.

Diese Einsicht gestattet abschließend noch einen Seitenblick auf mein vielgeliebtes Kevelaer am Niederrhein. Auch an diesem Pilgerort zur Gottesmutter hat man schon die Regenbogenflagge erblicken müssen, noch nicht am Priesterhaus, aber am Alten Rathaus. Die Epoche der Bekenner hat begonnen! Der noch junge Bürgermeister von der SPD muss manchmal zeigen, dass er nicht nur ein treuer Sohn der Kirche ist, sondern auch ein Kind seiner Zeit. So weit, so gut. Aber wenn ich nicht irre, wird genau heute, am Festtag der Kathedra Petri, der Rat der Stadt beschließen, die vormals einem Bischof gewidmete Straße in "Kastanieneck" umzubenennen. Man kam nicht einmal auf die Idee, die Straße nach Bischof Théas von Lourdes zu benennen, dem Pax Christi-Bischof, der Kevelaer seit 1948 verbunden war. Man will auch nicht den hl. Arnold Janssen ehren, der in der Nachbarstadt Goch geboren ist. Der ganze katholische Sound muss weg. Bistum und Klerus enthalten sich der Stimme. Nur eine mutige Seniorin tritt noch, unter dem Beifall weniger, offen für das Andenken an Heinrich Maria Janssen ein. Der war Pfarrer und Wallfahrtsrektor in Kevelaer, bevor er Bischof von Hildesheim wurde. Er ist Ehrenbürger von Kevelaer, angesichts seiner unbestrittenen Verdienste dort. Auch davon distanziert man sich. Warum nur?

Ich weiß nicht, ob Janssen ein 175-er war, wie sein Bistum munkeln lässt. Man nannte "solche" nach dem Paragraphen im Strafgesetzbuch, der bis 1969 in Geltung war (später nur noch eingeschränkt). Ich glaube es nicht und es interessiert mich auch nicht. Beweise gegen ihn gibt es nicht. Falls der Ehrenbürger schwul war und auch tätig, dann müsste doch in der heutigen Stimmung jede Bischofsstadt eine Bischof-Janssen-Straße einrichten oder wenigstens ein kleines Plätzchen unter Kastanien nach ihm benennen. Aber hier bekennt man in die Gegenrichtung! Er hat in seiner Amtszeit "vertuscht" oder "nicht aufgeklärt". Also: damnatio memoriae, hinfort aus dem Gedächtnis! Die "deutsche Kirche" durchlebt eine panische Epoche, angeführt von kopflosen Bischöfen, beherrscht von den Ansprüchen so genannter "Mitarbeiter", die, tausend Meilen von der katholischen Religion entfernt, ihr Wohlleben zum Neuen Evangelium machen wollen. Da muss man einmal mehr an den führenden Strafrechtler Thomas Fischer erinnern, der ausgerechnet bei SPIEGEL online schon mehrfach Einhalt geboten hat. So nicht! Ich schließe mich seiner Wertung an und ergänze: Eine Kirche, die bunte Propaganda von "katholisch.de" nötig hat, die ist schon lange verloren.


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