Keine Atempause – Schisma wird gemacht

14. Februar 2022 in Kommentar


Die mahnenden Worte des Nuntius auf der Versammlung sind nicht nur ungehört verhallt, sie wurden mit Empörung zurückgewiesen. Das verwundert nicht, denn man will sich nicht aufhalten lassen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

„Keine Atempause – Geschichte wird gemacht, es geht voran…“, so sang im Jahr 1982 die Gruppe Fehlfarben. Schmissig im Rhythmus und dystopisch im Text, schmetterte der Hit aus den Lautsprechern: Da fallen Spacelabs vom Himmel, Berge explodieren, B- Helden werden Weltherrscher. In den Tagen nach der jüngsten Versammlung des synodalen Weges von DBK und „ZdK“ schlich sich dieser Ohrwurm mehr und mehr in den Kopf. Keine Atempause – Schisma wird gemacht – es geht voran. Bischöfe und Domkapitel verpflichten sich alle möglichen Dinge zu tun. Es geht voran. Ordensfrauen wittern Morgenluft, noch Priesterinnen zu werden. Es geht voran. Synodalräte übernehmen die Macht in den Diözesen und bestimmen, wer Bischof sein darf. Es geht voran.

Wie im Rhythmus dieses vierzig Jahre alten Liedes und nicht minder dystopisch kommt es einem vor, wenn man sieht, mit welcher Geschwindigkeit die Bistümer das sechste Gebot im Arbeitsrecht abschaffen wollen. Etwas mehr als nur ein wenig dystopisch wirkt es, wenn Bischöfe tatsächlich glauben, die Zeichen der Zeit als theologischen Erkenntnisort etablieren zu können. Das ist Relativismus in Reinkultur. Mehr noch, die Generalsekretärin der DBK redet davon, dass Glaubenswahrheiten ein Verfallsdatum haben können. Ewige Wahrheiten? Göttliche Offenbarungen? Weg damit. Es geht voran.

Es gab, alle, die es gesehen und erlebt haben, werden sich vielleicht auch in zehn oder zwanzig Jahren noch daran erinnern. Vor Beginn der Versammlung des synodalen Weges fiel von Seiten der „ZdK“- Präsidentin die subtile Drohung, man werde die Sitzung unterbrechen, sollten Texte in zweiter Lesung nicht die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe bekommen. Insider sprachen davon, dass der synodale Weg beendet gewesen wäre, wäre der Orientierungstext durchgefallen. Gesetzt den Fall, das wäre wahr, dann hätten es die Bischöfe in der Hand gehabt, das – im übrigen auch exorbitant teure - Schmierentheater mit einem Knopfdruck zu beenden. Weder der Glaubenssinn des Gottesvolkes noch die Zeichen der Zeit können in der im Orientierungstext beschriebenen Weise als theologische Erkenntnisorte beschrieben werden. Mit diesem Irrtum wäre zugleich der ganze schismatische Weg abgeräumt worden.

Keine Frage, das Geheule und Gejaule mit den damit einhergehenden Drohszenarien der Veröffentlichten Meinung im Chor mit ungläubigen Kirchenangestellten und akademischen Theologen wäre enorm gewesen und es ist nicht sicher, ob jeder Bischof in Deutschland diesem Druck hätte standhalten können. Nun sind „hätte“ und „wäre“ sowie alle nur denkbaren Konjunktive nicht mehr als spekulative Erwägungen. Fakt ist: Die Bischöfe haben mit Zweidrittelmehrheit dem Irrtum in der Kirche und der Dekonstruktion ihres eigenen Amtes zugestimmt. Der Synodalismus nimmt nun auf allen Ebenen der Kirche in Deutschland ihren Lauf und wird die Einheit untergraben. Es geht voran.

Die Kirche, die wir im Credo bekennen hat vier Attribute. Sie ist einig, heilig, katholisch und apostolisch. Der synodale Weg hat der Kirche noch das Attribut synodale Kirche beigegeben und viele Amtsträger sprechen schon davon, wie z.B. der Erzbischof von München und Freising, sein Amt sei synodal. Damit verbunden ist dann auch die Frage, ob ein Bischof im Amt bleibt oder nicht. Der Erzbischof von Bamberg schlug bereits vor, Bischöfe nach sieben Jahren zu evaluieren und gegebenenfalls abzusetzen.

Die mahnenden Worte des Nuntius auf der Versammlung sind nicht nur ungehört verhallt, sie wurden mit Empörung zurückgewiesen. Das verwundert nicht, denn man will sich nicht aufhalten lassen. Im Erzbistum Paderborn, in dem im kommenden Jahr der Erzbischof gehalten ist, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten, hat das Metropolitankapitel bereits erklärt, eine Gruppe von Laien an der Wahl des kommenden Erzbischofs zu beteiligen. Unklar ist, wie es sich mit den Verschwiegenheitspflichten der an der Wahl eines Bischofs beteiligten verhält. Unklar ist auch, ob es auf so einem Weg überhaupt zu einer legitimen Bestellung eines Bischofs kommen kann. Da letztendlich der Papst den Bischof ernennt, muss auch der Papst entscheiden, ob er einen auf solch fragwürdigem Wege gewählten Bischof ernennt.

Keine Atempause- Schisma wird gemacht. Atemlos ist man, wie wenig Zeit sich die einzelnen kirchlichen Instanzen lassen, solche durch und durch fragwürdigen Beschlüsse einer völlig unverbindlichen Phantasieveranstaltung umzusetzen. Man denke an so manche lehramtliche Entscheidung aus Rom. Beispielsweise ist die Instruktion „Redemptionis Sacramentum“ aus dem Jahr 2004 in deutschen Diözesen bis heute nicht umgesetzt und mehr noch, es werden zahlreiche Verstöße dagegen neu eingeführt. Selbst auf der Versammlung des synodalen Weges wurde in der Eucharistiefeier unter anderem gegen RS 65 verstoßen. In diesem Doppelschritt, lehramtliche Texte zu ignorieren und Texte der unverbindlichen umstrittenen Veranstaltung ad hoc umzusetzen liegt tatsächlich ein wesentlicher Teil des Dramas der Kirche in Deutschland. Mehr und mehr wird die Einheit aufgegeben. Auch auf die Gefahr hin, dem Leser nun einen Ohrwurm verpasst zu haben, wird das Lied von Fehlfarben aus dem Jahr 1982 immer mehr zur Hymne des Geschehens in der Kirche im Jahr 2022. Keine Atempause -Schisma wird gemacht. Es geht voran.


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