„Mädchen unerwünscht“ – wo bleibt der Aufschrei der Feministinnen?

19. Jänner 2022 in Prolife


Abtreibungen aufgrund des Geschlechts, oft gewaltsam erzwungen, führen in Indien und China schon zu massiven gesellschaftlichen Verwerfungen. Gehandelt dagegen wird leider kaum.


Neu-Delhi (kath.net/LifeNews/mk) In Indien wurden in den letzten 50 Jahren Schätzungen zufolge 46 Millionen Mädchen durch eine Abtreibung nur aufgrund ihres Geschlechts getötet, wie die New York Post berichtet. Wo bleiben die Aufschreie der Feministinnen? Diese Diskriminierung verletzt auch die Mütter, die oft von ihrer Familie zur Abtreibung gedrängt oder sogar gewaltsam gezwungen werden. Der Guardian berichtet von einer 40-Jährigen aus Mumbai, die wegen ihrer Familie in einem Jahr acht Abtreibungen von Mädchen über sich ergehen lassen musste. „Familien wollen um jeden Preis einen Sohn. Um jeden Preis! Wenn ich sterbe, wird mein Mann morgen wieder heiraten, in der Hoffnung, dass die nächste Frau ihm einen Sohn gebären wird“, erzählt eine andere Inderin.

Prem Chowdhry, ein emeritierter Universitätsprofessor, der sich gegen solche „geschlechtsselektiven“ Abtreibungen einsetzt, erklärt die Hintergründe dieser schrecklichen Tradition. Mädchen würden ihre Herkunftsfamilie nach der Heirat verlassen. Da sie darüber hinaus eine Mitgift „kosten“, werde die Geburt eines Mädchens als unerfreuliche Verpflichtung angesehen. Obwohl die indische Regierung die vorgeburtliche Untersuchung auf das Geschlecht hin schon 1994 verboten hat, erfolgen solche Untersuchungen im Untergrund nach wie vor. Die Auswirkungen lassen sich an den Geburtenzahlen ablesen, die eine massive Kluft zwischen den Geschlechtern offenbaren: im Jahr 2016 kamen auf 100 geborene Buben nur 89 Mädchen.

Auch in China ist die Abtreibung aufgrund des Geschlechtes ein Problem, auch wegen der restriktiven Bevölkerungspolitik des kommunistischen Regimes. Dokumentationen zeigen, wie schwer es Männer oft haben, eine Frau zu finden, weil durch die Abtreibungen so viele Frauen in der Gesellschaft fehlen. Ein effektives Vorgehen gegen diese verwerflichen Praktiken fehlt großteils: der UN-Bevölkerungsfonds verurteilt zwar Abtreibungen aufgrund des Geschlechts in seinen Dokumenten, handelt aber nicht dagegen. In den Vereinigten Staaten verbieten nur einige wenige Bundesstaaten eine derartige Diskriminierung.


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