Der heilige Josef, der Nährvater Jesu

5. Jänner 2022 in Aktuelles


Franziskus: wahre Vaterschaft und Mutterschaft. Starker Appell für die Adoption. "Viele Paare haben keine Kinder, weil sie nicht wollen, oder sie haben eines und nicht mehr - aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen ..." - Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,20-21).

Erste Generalaudienz des Jahres 2022 mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum heiligen Josef fort. Die sechste Katechese stellte er unter das Thema: „Die Vaterschaft des heiligen Josef“.

Die Vaterschaft des heiligen Josef stand also im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Papstes. Die Evangelisten Matthäus und Lukas stellten ihn als den Nährvater Jesu dar und nicht als seinen biologischen Vater:

„Matthäus bringt dies zum Ausdruck, indem er im Stammbaum Jesu bei Josef das Verb ‚zeugen’ vermeidet, das für alle anderen Vorfahren gebraucht wurde; Josef wird vielmehr als ‚Mann Marias, von der Jesus geboren wurde’ (vgl. 1,16), beschrieben. Lukas bekräftigt dies, wenn er sagt, dass Jesus als ‚Sohn Josefs galt’ (vgl. 3,23)“.

Um dies besser zu verstehen, müsse man wissen, dass im Orient in der Antike die Adoption von Kindern viel häufiger als in der heutigen Zeit geschehen sei. Der Adoptivvater „hatte das Recht, dem Kind einen Namen zu geben und es so rechtlich als Sohn oder Tochter anzunehmen“.

Gemäß dem alten Verständnis „enthielt der Name die Identität einer Person selbst“. Josef „gibt dem Sohn Marias den Namen, der ihm von Gott durch seinen Engel geoffenbart wurde: Jesus, was bedeutet. Der Herr rettet, ‚denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen’ (Mt 1,22).

Als Nährvater Jesu sei der heilige Josef somit Vorbild für alle Eheleute, die in christlicher Liebe durch Adoption Kinder in ihre Familie aufnehmen wollen.

Es reiche nicht aus, ein Kind zu gebären, um zu sagen, dass man auch sein Vater oder seine Mutter ist: „Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man. Und man wird zum Vater nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übt er ihm gegenüber in einem gewissem Sinne Vaterschaft aus“ (Patris corde 7).

„Ich denke dabei vor allem an all diejenigen“, so Franziskus, „die sich auf dem Weg der Adoption für das Leben öffnen. Josef zeigt uns, dass diese Art von Bindung nicht zweitrangig ist, sie ist kein nachträglicher Einfall“.

Diese Art der Entscheidung gehöre zu den höchsten Formen der Liebe, der Vaterschaft und der Mutterschaft: „wie viele Kinder in der Welt warten darauf, dass sich jemand um sie kümmert! Und wie viele Ehepartner wünschen sich, Väter und Mütter zu sein, können es aber aus biologischen Gründen nicht; oder sie wollen, obwohl sie bereits Kinder haben, die Zuneigung ihrer Familie mit denjenigen teilen, die ohne sie geblieben sind.

Wir dürfen keine Angst haben, den Weg der Adoption zu wählen und das ‚Risiko’ einzugehen, Kinder aufzunehmen. Ich hoffe, dass die Institutionen immer bereit sein werden, in dieser Hinsicht zu helfen, indem sie das notwendige Verfahren ernsthaft überwachen, aber auch vereinfachen, damit der Traum so vieler Kinder, die eine Familie brauchen, und so vieler Ehepartner, die sich in Liebe hingeben wollen, wahr werden kann“.

Zum Schluss seiner Katechese betete Franziskus, dass sich niemand der väterlichen Liebe beraubt fühlen solle: „der heilige Josef möge seinen Schutz und seine Hilfe für die Waisenkinder ausüben und für die Paare, die sich ein Kind wünschen, Fürsprache einlegen. Hierfür beten wir:

Heiliger Josef, du, der du Jesus mit väterlicher Liebe geliebt hast, sei den vielen Kindern nahe, die keine Familie haben und sich nach einem Vater und einer Mutter sehnen. Unterstütze die Ehegatten, die keine Kinder bekommen können, und hilf ihnen, durch dieses Leiden einen größeren Plan zu entdecken. Sorge dafür, dass niemandem ein Zuhause, eine Bindung, eine Person fehlt, die sich um ihn oder sie kümmert. Und heile den Egoismus derer, die sich vor dem Leben verschließen, damit sie ihr Herz für die Liebe öffnen können. Amen.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Herzlich grüße ich die Gläubigen deutscher Sprache. Der heilige Josef sei uns allen Fürsprecher, auf dass wir beständig im bedingungslosen Vertrauen auf Gott, unseren Vater, wachsen, der uns immer mit seiner Weisheit und seiner Liebe führt.

 

Zitat aus der Ansprache:

Und auch heute, im Zusammenhang mit dem Waisendasein, gibt es einen gewissen Egoismus. Neulich sprach ich über den demografischen Winter, den wir heute erleben, dass die Menschen keine Kinder haben wollen, oder zumindest eines und nicht mehr. Und viele, viele Paare haben keine Kinder, weil sie nicht wollen, oder sie haben eines und nicht mehr - aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen ... Ja, Hunde und Katzen ersetzen Kinder. Ja, das bringt einen zum Lachen, das verstehe ich, aber es ist die Realität.

Und diese Verleugnung der Vater- und Mutterschaft setzt uns herab, nimmt uns die Menschlichkeit. Und so wird die Gesellschaft älter und unmenschlicher, weil der Reichtum der Vaterschaft und der Mutterschaft verloren geht. Und das Vaterland leidet, weil es keine Kinder hat und - wie einer mal etwas humorvoll sagte - ,und wer zahlt jetzt die Steuern für meine Rente, da es keine Kinder gibt?': er lachte, aber es ist die Wahrheit. Wer wird sich um mich kümmern?


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