"'Drittes Geschlecht' wurde bis heute nicht entdeckt, das wäre eine nobelpreis-würdige Sensation!"

31. Dezember 2021 in Interview


Evolutionsbiologe Prof. Kutschera im kath.net-Interview zum Thema: „Wie viele Geschlechter gibt es? - Transgender-Kult und Christliches Menschenbild.“ Von Christof Zeller-Zellenberg


Kassel (kath.net/czz) Im kath.net-Interview sagt der Evolutionsbiologe Prof. Kutschera: „Ein ‚Drittes Geschlecht‘ wurde bis heute nicht entdeckt, das wäre eine nobelpreis-würdige Sensation!§ Die Mode der sogenannten „Transgender-Bewegung“ hat mit der echten, seltenen Gender-Dysphorie kaum etwas zu tun. Es ist eine politische Agenda, die dem Irrglauben unterliegt, es gäbe mehr als zwei Geschlechter, und man könne sich das Männlich- oder Weiblich-Sein aussuchen. Menschen kommen zu über 99 % eindeutig männlich oder weiblich zur Welt, wir sind keine formbaren „Sozialen Konstrukte“, sondern tragen in unserem Genom Millionen Jahre Humanevolution mit uns – es ist sehr bedauerlich, dass derartige Ammenmärchen heute so weit verbreitet sind.

Der internationale Evolutionsbiologe und Physiologe Prof. Ulrich Kutschera hat in seinem aktuellen Buch „Strafsache Sexualbiologie. Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht, Verlag Tredition, Hamburg 2021“ ein breites Themenspektrum abgedeckt. Neben der Frage, wie ein Kind im Mutterleib entsteht (Zeugungsakt-Reproduktionsbiologie auf aktuellem Kenntnisstand), die biologischen Ursachen der Homosexualität (siehe https://www.kath.net/news/76658), dem Problem Pädophilie, der „Ehe für alle mit Adoptionsrecht“ und den Hintergründen des Strafverfahrens gegen den streitbaren Biologen, wird auch das Thema „Zweigeschlechtlichkeit-Transgender-Bewegung“ ausführlich abgehandelt. Unter Verweis auf John Moneys „Gender-Identitäts-Mythos“, den der Biowissenschaftler Kutschera als Betrug enttarnt, sollen nachfolgend grundlegende Fragen des Menschseins diskutiert werden.

kath.net: Herr Professor Kutschera, in Ihrem neuen Buch „Strafsache Sexualbiologie“ diskutieren Sie auch die „Transgender-Bewegung“ – was hat Sie dazu motiviert, dieses kontroverse Thema anzusprechen?

Prof. Dr. Ulrich Kutschera: Da der sogenannte „Sozialkonstruktivismus“, der auch als „Postmoderne Weltsicht“ bezeichnet werden kann, immer mehr um sich greift, war es geboten, diesen Transgender-Kult auf biowissenschaftlichem Niveau vorzustellen. Gemäß der Sozial-Konstruktivisten ist der Mensch kein natürliches Produkt der Evolution, sondern ein soziales Gebilde der Gesellschaft. Er kann somit sozial de- oder umkonstruiert werden, lautet das Dogma – also ein Mann kann gesellschaftlich-sozial zur Frau „umgebaut“ werden, und er/sie soll dann ein glückliches weibliches Leben führen können – eine Absurdität, die ich unter Anführung entsprechender Fakten widerlegt habe.

kath.net: Wie viele Geschlechter gibt es wissenschaftlich erkennbar wirklich?

Kutschera: In Kapitel 2 des „Strafsache-Buchs“ habe ich unter Verweis auf meine eigenen jahrzehntelangen sexualbiologischen Forschungen und Anführung zahlreicher aktueller Fachpublikationen belegt, dass es exakt zwei, und nicht mehr Geschlechter gibt. Männchen bringen Spermien, Weibchen Eizellen hervor, das ist ein 500 Millionen Jahre altes Gesetz der Evolutionsbiologie, das auch für den Menschen gilt.

Ein „Drittes Geschlecht“ wurde bis heute nicht entdeckt, das wäre eine nobelpreis-würdige Sensation!

kath.net: Wie beurteilen Sie das Problem von Menschen, die sich nicht klar dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zuordnen können? Sind derartige Phänomene natürlich und normal oder handelt es sich dabei um Fehlentwicklungen?

Kutschera: Die organismische Evolution ist ein blinder, zielloser Prozess, der nur Kompromisslösungen hervorbringen kann – perfekte Lebewesen gibt es nicht. Die evolutionär herausgebildete Zweigeschlechtlichkeit – d.h. der Sexualdimorphismus – „funktioniert“ mit einer Präzision von über 99 %.

Wir reden aber hier nicht über Intersex-, sondern über Trans-Personen, d.h. Menschen, die sich „im falschen Körper fühlen“, am besten untersucht sind XY-Trans-„Frauen“. Sie leiden unter einer Gender-Dysphorie. Daher benötigen sie professionelle Hilfe und deren Probleme müssen ernst genommen und behandelt werden.

kath.net: Nach christlichem Menschenbild sind wir als Mann oder Frau erschaffen, mit der Trans-Bewegung haben wir daher unsere Probleme. Welchen Zugang würden Sie als Atheist und Evolutionsbiologe den Christen hierzu empfehlen?

Kutschera: Einer der wichtigsten Evolutionsforscher nach Darwin, der russisch-amerikanische Biologe Theodosius Dobzhansky (1900–1975) hat einmal sinngemäß gesagt, der biblische Gott hätte durch die Evolution die Lebewesen hervorgebracht. Dieses Konzept einer „theistischen Evolution“ wird auch von anderen modernen Katholiken vertreten – ich würde das als Kompromisslösung vorschlagen.

Bei Trans-Personen hat die sekundäre Vermännlichung des primär weiblich angelegten Gehirns nicht funktioniert: Trans-XY-Menschen fühlen sich als Frau, sind aber anatomisch-physiologisch Männer. Das sind die nüchternen Fakten, die jeder Christ sicher in sein Weltbild aufnehmen kann.

kath.net: Die britische Professorin Kathleen Stock wurde kürzlich von Trans-Aktivisten aus dem Amt gemobbt – Ihnen ging es an der Universität Kassel ähnlich. Was sagen Sie zu diesem Druck im öffentlichen und mehr noch wissenschaftlichen Diskurs und Umfeld?

Kutschera: Die Mode der sogenannten „Transgender-Bewegung“ hat mit der echten, seltenen Gender-Dysphorie kaum etwas zu tun. Es ist eine politische Agenda, die dem Irrglauben unterliegt, es gäbe mehr als zwei Geschlechter und man könne sich das Männlich- oder Weiblich-Sein aussuchen. Frau Stock hat auf triviale biologische Fakten hingewiesen und wurde dafür auf das Übelste beschimpft, sodass sie entnervt ihre Stelle gekündigt hat. Ihre britische Universität hat aber zu ihr gehalten.

In meinem Fall an der Uni Kassel haben sich alle, vom Asta über die damalige Hochschulleitung, mit der Staatsanwaltschaft, gegen mich verbündet. Meine kath.net-Aussagen 2017 zur „Ehe für alle“ waren vielleicht etwas schroff formuliert aber, wie im „Strafsache-Buch“ dargelegt, zu 100 % sachlich korrekt. Kritische Themen, und dazu zählt auch die „Coronaviren-Problematik“, können heute kaum noch realwissenschaftlich-ergebnisoffen diskutiert werden – das ist ein bedauerlicher Rückschritt in das dunkel-dogmatische „Vor-Darwinische Mittelalter“.

kath.net: In Ihrem „Strafsache-Buch“ beschreiben Sie Diskussionen, die Sie an der kalifornischen Stanford-Universität mit einer Trans-Person geführt haben – was war das für eine Erfahrung?

Kutschera: Ich hatte die einmalige Gelegenheit, mit einer echten Trans-Person, Frau Lily Zheng, damals eine ca. 18 Jahre alte Studentin an dieser weltklasse-Uni, auf dem Campus mehrere lange persönliche Gespräche führen zu können. Sie finden Lily Zheng im Internet. Frau Zheng erzählte mir, dass sie als Junge zur Welt kam, dann aber ab dem ca. 13. Lebensjahr ganz starke weibliche Gefühle entwickelte – und schwer depressiv wurde; nach ärztlicher Beratung hat sich der XY-Junge einer Hormontherapie unterzogen. Frau Zheng sieht aus der Ferne aus wie eine Frau, hat aber eine männliche Stimme und zeigt maskuline Züge.

 Diese Erfahrung mit einer echten Trans-Person, die an Gender-Dysphorie litt, hat mir die Augen für dieses Problem geöffnet. An diesem Beispiel kann aber erkannt werden, dass die Gender-Dysphorie therapierbar ist.

kath.net: Nach den neuen Gesetzten in Deutschland, und anderswo, sollen Kinder bald ab 14 Jahren ihr Geschlecht wechseln können – auf Kosten des Steuerzahlers. Was sagen Sie dazu?

Kutschera: Neben der am Beispiel von Frau Lily Zheng beschriebenen, echten Gender-Dysphorie – eine seltene, krankhafte Disposition, die behandelt werden muss, gibt es die Modeerscheinung des Transgender-Kults. Insbesondere pubertierenden Mädchen wird eingeredet, es wäre wohl besser, ein Junge zu sein, und nach dem Glaubenssatz des „Sozialkonstruktivismus“ könne man sich sein Geschlecht ja aussuchen. Die Biologie und der „alte Darwin“ wären überholt, klingt aus diesen naiven Schulmädchen-Mythen heraus.

Menschen kommen zu über 99 % eindeutig männlich oder weiblich zur Welt, wir sind keine formbaren sozialen Konstrukte, sondern tragen in unserem Genom Millionen Jahre Humanevolution mit uns – es ist sehr bedauerlich, dass derartige Ammenmärchen heute so weit verbreitet sind, offensichtlich hat hier das Bildungssystem im Bereich Biomedizin völlig versagt.

kath.net: Gibt es Erkenntnisse über Spätfolgen von Geschlechtsumwandlungen oder andere Erfahrungswerte mit diesem Thema und seinen Folgewirkungen?

Kutschera: Im Buchtext habe ich Erlebnisberichte von jungen Menschen erwähnt, die es bereut haben, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen: Pubertätsblocker mit Nebenwirkungen, lebenslange Hormontherapie, Operationen an den Genitalien, die nicht rückführbar sind, Sterilität von Mädchen, die zu zeugungsunfähigen „Jungen“ umgewandelt worden sind. Es entstehen hierbei oft seelische Krüppel, die von ihren Eltern lebenslang psychologisch betreut werden müssen, Depressionen entwickeln und einfach nur als bemitleidenswerte Opfer des auf John Money zurückführbaren Transgender-Kults zu bewerten sind. Charles Darwin und andere bedeutende Sexualbiologen würden sich im Grabe umdrehen, könnten sie das erfahren!

Wissenschaftliche Aufklärung zur Sexualbiologie und Evolution des Menschen ist das beste Mittel, diesen unheilvollen Trend zu stoppen. Auch die Vermittlung christlicher Werte kann hier hilfreich sein, denn die Bibel enthält neben vielen Mythen auch Erlebnisberichte kluger Menschen, die uns heute noch beeindrucken – auch mich, obwohl ich als „ungläubiger Darwinist“ bzw. „Bio-Bösewicht“ gut durch mein ereignisreiches Leben gekommen bin.

Buch zum Interview: Kutschera, U.: Strafsache Sexualbiologie. Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht. Verlag Tredition, Hamburg 2021, 588 S., 88 Abb.  siehe: evolutionsbiologen.de/media/files/flyer-final.pdf


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