Hin zur Begegnung mit dem Jesuskind

30. Dezember 2021 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: sie trat hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 30. Dezember, sechster Tag der Weihnachtsoktav, das Fest von Weihnachten geht weiter: „Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, vom Himmel herab, vom königlichen Thron“.

„Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm“ (Lk 2,36-40).

Benedikt XVI., aus der Predigt am Fest der Darstellung des Herrn, 2. Februar 2006:

Als die jungfräuliche Mutter den Sohn nach Jerusalem bringt, weiht sie ihn Gott als wahres Lamm, das die Sünden der Welt hinwegnimmt; sie reicht ihn Simeon und Hanna als Ankündigung der Erlösung; sie zeigt ihn allen als Licht für einen sicheren Gang auf dem Weg der Wahrheit und des Lichts.

Die Worte, die bei dieser Begegnung dem greisen Simeon auf die Lippen kommen – »Meine Augen haben das Heil gesehen« (Lk 2,30) –, finden im Herzen der Prophetin Hanna Widerhall. Diese gerechten und frommen Personen können, vom Licht Christi umfangen, im Jesuskind »die Rettung Israels« (Lk 2,25) schauen. Ihre Erwartung verwandelt sich so in Licht, das die Geschichte erleuchtet. Simeon ist Träger einer alten Hoffnung, und der Geist des Herrn spricht zu seinem Herzen: Deshalb kann er den schauen, den viele Propheten und Könige zu sehen wünschten, Christus, das Licht, das die Heiden erleuchtet.

In jenem Kind erkennt er den Retter, ahnt aber im Geist, daß sich um ihn die Geschicke der Menschheit abspielen werden und daß er durch alle, die ihn ablehnen, viel wird leiden müssen; Simeon verkündet die Identität und die Sendung des Messias mit den Worten, die einen der Hymnen der entstehenden Kirche bilden, der den ganzen gemeinschaftlichen und eschatologischen Jubel über die erfüllte Heilserwartung verströmt. Die Begeisterung ist so groß, daß Leben und Sterben ein und dasselbe sind und das »Licht« und die »Herrlichkeit« zu einer universalen Offenbarung werden. Hanna ist eine »Prophetin«, eine weise und fromme Frau, die den tiefen Sinn der geschichtlichen Ereignisse und der in ihnen verborgenen Botschaft Gottes deutet.

Darum kann sie »Gott preisen« und »über das Kind zu allen sprechen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten« (Lk 2,38). Die lange Witwenschaft, die sie ganz dem Kult im Tempel gewidmet hatte, das Einhalten des wöchentlichen Fastens, die Teilnahme an der Erwartung aller, die die Erlösung Israels herbeisehnten – all das endet in der Begegnung mit dem Jesuskind.

 


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