Die Geburt Jesu. Gott macht sich klein. Der Weg der Demut

22. Dezember 2021 in Aktuelles


Franziskus betrachtet das Geschehen an der Krippe: die Demut ist es, die uns zur Begegnung mit Gott führt. Demütig staunen die Hirten, demütig erkennen die Weisen. Die vorauseilende Liebe Gottes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. “ (Lk2,10-12).

Generalaudienz mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“, Weihnachten naht. In dieser Katechese zwei Tage vor Heiligabend betrachtete Papst Franziskus an der Weihnachtskrippe verschiedene geistliche Aspekte der Geburt Jesu Christi.

Da sei zunächst der Engel, ein Bote Gottes, der den armen und demütigen Hirten dieses freudige Ereignis ankündige. Wir sähen den Stern, der uns daran erinnere, dass Gott mit seinem Wort zuerst das Licht erschaffen habe(Gen 1,3) und dass sich das Kind in der Krippe einmal das „Licht der Welt“ nennen werde (Joh 8,12).

Zum Stall von Bethlehem eilten die Hirten, die „Armen Jahwes“ (anawim Jahwe), denen Gott nach der Verheißung der Propheten zur Hilfe komme (Jes 41,17). Und es träten die Sterndeuter auf, welche die Völker der Heiden verträten, die von weither aus dem Osten angereist seien, um in aller Demut dem neugeborenen König der Völker zu huldigen.

Die Botschaft der Evangelien sei eindeutig. Die Geburt Jesu ein universelles Ereignis, das alle Menschen betrifft. Jeder Mensch sei der Tiefe seines Herzens dazu berufen, Gott zu suchen, und kann ihn durch seine eigene Gnade finden: „Machen wir uns das Gebet des heiligen Anselm (1033-1109) zu eigen:

Lehre mich Dich suchen und zeige Dich dem Suchenden; denn ich kann Dich weder suchen, wenn Du es nicht lehrst, noch finden, wenn Du dich nicht zeigst. Lass mich Dich suchen, indem ich nach Dir verlange, lass mich nach Dir verlangen, indem ich Dich suche! Lass mich Dich finden, indem ich Dich liebe, lass mich Dich lieben, indem ich Dich finde!“ (Proslogion, 1).

Nur die Demut öffne uns für die Erfahrung der Wahrheit, der echten Freude, des Wissens, das zähle. Ohne Demut seien wir „abgeschnitten“ vom Verständnis Gottes und von uns selbst. Die Heiligen Drei Könige hätten nach der Logik der Welt groß sein können, aber sie machten sich klein, demütig, und gerade deshalb gelinge es ihnen, Jesus zu finden und ihn zu erkennen. Sie akzeptierten die Demut, zu suchten danach, sich auf den Weg zu machen, zu fragen, zu riskieren, Fehler zu machen.

Die Demut sei es, die uns zur Begegnung mit Gott führe. Demütig „staunen die Hirten, demütig erkennen die Weisen“. Gott mache sich klein. Deshalb sei es gut, so der heilige Paul VI., „die Armen zu lieben; denn sie sind in gewisser Weise Sakrament Christi. In ihnen wollte sich Christus mystisch identifizieren. Wir müssen ihnen helfen, mit ihnen leiden und ihnen auch folgen; denn die Armut ist der sicherste Weg, um zum vollen Besitz der Reiches Gottes zu gelangen“ (Homilie, 1. Mai 1969).

„Dann möchte ich“, so der Papst, „wie es der Stern mit den Heiligen Drei Königen tat, all jene nach Bethlehem begleiten, die keine religiöse Unruhe haben, die sich nicht die Frage nach Gott stellen oder gar gegen die Religion kämpfen, all jene, die man zu Unrecht als Atheisten bezeichnet. Ich möchte ihnen die Botschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils wiederholen:

‚Die Kirche hält daran fest, dass die Anerkennung Gottes der Würde des Menschen keineswegs widerstreitet, da diese Würde eben in Gott selbst gründet und vollendet wird. [...] Denn sehr genau weiß die Kirche, dass ihre Botschaft dann dem tiefsten Verlangen des menschlichen Herzens entspricht, wenn sie die Würde der menschlichen Berufung verteidigt und denen, die schon an ihrer höheren Bestimmung verzweifeln, die Hoffnung wiedergibt’ (Gaudium et spes, 21)“.

„Kehren wir mit dem Wunsch der Engel nach Hause zurück“, so Franziskus abschließend: ‚Friede auf Erden denen, die er liebt’. Denken wir immer daran: nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er hat uns zuerst geliebt’ (vgl.1 Joh 4,10.19)“.

Das sei also der Grund für unsere Freude: „zu wissen, dass wir ohne jedes Verdienst geliebt werden, dass uns Gott in seiner Liebe immer vorausgeht, einer Liebe, die so konkret ist, dass sie Fleisch wurde und unter uns wohnte. Diese Liebe hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus ist der Name und das Gesicht der Liebe, die die Grundlage für unsere Freude ist“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen weihnachtlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache. Das Christfest ist ein besonderer Anlass, die Freude über die Geburt unseres Erlösers und Bruders Jesus Christus zu teilen. Bitten wir das Göttliche Kind, uns vor der Pandemie und allen anderen Übeln zu beschützen.

 


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