"Mit Bätzing durch das Jahr"

22. Dezember 2021 in Aktuelles


"Wenn die Selbstdemontage des DBK-Chefs so weiter voranschreitet, werden wir schon im Coronajahr 22 seinen Rücktritt von allen Ämtern erleben" - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Unterwegs mit Bischof Bätzing. Wie zufällig klingelt ZDF-Mann Jobatey, etwas erschlankt, am Einmann-Zweifamilienhaus in der Limburger Vorstadt. Fröhlich kommt ein Männlein im schlechtsitzenden Anorak hervor. Man stapft plaudernd durch die Stadt. Der Bischofsdarsteller, völlig ohne Bezugnahme auf Bekenntnis oder Religion, gibt dem Journalisten in allem Recht. "Wenn wir die Brücke zu den Menschen nicht finden? Wer sind wir dann? Gar nichts." Ein lichter Moment im "Denken" des knuffigen Herrn Bätzing. Er kassiert Komplimente dafür, selber einkaufen zu können. Oben im Bischofshaus habe er zwar eine Frau fürs Kochen, das sei klar. Aber: "Ich brauche das." Ein bisschen Normalität, ein bisschen mit Menschen reden. An der Domorgel drückt er ein paar Tasten. Voll sympathisch, wenn einer weiß, welche Tasten man da drücken muss. Wunderbar: die Orgel orgelt, sie furzt und sie trillert nicht. "Weihnachten klingt für mich!" Momente deutschen Fernsehgenusses im ZDF-Morgenmagazin.

Völlig ungezwungen bekennt sich Bischof Bätzing als "Verfechter" des Zölibats. Dann aber säbelt er dagegen. Ein verheirateter Mann könne das doch genauso gut, was er kann. Aha. Cherno Jobatey hakt nach. Der Chef, der Papst, sehe das doch anders. Bätzing dementiert. Der Zölibat sei hochdiskutiert. Der Papst sei sehr sensibel für "diese Geschichten". Er ärgere sich aber manchmal, dass der Papst dann nicht den "letzten Schritt" mache. Moment mal! Papst Franziskus hat auch keinen ersten Schritt gemacht. Oder ist dem DBK-Chef da was aus der Privataudienz entfleucht? Soll der "Synodale Weg" tatsächlich einen Antrag auf Aufhebung des Zölibats stellen? Und dann kommt der "letzte Schritt"? Sicher nicht.

Vor vielen Jahren schenkte ich meinem Vater zu Weihnachten einen Zitatenband, aus Verlegenheit: "Mit Goethe durch das Jahr." Er konnte mit dem Dichterfürsten nichts anfangen, ich auch nicht. Auf dem Nachttisch des Bischofs Witzigmann liegt vermutlich: "Mit Hegel durch das Jahr." Die Sottisen des preußischen Staatsphilosophen lesen sich in der Limburger Vorstadt ja viel erbaulicher als etwa die Tageslosungen aus der Bibel. Nach dem Schlummertrunk schwelgt auch der kleine Geist gern im je größeren Geist, bis der traumlose Schlaf über den bekennend Nie-Verliebten hereinbricht. Bätzing hegelt nicht nur, er kantet auch und fichtet, vermutlich. Nur meinte Kant mit seiner reinen Vernunft nicht, dass der Einzelne das Universum vom Ego her konstruiere. Und selbst bei Fichte bleibt das Ego klein, im Vergleich zum Ich im Glauben des Dr. Luther oder des Dr. Bätzing. Einen Nobelpreis für Schlichtphilosophie gibt es nicht, sonst hätte sich Georg "Ich" Bätzing schon längst selber nominiert. Da ist beispielsweise das Axiom von der Akzeptanz im Volke Gottes. Bätzing ist nicht akzeptiert im Volke Gottes, von seinem Mitarbeiterstab und wenigen mehr einmal abgesehen. Da gilt er als angenehm, bequem und jovial. Die dem Mann vorbehaltene Priesterweihe finde keine Akzeptanz mehr im Volke, findet er. Findet denn die Priesterweihe überhaupt noch Akzeptanz? Wer von Ämterzugang und Gleichstellung desselben für alle Geschlechter spricht, der hat doch die Priesterweihe als Institut Christi längst preisgegeben. 

Das schlussfolgernde Denken, die Beachtung der Spielregeln der Kommunikation, die Würdigung der Argumente? Das alles ist in der Bätzing-Welt wohl "vorkonziliarer" Ballast, verzichtbar. Positionen vertritt der aufgeklärt-postmoderne Katholik nunmal aus dem Bauch heraus. "Gestern sah ich das so, heute sehe ich es anders." Warum? Weil die Farbe des Hintergrundes wechselt? Die spätere Einsicht im Leben ist richtiger, weil sie biographisch auf der höheren Entwicklungsstufe steht? Dann ist die Krone der Offenbarung vermutlich die Altersdemenz. Da verlöschen die süßen Erinnerungen aus Kindheit und Jugend, als man an die Jungfräulichkeit der Gottesmutter und an die Gottheit Christi, des Erlösers am Kreuz, glaubte. Im Blick zurück übt der früh altersweise Konfessionsfunktionär milde Nachsicht mit der törichten Frömmigkeit längst versunkener Welten. Die Brücke zu den Menschen? Jeder sei ein Wort Gottes? Wir haben der Welt also nichts zu sagen, was sie nicht schon weiß? Das erhöht die "Akzeptanz" in höchste Höhen, nämlich nahe heran an die höchste Absurdität. Die Spaltung der hegel'schen Schulen in "rechts" und "links" ergab sich schon daraus, dass seine Philosophie sowohl jede Gegenwart rechtfertigt als auch die Negation derselben. Mit Hegel kann ich Reaktionär oder auch Revolutionär sein, ganz nach Belieben. Da diese Philosophie erwiesen falsch ist, nützt es DBK und ZdK aber nichts, wenn sie heute "links" optieren, also ihre Tradition verleugnen, obwohl ihre Struktur notwendig "von rechts" gestützt wurde und "mit links" stürzen wird. Die totale Anpassung an die jeweils herrschende Politik war doch eigentlich die Ursünde der Reformation.

Am 8. Dezember stellte der Limburger predigend ein Fragment aus der Dogmatik, den neuen Anfang durch Maria, logisch unverbunden neben eine Deutung der "Erbschuld" als die Ungleichheit des Vorhandenen, in das die Menschen hineingestellt werden. Immaculata im Sozialismus? Das sind krude Homilien, die gefällige Zitate, gern aus nichtchristlicher Literatur, in irgendeinen krummen Kontext stellen, der ja nur im Geiste des Predigers stimmig sein muss. Bezahlte Mitarbeiter widersprechen nicht. Andere Leute hören einem Bischof kaum noch zu. Denn die haben keine Zeit für Reden, die nichts aussagen. Irgendein begnadeter Psychiater sollte sich in Deutschland allmählich auf die Bischofshirnforschung spezialisieren. Da wären wohl wissenschaftliche Sensationen zu explorieren.

Bischofsdämmerung. Die Angriffe des SPIEGEL auf die Trierer Klerokratie (Ackermann, Bätzing, Marx) kommentiere ich hier trotzdem nicht. Aber nach menschlichem Ermessen werden alle drei Exponenten der "Täterorganisation" das nächste Jahr im Amt nicht überleben. Ich rechne auch mit dem Abgang zumindest von Bode, Heße und Overbeck. Vielleicht stürzt auch Genn; und Woelki kehrt nicht aus der "Auszeit" zurück, wiewohl der "Synodale Weg" dringend einen Widerpart benötigt, der das absurde Theater beendet. Dann muss das Stoppsignal wohl aus Bayern kommen. 

Mit Bätzing durch das Jahr: Er hat Katholiken wenig Freude gemacht. Sein Programm ist es, das Deutsche Demokratische Bischofskollektiv herrlichen Zeiten entgegenzuführen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird in einem devoten Brief schonmal vorsorglich mit 'Gottes reichem Segen' gedroht. Der konfessionslose Linkshegelianer alter Juso-Schule wird wohl beim Wort "reich" aufgemerkt haben; und sich vielleicht sogar an das Bergoglio-Bonmot von der "armen Kirche für die Armen" erinnern, womit allerdings damals nicht die Insolvenz des Vatikans gemeint war. Kritik an der deutschen Regierung ist seitens der Bischöfe erst wieder zu befürchten, wenn deren Geldsorgen außer Streit stehen. Also wird die "Ampel" lange, lange über Staatsleistungen und Staatskirchenrecht verhandeln.

Mit Bätzing durch das nächste Corona-Jahr: Oder vielleicht bald schon ohne ihn. Er wird wieder bekunden, wie sehr er von der Kirche fasziniert, ja geprägt war, von Jugend auf. Sein Berufswunsch sei immer "Pastor" gewesen. Die Kirche sei seine Heimat, seine Familie. Umso mehr schmerze ihn, dass man die Brücke zu den Menschen verloren habe, dass "wir" gegen Null gehen. Dann folgt der Fehlschluss: Es sei deshalb die Stunde notwendiger 'Veränderung' da. Scholz nennt das "nachholende Modernisierung". Da sitzt dem spitzbübischen Kanzler dann doch der alte Hegel im Nacken. Es gibt kein Naturrecht, sondern nur die Entwicklung des Geistes in der Gesellschaft, wie er mehr und mehr zu sich selber kommt, bzw. zur Akzeptanz im Volke. Die Aufhebung der Familie wäre demnach ihre Weiterentwicklung höheren Ortes, um das prominenteste Beispiel gesellschaftlichen "Fortschritts" zu nennen. Politischer Liberalismus sagt: keine Impfpflicht, um der Freiheit willen. Weltanschaulicher Liberalismus kontert: dringende Impfpflicht diene der höheren Freiheit aller. Ein Bischof heute vermag seine Position jeden Tag neu zu bestimmen. Es ist immer gut, wenn man ein paar Lektionen Hegel-Logelei oder ähnliches auf dem Nachttisch parat hat.

In meiner Jugend, von CDU-nahem Milieu überschattet, waren mir "sozialliberale" Bischöfe unvorstellbar. Aber ein Fortschritt sind sie nur scheinbar, da sie nur so glitzern wollen, als ob sie sozial oder sogar liberal vorangingen. Ihre Konflikte entscheiden sie weiterhin autoritär, mit größter Härte dann, wenn Kritik aus glaubenstreuen, hoffnungsfrohen Kreisen aufflammt. Ja, diese Kreise sind auch hoffnungsfroh und nicht kulturpessimistisch, weil ihre Hoffnung im Kreuz Christi wurzelt, unabhängig von den Prognosen zur Kirchensteuer. Die vom bangen Blick aufs gute Geld verstörten Bischöfe werden uns zu Weihnachten und im neuen Jahr weiterhin wenig Qualität bieten. Es wird rostrote Ansprachen in Lauterbachdeutsch zur Gesundheitsvorsorge geben, goldige Predigten im beschaulichen Stil des Wirtschaftsklima-Ministers Habeck und lindnergrüne Appelle ans Große und Ganze. Besser wäre nur: mit Jesus durch das Jahr zu gehen! Das täte jedem Bischof gut. Meine Mutmaßung aber bleibt: Wenn die rasante Selbstdemontage Bätzings so weiter voranschreitet, von ihm selber bislang unbemerkt, werden wir schon im Coronajahr 22 seinen Rücktritt von allen Ämtern erleben, oder doch zumindest vom Vorsitz der DBK.

 


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