Unfähig zum sachlichen Diskurs

8. Oktober 2021 in Kommentar


Aus einer stilisierten Opferrolle heraus zu behaupten, die Kirche bestehe nur aus Macht, Missbrauch und Klerikalismus, zeigt nur eines: die Unfähigkeit zu einem echten, sachlichen Diskurs. Eine (etwas ironische) Benedicta von Dorothea Schmidt


Regensburg (kath.net)

Jetzt weiß ich endlich, warum man das Priesteramt zur Disposition stellen will: Es ist gefährlich Priester zu sein, gefährlicher noch, wenn man Bischof oder Kardinal ist und als Papst macht man grad auch nur alles falsch - findet zumindest die Synodale Viola Kohlberger, die eine mediale Hetzjagd auf Kardinal Woelki veranstaltet. Der sei nämlich auch noch zu groß.

Geistliche stehen unter Generalverdacht, besonders, wenn sie alt und weiß sind. Das sind – so der Verdacht - Klerikalisten, optionale Missbrauchstäter! Vorsicht, nicht anfassen. Am besten nicht in die Augen schauen, der könnte einen ja hypnotisieren. Und Kardinäle erst, die können einen sicher verwandeln und verzaubern und so gefügig machen. Hoffentlich tragen die kein Rot in der Messe und tauchen auch noch in größere Zahl auf, das gilt als Statement für Klerikalismus und Machtmissbrauch schlechthin. Am besten hat man immer Weihwasser in der Tasche, sollte einem ein Kleriker (für viele = Klerikalist) zu nahe kommen.

Wie Kardinal Woelki. Kohlberger klagt, Woelki habe sie auf dem Flur im Frankfurter Messezentrum nicht nur abgefangen, sondern sei ihr auch noch zu nahe gekommen und habe sie unter Druck gesetzt. Er habe sich als Bischof aufgespielt, „mit der gesamten Autorität seines erzbischöflichen Daseins“ gesprochen und auf sie herabgeblickt, weil er um Köpfe größer sei als sie, und damit seine Macht missbraucht.

So eine Aussage zeugt von – sagen wir - gewissen Lücken und Mängeln. Faktum ist: Kohlberger ist Kardinal Woelki über den Weg gelaufen und der wollte sie wegen eines Redebeitrags ansprechen. Das ist auf einer Konferenz nichts Unübliches.

Immerhin wissen wir jetzt, dass Größe gemäß Kohlberger auch Klerikalismus und Machtmissbrauch fördert. Das sollte künftig bei der Auswahl der Priesteramtsanwärter berücksichtigt werden. Vor Lilliputaner-Klerikern kann man sich einigermaßen sicher fühlen, die kann man zur Not mit den Füßen zermalmen, aber hochgewachsene Geistliche wie Kardinal Woelki – das ist übelst - findet Viola Kohlberger, die auf den Social Media Kanälen gerade gegen den Kardinal wettert. Und das so richtig in Szene setzt.

Mit einer Maske als sei sie gerade erst aufgewacht und aus dem Bett gestiegen, berichtet sie über das Gespräch mit Woelki. Sie wirkt zittrig und spricht mit gebrochener, fast weinerlicher Stimme, zumindest rechnet man mit Tränen und man wundert sich, dass sie nicht piepsig wird bzw. eingeschüchtert durch Woelkis Worte – ihre Anklagen entbehrten jeder Grundlage - das Weite sucht.

Doch, sie tut es: Sie rennt den Medien in die Arme, füttert die Social Media Kanäle, um nur einmal mehr das Bild einer Kirche und von Woelki zu malen, das es nicht gibt, sich aber verdammt gut verkauft. Sie habe etwas eine Stunde gebraucht, um mit der Situation fertig zu werden und den Saal wieder betreten zu können. Und überhaupt, dass sie das alles sagt, koste sie viel. Sorry, wenn ihr nicht gleich die richtigen Worte kämen.

Aber sie kommen – wie einstudiert. Pervers und abartig und boshaft tritt sie die katholische Kirche mit Füßen – und die Seele des Kardinals ordentlich platt in den Dreck. Das ist in Opfergewändern versteckte Gewalt. Aus einer stilisierten Opferrolle lässt sich ganz einfach behaupten, die Kirche bestehe nur aus Macht, Missbrauch und Klerikalismus, zeigt aber nur eines wirklich deutlich: die Unfähigkeit zu einem echten, fairen und sachlichen Diskurs.

Es ist ja nicht so, dass der Kölner Kardinal nicht schon Prügel bekommen hätte in der letzten Zeit. Nicht jeder hat verstanden, warum er ein zweites Gutachten zur Missbrauchsaufarbeitung in Auftrag gegeben und das erste unter Verschluss gehalten hatte. Wobei, es war klar, warum, und das war keineswegs verwerflich. Überhaupt hat Woelki mit seiner Missbrauchsaufarbeitung positive Maßstäbe gesetzt.

Über seine Reaktionen im Gespräch mit Kohlberger mag man streiten; der Kardinal reagierte – selbst gebeutelt und verletzt durch die monatelange Hetzkampagne - selber persönlich und emotional – wenn man Kohlbergers Worten glauben will. Das ist sicher nicht schlau, aber auch mehr als verständlich nach der langen Zeit des gezielten Mobbings. Wäre hier nicht - gern neben einem Berater für Woelki - wenigstens ein Funken Empathie angebracht?

Aber Kohlberger will noch mehr Prügel. Der Papst hat sich in ihren Augen getäuscht als er Woelki im Amt gelassen hat (der hatte wegen der vielen Kritik dem Papst seinen Rücktritt angeboten). Da ist ihr offenbar so zuwider, dass sie nun selber Hand angelegt – und diese Inszenierung hingelegt hat, die die Social Media Bestsellerlisten stürmt.

Ist ihr eigentlich bewusst, was sie da tut? Dass sie die Kirche als solche durch eine behaupteten Machtmissbrauch an den Pranger stellt – fertig, um ein für allemal abgeknallt zu werden? Allein der schiefe Rekurs auf Machtmissbrauch - was wieder eine Art Missbrauch vom Missbrauch ist -, ist so abartig wie unglaublich.  

Vielleicht sollte Woelki, um sich zu retten, dem zeitgeistaffinen Gerede frönen, das das Licht des Evangeliums am liebsten in allen Regenbogenfarben schillern sehen möchte. Dann würde aus Feindin Kohlberger eine Freundin Kohlberger.

Aber das wird dieser Kardinal niemals tun. Und somit reiht er sich ein in die Masse der weißen Märtyrer und wird sich gemeinsam mit anderen Amtskollegen weiterhin verbalen Pfeilen stellen und permanent böse Behauptungen aus dem Weg fegen müssen, so dass er gar nicht dazu kommt, wirklich Priester zu sein. Wozu also überhaupt noch das Amt; viele Synodale wollen die priesterliche Existenz zur Disposition stellen – bei gleichzeitiger Forderung nach dem Weiheamt für Frauen. Dieser Widerspruch scheint hier gar nicht aufzufallen. Es geht ja auch nur um die männlichen Geweihten. Wie Woelki.

Kohlberger streut nicht nur Salz und Dreck in die Wunden, die Woelki durch Mobbing zugefügtworden sind, sie reißt sie noch weiter auf. Die ganze Nummer könnte eine Lachnummer sein, wäre sie nicht so überzogen gemein und traurig. Wenn das der Dialog ist, den wir Synodale pflegen sollen! Solch ein Dialog ist eine Abschiedssymphonie der Kirche, die nur in traurigem Moll enden kann – aber zum Glück auch nur mit einem Trugschluss. Denn eine Kirche voller selbst ernannter Opfer, die ihre Priester und Bischöfe hinausgejagt haben, um endlich nach dem Vorbild einer Selbsthilfegruppe endlos über Klerus und Kirche zu lamentieren und selbstgewiss an der Zukunft ihrer eigenen Wohlfühl-Kirche zu basteln, ist eben nicht die Kirche Jesu. Er hat das letzte Wort, auf seiner Agenda steht die Auferstehung. Und er wird Seine Kirche retten; wie und wann auch immer Er will.

 

VIDEO: Sonntags-Impuls von P. Klaus Einsle

 

 


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