Corona: Ethiker Körtner gegen Selbstbehalte für Ungeimpfte

17. September 2021 in Österreich


Evangelischer Medizinethiker in ORF-Diskussionssendung: Menschen für bestimmte Krankheiten nicht "zur Kasse bitten" - "Wo wollen Sie da die Grenze ziehen? Was machen Sie mit Rauchern, was mit Übergewichtigen?"


Wien (kath.net/KAP) Gegen Selbstbehalte für ungeimpfte Coronapatienten hat sich der Wiener evangelische Theologe und Medizinethiker Ulrich Körtner am Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" ausgesprochen. Wie der evangelische Pressedienst epd berichtete, warnte Körtner in diesem Zusammenhang vor einer Grenzüberschreitung: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus dem berechtigten Interesse, aus dieser Pandemie herauszukommen, in eine Gesundheitspolitik hineingeraten, wo wir ein Normbild haben, wie gesund Menschen zu sein haben, und wir sie für alles ächten, was davon abweicht."

Man könne in einem "solidarisch finanzierten" Gesundheitssystem nicht Menschen für bestimmte Krankheiten "zur Kasse bitten": "Wo wollen Sie da die Grenze ziehen? Was machen Sie mit Rauchern, was mit Übergewichtigen?", so Körtner. Maßnahmen wie Selbstbehalte könnten zudem dazu führen, dass Menschen Krankheiten verheimlichten: "Der Schuss könnte nach hinten losgehen."

"Die Pandemie ist keine Privatsache"

Eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sieht Körtner nicht als alleiniges Allheilmittel, aber als Teil einer umfassenden Strategie: "Auf Aufklärung zu setzen ist allemal besser. Aber wir haben nicht die Zeit, noch ein Jahr Kampagnen zu machen und gut zuzureden." Das Pochen von Impfgegnern auf ihre persönliche Freiheit relativierte Körtner: "Die Pandemie ist keine Privatsache. Das Virus interessiert sich nicht für Ihre privaten Befindlichkeiten." Grundrechte müssten immer gegeneinander und gegen die Rechte anderer abgewogen werden.

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