Sieben von 68 katholischen Bischöfen/Weihbischöfen senden Grußwort zum Marsch für das Leben/Berlin

14. September 2021 in Prolife


Paderborner Weihbischof König: „Beschämend, dass sich in unserem Land relativ wenig Menschen mobilisieren lassen, das Lebensrecht hochzuhalten“ – Marsch für das Leben/Berlin am 18.9., kath.net bittet um Teilnahme! - Von Petra Lorleberg - UPDATES


Berlin (kath.net/pl) „Ich unterstütze Ihr Anliegen, dass wir aus christlicher Überzeugung eine solche lebensverneinende Haltung nicht einfach hinnehmen dürfen.“ Das schreibt Helmut Dieser, Bischof von Aachen, in seinem Grußwort an den „Marsch für das Leben“ Berlin 2021. Er bezieht sich konkret auf „zwei Entwicklungen rund um die Sorge für das Leben“, die besonders beunruhigen und nannte konkret erstens den „Bluttest zu ‚einfachen Diagnose des Down-Syndroms als Kassenleistung… und wir dürfen uns nichts vormachen: Auf eine entsprechende Diagnose folgt in 90% der Fälle die Tötung des ungeborenen Kindes im Mutterleib“. Zweitens bezog er sich auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26.2.2020, bei dem „das Bundesverfassungsgericht gegen die Mehrheitsmeinung des Bundestages die Auffassung durchgesetzt“ habe, „dass zu Autonomie des Menschen über sich selbst auch die selbstgewählte Beendigung des eigenen Lebens gehöre und Menschen, die sich dazu entschlössen, auch kommerzielle Hilfe in Anspruch nehmen dürften“. „Ich unterstützte Ihr Anliegen, dass wir aus christlicher Überzeugung eine solche lebensverneinende Haltung nicht einfach hinnehmen dürfen“. Außerdem zeigte er sich dankbar, „dass sich immer mehr katholische Tageseinrichtungen für Kinder sowie katholische Schulen inklusiv aufstellen und damit nicht nur Familien mit Kindern mit Behinderung entlasten, sondern auch dazu beitragen, dass ein Leben mit Behinderung in dieser Gesellschaft als selbstverständlich anerkannt wird“. Er selbst könne zwar „aufgrund anderer Verpflichtungen… leider nicht teilnehmen, wünsche Ihnen aber die notwendige Aufmerksamkeit und begleite Sie gerne gedanklich und im Gebet“. „Bitte werden Sie nicht müde, sich im tagtäglichen Wirken für ein Leben in Sicherheit und Würde besonders am Beginn und am Ende dieses Lebens einzusetzen!“

Sehr wertschätzend formuliert auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker: „Ihr öffentliches Engagement macht auf unsere gemeinsame Überzeugung aufmerksam, dass sich eine wirkliche Kultur des Lebens nur dort entwickeln kann, wo wir uns schützend vor die Menschen stellen, deren Lebensrecht bedroht und missachtet wird. Dies betrifft in besonderer Weise diejenigen, die schwach, hilflos oder ausgegrenzt sind. Wahre Humanität kann es nicht geben ohne unsere bedingungslose Verantwortung füreinander. Umso bedrohlicher sind die Szenarien, die den Menschen nur als ein bloßes Produkt, als quasi bestellbare Ware, und als ein Mittel zu Zwecken sehen oder die sein Lebensrecht von „erwünschten“ Eigenschaften und Merkmalen abhängig machen. Demgegenüber betont der christliche Glaube, dass jeder Mensch vom Beginn seiner Existenz an von Gott gewollt und geliebt ist. Unser Leben, so verletzlich es in all seinen Phasen auch sein mag, kann aus der frohen Zuversicht um diese Zusage Gottes an jeden und jede von uns gelebt und gestaltet werden. Solidarität, Mitmenschlichkeit und die Achtung des Lebensrechtes eines jeden Menschen bleiben dafür unersetzbare Bausteine. Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Marsch für das Leben, sind Wegbereiterinnen und Wegbereiter für eine solche Kultur des Lebens in unserer Gesellschaft. Für Ihr Engagement danke ich Ihnen und wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihren Einsatz.“

Der Passauer Bischof Stefan Oster betont in seinem Grußwort die Wichtigkeit des Schutzes „des menschlichen Lebens in all seinen Stadien, Umständen und Situationen – uneingeschränkt schon vor der Geburt des Menschen an bis an sein Lebensende“. Er erinnert an die starke Pro-Life-Einstellung von Papst Franziskus. Er schließt mit folgenden Worten: „Liebe Veranstalter und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am ‚Marsch für das Leben‘, dankte Ihnen allen sehr für Ihren offensichtlichen Einsatz für den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens, für Ihr tatkräftiges Engagement in den verschiedensten Bereichen dieses fundamentalen Anliegens und nicht zuletzt für Ihr persönliches Glaubenszeugnis, das Sie damit ablegen.“

Der Paderborner Weihbischof Matthias König schreibt: „Es ist schon beschämend, dass sich in unserem großen Land relativ wenig Menschen mobilisieren lassen, das Lebensrecht hochzuhalten. Wenn wir nach Frankreich schauen, sind dort oft Hunderttausende auf die Straßen gegangen, um dieses schützenswerte Thema vorzubringen.“ Doch trotzdem werde der Marsch für das Leben registriert „und die Wut der ‚Feinde‘ macht deutlich, dass Sie den Nerv der Sache treffen“. Er wünscht den Teilnehmern, „dass viele Menschen durch ihre Teilnahme ihren Einsatz für den Schutz des menschlichen Lebens zeigen und sich nicht von aggressiven Gegendemonstranten einschüchtern lassen“.

Der Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich drückte seine Verbundenheit mit dem Marsch für das Leben und sein Gebet dafür aus, „denn in diesem ‚Marsch‘ gehen Sie für das Leben, nicht nur für das Leben der ungeborenen Kinder, sondern auch für das Leben aller, deren Leben durch falsche Grundsätze und durch falsches Handeln bedroht ist. Und weil Sie für das Leben gehen, gehen Sie letztlich auch für den, der das Leben ist: Jesus Christus. Er ist das Leben nicht nur für die, die glauben, sondern für alle Menschen.“

Stefan Zekorn, Weihbischof in Münster, dankt ausdrücklich „allen, die Sie sich beim ‚Marsch für das Leben‘ öffentlich für den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens einsetzen, sehr herzlich für Ihr Engagement!“. „Sie setzen mit dem ‚Marsch für das Leben‘ ein deutliches Zeichen, dass menschliches Leben in jeder Lebensphase ein Geschenk ist, das es zu achten und zu schützen gilt.“ Zekorn weist darauf hin, dass Anfang und Ende des menschlichen Lebens „in unserer Gesellschaft von besonderen Gefahren bedroht“ seien, diese nähmen „leider sogar zu, wie die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen zeigen“. Doch Gott sei „ein Freund des Lebens und so wissen wir uns der Unverfügbarkeit menschlichen Lebens verpflichtet“. Daraus resultiere „eine ethische Orientierung, die heute an vielen Stellen nicht mehr gegeben“ sei.

Für die Deutsche Bischofskonferenz als Ganzes hat sich der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing/Limburg in einem bemerkenswerten Grußwort zum diesjährigen Marsch für das Leben positiv zu dieser größten Prolife-Veranstaltung in Deutschland geäußert, kath.net hat bereits berichtet.  Bätzing betonte dabei wörtlich: „Als katholische Kirche widersprechen wir deshalb mit allem Nachdruck der Auffassung des EU-Parlaments, dass die Abtreibung ungeborener Kinder ein Menschenrecht darstellt. Eine entsprechende politische Forderung wird der Tragik und der Komplexität der Situationen, in denen Mütter die Abtreibung ihres ungeborenen Kindes als einzigen Ausweg empfinden, nicht gerecht.“

Auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, sandte ein sehr ermutigendendes Grußwort. „Wenn in diesem Jahr wiederum der Marsch für das Leben durch die Straßen Berlins gehen wird, so zeigen Christen und Menschen guten Willens, dass wir für eine Kultur des Lebens eintreten und jede noch so verharmlosende Formulierung in internationalen oder europäsichen Texten und Berichte, die jedoch letztlich zum Tod führt, konsequent ablehnen“, formuliert er.

Der Deutschen Bischofskonferenz gehören aktuell 68 amtierende Bischöfe und Weihbischöfe an. Weiterhin gibt es in Deutschland noch eine nicht unerhebliche Zahl emeritierter Bischöfe und Weihbischöfe, die ebenfalls ihre Meinung zum Marsch für das Leben äußern können und die sowohl von der Last des Termindrucks wie auch inhaltlich von der Last des nicht mehr aktiven Amtes her freier sind, den Marsch für das Leben in Wort und durch ihre eigene Teilnahme zu unterstützen. Das Wort des Paderborner Weihbischofs König war NICHT in Bezug auf die Teilnahme von Bischöfen geäußert worden - und dennoch möchte ich fragen, ob es nicht auch auf die priesterlichen und bischöflichen Würdenträger zutrifft: „Beschämend, dass sich in unserem Land relativ wenig Menschen mobilisieren lassen, das Lebensrecht hochzuhalten“. Aktuell - kurz vor dem Marsch für das Leben - ist natürlich noch nicht klar, welche katholischen Bischöfe sowie welche Priester vor Ort durch ihre konkrete Anwesenheit den Marsch unterstützen, in den vergangenen Jahren war die Teilnahme allerdings durchaus zögerlich.

Wünschenswert wäre, dass auch Leitungspersönlichkeiten der katholischen Klöster (Äbte und Äbtissinnen, Priore und Priorinnen) das ProLife-Ereignis in Berlin stärker durch ihre Präsenz in Wort und Tat unterstützen.

Besonders aber beim sogenannten „Synodalen Weg“ und beim „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ bleibt das Engagement in eng überschaubarem Rahmen, um das noch freundlich auszudrücken. Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht äußerst bedauernswert, denn durch ein gemeinsames Pro-Life-Engagement würde sich auch eine Möglichkeit anbieten, den zutiefst schmerzlichen binnenkirchlichen Graben abzuschwächen!

In den USA verzeichnet der „March for Life“ jedes Jahr eine überwältigende Aktivität von Pfarreien, katholischen Schulen, katholischen Vereinigungen, von Priestern bis hin zu Bischöfen und Kardinälen - ein wirklich kraftvolles Zeugnis für den Wert jedes menschlichen Lebens!

Seit Jahren ist aber die Situation in Deutschland so, dass man nur raten kann, wie sich der Marsch für das Leben in Berlin entwickeln würde, wenn wir für diese ProLife-Veranstaltung (mit ungefähr 7.000 Teilnehmern außerhalb von Corona-Zeiten immerhin die größte in Deutschland) eine wirklich kraftvolle Rückendeckung durch die katholische Kirche in Deutschland und ihre offiziellen Repräsentanten hätten. Man muss kein Prophet sein, um sagen zu können: Mit spürbar größerem binnenkirchlichem Rückenwind würde das ProLife-Segelschiff erheblich an Fahrt zulegen - und es könnten konkret mehr Menschenleben gerettet werden!

UPDATES: 15.9. 10 Uhr
- Der ökumenische Gottesdienst beim Marsch für das Leben wird vom katholischen Bischof von Görlitz, Wolfang Ipolt, und von Erzpriester Gačić von der serbisch-orthodoxen Kirche in Berlin, geleitet werden. Damit ist der erste katholische Bischof, der am diesjährigen Marsch für das Leben teilnehmen wird, namentlich bekannt.

- Ein ökumenisches Grußwort schrieben der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, und der evangelische Landesbischof Tobias Pilz: „Niemand hat ein unbeschränktes, eigenmächtiges Recht über das Leben eines anderen. Wert oder Unwert eines menschlichen Lebens zu beschreiben, ist grundsätzlich keine Kategorie christlichen Denkens und christlicher Weltsicht. Wir haben kein Recht, anderen das Recht zu leben, abzusprechen. Das gilt in allen Phasen des Lebens, vom Beginn bis zum Ende. Dennoch kennen wir aus der Bibel und aus der Realität der eigenen Erfahrungen im Leben, den Konflikt zwischen dem eigenen Lebensrecht und dem des anderen. Hier können Abwägungen und Entscheidungen erforderlich sein, die an unsere menschlichen Grenzen führen. Das Gebot zum Schutz des Lebens sollte für uns dabei immer leitend bleiben. Auch das durch Krankheit, Behinderung oder Tod gezeichnete Leben hat als menschliches Leben eine unverlierbare Würde.“

Der diesjährige Marsch für das Leben in Berlin findet am 18.9. statt, kath.net bittet die Leser um rege Teilnahme! Weitere Informationen siehe Link.

Foto: Marsch für das Leben 2020 © Bundesverband Lebensrecht

VIDEO - Martin Lohmann - Einladung zum Marsch für das Leben Berlin 2021!

 


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