"Haben wir Christen nicht Eifer der Verkündigung und prophetische Kraft des Zeugnisses verloren?"

12. September 2021 in Weltkirche


Franziskus fordert in der Slowakei mehr ökumenischen Schwung - Gerade der kirchliche Westen dürste danach, die Anbetung Gottes wiederzuentdecken - VIDEO


Bratislava (kath.net/KAP) Zu Beginn seines Besuchs in der Slowakei hat Papst Franziskus die Christen des Landes zu neuem prophetischem Schwung aufgefordert. Nach den Jahrzehnten atheistischer Verfolgung hätten sich viele Menschen in der wiedergewonnen Freiheit bequem eingerichtet, sagte er am Sonntagnachmittag bei einem ökumenischen Treffen in Bratislava.

"Haben wir Christen nicht ein wenig den Eifer der Verkündigung und die prophetische Kraft des Zeugnisses verloren?", so der Papst bei der Begegnung in der Nuntiatur. An dem Treffen nahmen Vertreter elf christlicher Kirchen des Landes teil. Mancher, so Franziskus weiter, fühle sich doch bereits frei, "wenn wir Komfortzonen einrichten, die es uns erlauben, uns selbst zu verwalten und ohne besondere Rückschläge einfach ruhig weiterzumachen".

Darunter leide auch die Ökumene. Wie könnten Christen hoffen, dass Europa seine christlichen Wurzeln wiederentdeckt, "wenn wir die ersten sind, welche die ursprüngliche volle Gemeinschaft vermissen lassen?", so der Papst. Zweckmäßigkeitskalküle, historische Gründe und politische Bindungen dürften keine unüberwindbaren Hindernisse auf dem ökumenischen Weg sein.

Um den Schwung christlicher Verkündigung wiederzubeleben, gab Franziskus den Christen zwei Hinweise. Zum einen sollten sie sich der Kontemplation besinnen, einer besonderen Stärke slawischer Völker. Dazu gehöre ein erfahrungsbezogener Glaube, "der offen ist für das Geheimnis" und über philosophische und theologische Begriffe hinausgehe.

Gerade der kirchliche Westen dürste danach, die Anbetung Gottes wiederzuentdecken. Ebenso wichtig sei es, "die Gemeinschaft des Glaubens nicht in erster Linie auf der Grundlage programmatischer und funktionaler Effizienz zu konzipieren". Darüber hinaus, so der Papst abschließend, bringe gemeinsames Handeln, insbesondere für bedürftige Menschen, die Christen Gott und einander näher als "gute Absichten und das Bekenntnis zu dem einen oder anderen gemeinsamen Wert".

Eingangs der Begegnung erinnerte der Vorsitzende des slowakischen Kirchenrats, der lutherische Bischof Ivan Elko, an ökumenische Vereinbarungen der vergangenen Jahrzehnte. Sowohl die europäische "Charta Oecumenica" wie die Vereinbarung zur Anerkennung der Taufe hätten für die Kirchen in der Slowakei große Bedeutung erhalten.

Viertägiger Besuch

Franziskus war am Nachmittag von Budapest kommend in Bratislava eingetroffen. Er wurde am Flughafen von der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova und örtlichen Kirchenvertretern begrüßt.

Nach der ökumenischen ökumenische Begegnung in der Nuntiatur stand Sonntagabend noch ein privates Treffen des Papstes mit Mitgliedern des Jesuitenordens auf dem Programm. Papst Franziskus ist bis Mittwoch in der Slowakei.

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