"Das kann bestenfalls eine Fußnote der Kirchengeschichte werden"

30. August 2021 in Aktuelles


Die Verachtung der KJÖ, KJSÖ und vom BDKJ für die Lehre der Kirche - Zeitgeistgesteuerte Propaganda, die dazu dient, die Kirche der Welt anzupassen und damit am Ende die Kirche in der Welt aufgehen zu lassen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Die Lehre der Kirche in ihrer Gesamtheit steht in den derzeitigen fast überall stattfindenden synodalen Prozessen und Diskussionsrunden zu Disposition. Wie zu allen Zeiten stört es, mit der Nase auf die eigene Sündigkeit gestoßen zu werden. Manche gehen sogar so weit, dafür das Evangelium in Geiselhaft zu nehmen. Die KAP meldete in der vergangenen Woche ein Statement von einer „sogenannten DACHS- Konferenz“ (so KAP wörtlich), auf der sich in Brixen Vertreter von deutschsprachigen Jugendverbänden getroffen haben, die allesamt katholischen Ursprung haben.

Die aktuelle Sexuallehre stehe, so lautet ein gemeinsamer Apell der Verbände, "gegen die Botschaft des Evangeliums", verursache viel Leid und sei ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt. An der Konferenz teilgenommen hatten Vertreter der KJÖ, der Katholischen Jungschar Österreich (KJSÖ) und der kirchlichen Jugendarbeit der Schweiz sowie von Südtirols Katholischer Jugend (SKJ) und aus dem Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ).

Kaum zu glauben, wieviel Verachtung der Kirche in einem einzigen Satz entgegenschlagen kann. Dass dies von erwachsenen, tendenziell linksgrünen Jugendfunktionären, die einst katholische Verbände okkupiert haben, geschieht, macht die Sache nicht besser. Zum einen wird so getan, als sei die Sexuallehre der Kirche eine Zeiterscheinung. Diese These dürfte kaum haltbare Propaganda sein. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Es handelt sich bei der Lehre der Kirche zur menschlichen Sexualität um eine von Beginn an im Kern der Botschaft in sich konsistenten Lehre. Logischerweise gibt es Anpassungen an die Zeitphänomene.

So richtig absurd wird es, wenn behauptet wird, die kirchliche Sexuallehre stehe im Gegensatz zum Evangelium. Das kann dem Grunde nach nur behaupten, wer das Evangelium selektiv liest. Einer seriösen Exegese hält diese These wohl kaum stand. Die Erklärung gipfelt in einer Behauptung, die im wahren Sinne diabolisch ist. Die Lehre der Kirche verursache viel Leid und sei ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt. Diabolisch kommt aus dem Griechischen und vom Ursprung her „durcheinanderwerfen“. Eine solche Durcheinanderwerferei wird häufiges Wiederholen nicht wahrer. Die katholische Sexuallehre lehnt jede Form sexualisierter Gewalt ab. Ein Risiko von sexualisierter Gewalt entsteht nicht, wo man die Lehre befolgt, sondern dort, wo man sie ignoriert und konsequent dagegen lebt. Auch entsteht Leid gerade dort, wo die Lehre ignoriert wird. Umgekehrt erwächst aus der Beachtung der Lehre und einem immer neuen Wachsen daran Lebensglück und Zufriedenheit.

Der Kern des Problems ist nicht das Hadern mit der Moral. Es gibt wohl auf der Welt keinen einzigen Menschen, der damit nicht zuweilen hadert. Es geht auch nicht um ein Seufzen darüber, mal wieder nicht dem hohen Ideal entsprochen zu haben. Bei der Erklärung wird nämlich neben vielen anderen Fehlern auch Lehre und Seelsorge verwechselt. Nur die Minderheit der Menschen wird der Lehre der Kirche in Fragen der Sitten in allen Punkten entsprechen. Ein Seelsorger, der das ernsthaft erwartet, ist ein unbarmherziges Scheusal. Denn dem Evangelium gemäß gilt nämlich gerade in der Seelsorge auf der einen Seite unbedingt die Klarheit und Wahrheit der Lehre aber auf der anderen Seite auch die unbedingte Barmherzigkeit dem Sünder gegenüber. Diese aber gehört nicht an die Öffentlichkeit, sondern in das streng vertrauliche Gespräch. In der Predigt ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm.

Wer diesen Zusammenhang von Klarheit und Wahrheit der Lehre und Nachsicht und Barmherzigkeit in der Seelenführung zusammendenkt, wie es wahrlich gute katholische Tradition ist, wird die Erklärung der einst katholischen Jugendverbände als das entlarven können, was es ist: Zeitgeistgesteuerte Propaganda, die dazu dient, die Kirche der Welt anzupassen und damit am Ende die Kirche in der Welt aufgehen zu lassen.

Das wird aus einem ganz einfachen Grund nicht gelingen und ist auch in der Vergangenheit nicht gelungen: Die Kirche ist und bleibt der Welt fremd, weil sie – von Christus gegründet - nicht von dieser Welt ist. Dass Menschen in der Kirche sogar über lange Zeit alles daransetzen können, die Kirche, ihren Glauben und ihre Lehre zu dekonstruieren, liegt an der schlichten Tatsache, dass die Kirche trotzdem in der Welt ist und bleibt. Das ist das tiefe Geheimnis, das Christus nicht nur seinen Leib am Kreuz der Welt aussetzt, sondern zudem auch seinen mystischen Leib – die Kirche – immer wieder den Torpedierungen der Welt aussetzt. Dass die Torpedos sogar aus dem Binnenraum der Kirche abgeschossen werden, ist aus der Geschichte der Kirche bekannt. Alle Häretiker, Schismatiker und Apostaten kamen früher, kommen heute und werden zukünftig kommen: aus dem Innern der Kirche.

Womit dann auch der letzte Punkt, der feste Glaube - zahlreicher heutiger Funktionäre - originär oder gar originell zu sein dahin wäre. Bei aller Verärgerung über die Dreistigkeit, mit der hier wieder einmal versucht werden soll, die Kirche von innen umzubauen, hilft ein Blick in die Geschichte der Kirche, Das macht demütig. Die Kirche hat nämlich angefangen bei Markion über Arius, Petrus Waldes und viele andere bis hin zu Luther weitaus bessere, gebildetere, klügere, raffiniertere, populistischere Kirchentorpedierer überlebt. Vielleicht schaffen es die apostatischen Jugendverbände, eine Fußnote der Kirchengeschichte zu werden. Mehr Potential haben sie nicht.


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