Wird der Papstbesuch in der Slowakei abgesagt? Zahl der Anmeldungen nach Impfvoraussetzungen niedrig

29. August 2021 in Aktuelles


Medien konstatieren Desinteresse und Scheu wegen Impfungs-Voraussetzung - Risiko einer Absage besteht - Erst 33.000 Menschen haben sich angemeldet


Bratislava  (kath.net/KAP) In einem am Sonntag, 29. August, in den Kirchen der Slowakei verlesenen Hirtenbrief haben die Bischöfe des Landes die Katholiken mit Nachdruck eingeladen, sich zur Teilnahme an den vier öffentlichen Auftritten von Papst Franziskus bei dessen Visite von 12. bis 15. September anzumelden. Bis 25. August hatten sich insgesamt erst 33.000 Personen registrieren lassen. Bischofssprecher Martin Kramara erklärte dazu, das Interesse der Menschen sei "insgesamt niedriger als erwartet". Aber "eine der Ausdrucksweisen eines empfänglichen Herzens" sei auch "die persönliche Anwesenheit bei den Begegnungen mit dem Heiligen Vater", so die Bischöfe.

Man sei sich völlig bewusst, wie kompliziert die Situation für viele sei, umso mehr wende man sich aber an jene, für die dies nicht zutreffe und die "nichts von einer persönlichen Teilnahme abhalten würde", die sich allerdings registrieren müssten. Wörtlich heißt es dazu: "Fassen Sie die Notwendigkeit der Registrierung als Opfer für die Kirche und das Heil der unsterblichen Seelen auf! Kommen Sie persönlich, um eine Gemeinschaft der Einheit jener zu bilden, die mit Maria und Josef auf dem Weg zu Jesus sind. Bleibt nicht zu Hause, teure Brüder und Schwestern, kommt! Bratislava, Presov, Kosice und Sastin erwarten Euch mit Freude!" Kommentator:

In einem auch als Video abrufbaren Interview der slowakischen Presseagentur TASR übte der prominente Publizist Juraj Hrabko Kritik an Regierung und Organisatoren. Falls die Regierung ihre ursprüngliche Entscheidung nicht revidiere, wonach zu den Begegnungen mit Papst Franziskus nur geimpfte Personen Zutritt haben, drohe der Slowakei eine "Blamage", so Hrabko. Anspielend auf die vorherige Teilnahme des Papstes am Abschlussgottesdienst des Eucharistischen Weltkongresses in Budapest am 12. September erklärte er, es sei "an sich unvorstellbar, dass die Besuchsquote des Papstes an drei Tagen in der Slowakei niedriger sein könnte als in drei Stunden in Ungarn". Aufhorchen ließ Hrabko dann mit einer Bewertung der Gesamtrisiken des Großereignisses: Angesichts des "Gesundheitszustandes des Papstes und der schwer abzuschätzenden Entwicklung der Epidemie" sei "im heutigen Stadium sogar eine Absage der Visite zum aktuellen Termin nicht völlig auszuschließen".

In diesem Fall würde sie jedoch angesichts des dichten Programms des Papstes "auf unbestimmte Zeit verschoben werden". In einer Umfrage des Internetportals "Welt der Christenheit - Postoj" mit Geistlichen aus allen Landesteilen kristallisieren sich mehrere Gründe für das Desinteresse der Katholiken heraus. Übereinstimmender Tenor aller ist, dass man sich in der Slowakei generell oft erst im letzten Augenblick zu einer Entscheidung aufraffe. Ein Problem stelle weiters der Termin, nämlich kurz nach Ende der Schulferien, dar. Vielfach kehrten die Geistlichen erst von Jugendlagern und anderen Unternehmungen in ihre Pfarren zurück. Dort warte man ab, ob der Pfarrer einen Autobus organisieren werde.

Als Begründung heiße es auch, dass jene, die im Sommer nicht verreist seien, sich oft nicht impfen lassen hätten. Zudem sei der 15. September ein kirchlich gebotener Feiertag mit staatlich verordneter Arbeitsruhe, "an dem sich die Geistlichen nicht aus der Pfarre hinausbewegen". Religiöser Niedergang wegen Lockdown Slowakische Medien zeichnen insgesamt das Bild eines starken religiösen Niedergangs als Folge des Lockdowns. Nach dem monatelangen Verbot aller Gottesdienste zögerten ältere Gläubige nach wie vor, überhaupt an Gottesdiensten teilzunehmen oder beichten zu gehen. Sie hätten angesichts der niedrigen Durchimpfungsrate gerade in den katholisch dominierten Landgemeinden noch immer Angst vor einer Infektion. Sie scheuten auch die physische Beanspruchung bei der Anreise nach Sastin. Das dortige Wallfahrtsareal wird zwei Stunden vor Beginn des Gottesdienstes abgesperrt. Selbst aus dem nur 70 Kilometer entfernten Bratislava muss man in den Wallfahrtsort mit Autobussen um drei oder vier Uhr früh aufbrechen, um rechtzeitig vor dem Gottesdienst um zehn Uhr die zugeteilten Sektoren einnehmen zu können. Aus den weiter entfernten Landesteilen muss man sogar schon in der Nacht anreisen. Sitzgelegenheiten sind beim Gottesdienst in Sastin nicht vorgesehen.

Ein Problem hätten auch Eltern mit Kindern, die noch nicht geimpft werden können: Seien diese jünger als zwölf Jahre, seien für die Familien eigene Sektoren vorgesehen, seien sie älter, müssten sie zu Hause bleiben. Dies wiederum stelle für aus dem Osten nach Bratislava kommende Katholiken ein Problem dar, weil für zu Hause zurückgelassene Kinder keine Aufsichtspersonen vorhanden seien. Bei den Papstbegegnungen mit Roma und mit Jugendlichen in der Ostslowakei wiederum fühlten sich Außenstehende nicht angesprochen, sodass als einziger "nicht kategorisierter" Ort gerade das am schwersten zu erreichende Sastin übrigbleibt. Sastin liegt nur 17 Kilometer vom österreichischen Grenzübergang Hohenau entfernt, aber 420 Kilometer von der ostslowakischen Regionalhaupstadt Kosice. Wenig Interesse bei jungen Menschen "Postoj" zufolge interessiert der Besuch des Papstes junge Menschen vielfach nicht. Dies sei auch an den geringen Reaktionen auf die Aufrufe abzulesen, sich als ehrenamtliche Hilfskräfte bei den Veranstaltungen zu melden. Gerade junge Leute seien oft von "konspirativen Medien beeinflusst, nicht nur im Bereich der Impfung, sondern auch in der Beziehung zum Heiligen Vater". Papst Franziskus reist vom 12. bis 15. September erst nach Budapest und dann in die Slowakei.

Seine 34. Auslandsreise beginnt der Papst am 12. September mit einer siebenstündigen Visite in der ungarischen Hauptstadt. Er feiert dort den Abschlussgottesdienst des einwöchigen Eucharistischen Weltkongresses (5.-12.9.) der katholischen Kirche. Von Budapest aus geht es weiter in die Slowakei. Neben Begegnungen mit Vertretern der Ortskirche, anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft sowie den Spitzenvertretern des Staates umfasst das Besuchsprogramm zwei Gottesdienste in Presov und im slowakischen Nationalheiligtum in Sastin. In Kosice ist ein Jugendtreffen und ein Besuch in der von Angehörigen der Roma-Minderheit bewohnten Plattenbausiedlung Lunik IX geplant. 

 

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