Der Kern des Glaubens: die Begegnung mit Jesus

1. August 2021 in Aktuelles


Franziskus: kümmern wir uns nicht nur um das materielle Brot, sondern nehmen wir Jesus als das Brot des Lebens an und lernen wir, einander zu lieben. Aus freien Stücken und ohne Berechnung. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“: Angelus mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am achtzehnten Sonntag im Jahreskreis.

Die Eröffnungsszene des Evangeliums in der heutigen Liturgie (vgl. Joh 6,24-35) zeige uns einige Boote, die sich in Richtung Kafarnaum bewegten: die Menge gehe auf die Suche nach Jesus. Man könnte meinen, dass dies eine sehr gute Sache sei, doch das Evangelium lehre uns, dass es nicht genüge, Gott zu suchen, sondern dass wir auch fragen müssten, warum wir ihn suchten. Jesus sage sogar: „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid“ (V. 26). Das Volk habe zwar das Wunder der Brotvermehrung miterlebt, aber die Bedeutung dieser Geste nicht erfasst: „es war bei dem äußeren Wunder und dem materiellen Brot stehen geblieben“.

Hier liege also eine erste Frage, die wir uns stellen könnten: „warum suchen wir den Herrn? Was sind die Beweggründe für unseren Glauben?“. Das müssten wir erkennen, denn unter den vielen Versuchungen gebe es eine, die wir als götzendienerische Versuchung bezeichnen könnten. Sie sei es, die uns antreibt, Gott zu unserem eigenen Nutzen zu suchen, Probleme zu lösen, von ihm das zu haben, was wir aus eigener Kraft nicht erreichen könnten.

Doch auf diese Weise bleibe der Glaube oberflächlich und "wundersam": „wir suchen Gott, damit er uns satt macht, und vergessen ihn dann, wenn wir satt sind“. Im Mittelpunkt dieses unreifen Glaubens stehe nicht Gott, sondern unsere eigenen Bedürfnisse, Interessen. Es sei richtig, unsere Nöte dem Herzen Gottes vorzutragen, aber der Herr, der weit über unsere Erwartungen hinaus handle, möchte mit uns vor allem in einer Beziehung der Liebe leben. Und „die wahre Liebe ist uneigennützig, sie ist frei: man liebt nicht, um eine Gegenleistung zu erhalten!“.

Eine zweite Frage könne uns helfen, nämlich die, die die Menge Jesus stellt: „Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?“ (V. 28). Es sei, als ob die Menschen, die von Jesus provoziert worden seien, sagten: “Wie können wir unsere Suche nach Gott läutern? Wie kommen wir von einem magischen Glauben, der nur an unsere eigenen Bedürfnisse denkt, zu einem Glauben, der Gott gefällt?“. Und Jesus zeige den Weg. Er antworte, dass das Werk Gottes darin bestehe, denjenigen aufzunehmen, den der Vater gesandt habe, ihn selbst, Jesus.

Es gehe nicht darum, religiöse Praktiken hinzuzufügen oder besondere Vorschriften einzuhalten. Es gehe darum, Jesus in unserem Leben willkommen zu heißen und eine Liebesgeschichte mit ihm zu leben. Er sei es, der unseren Glauben läutern werde. Wir seien nicht in der Lage, dies allein zu tun. Aber der Herr wünsche sich eine liebevolle Beziehung zu uns: „vor den Dingen, die wir empfangen und tun, ist er zu lieben. Es gibt eine Beziehung zu ihm, die über die Logik von Interesse und Berechnung hinausgeht“.

Das gelte in Bezug auf Gott, aber auch für unsere menschlichen und sozialen Beziehungen: Wenn wir vor allem die Befriedigung unserer Bedürfnisse suchten, liefen wir Gefahr, Menschen und Situationen für unsere eigenen Zwecke zu missbrauchen. Und eine Gesellschaft, die sich auf Interessen statt auf Menschen konzentriere, sei eine Gesellschaft, die kein Leben hervorbringe. Die Aufforderung des Evangeliums laute: „Kümmern wir uns nicht nur um das materielle Brot, das uns sättigt, sondern nehmen wir Jesus als das Brot des Lebens an und lernen wir, ausgehend von unserer Freundschaft mit ihm, einander zu lieben. Aus freien Stücken und ohne Berechnung“.

 


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