Die Wissenschaft ist eine großartige Ressource, um den Frieden aufzubauen

6. Juli 2021 in Aktuelles


Franziskus: keine wissenschaftliche Erkenntnis darf allein gehen und sich selbstgenügsam fühlen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Im Folgenden veröffentlichen wir den Text der Videobotschaft, die Papst Franziskus anlässlich der Eröffnung der Arbeiten an die Teilnehmer des von der Diözese Teramo-Atri und der Universität Teramo geförderten Internationalen Treffens „Wissenschaft für den Frieden“ sendete, das am 2. und 3. Juli 2021 in der Universität Teramo und im Heiligtum von San Gabriele dell'Addolorata im Rahmen des Jubiläums von San Gabriele stattfand:

Wissenschaft für den Frieden

Ich möchte den Organisatoren des Treffens „Wissenschaft für den Frieden“ anlässlich des Jubiläums von San Gabriele [der Schmerzhaften Muttergottes], deren Heiligtum an den Hängen des Gran Sasso liegt, Sitz der Nationalen Laboratorien für Kernphysik, meinen Dank aussprechen.

Ich grüße die akademischen und wissenschaftlichen Autoritäten, die Gäste aus nationalen und europäischen Institutionen und alle Männer und Frauen, die in der wissenschaftlichen Forschung tätig sind.

Unter ihnen möchte ich an Prof. Antonino Zichichi erinnern, den Präsidenten der „World Federation of Scientists“ – de r bei dieser Gelegenheit mit der höchsten Auszeichnung der Universität Teramo geehrt wurde –, der sein Leben weiterhin der Entwicklung der Wissenschaft und der Ausbildung der neuen Generationen widmet.

Liebe verehrte Wissenschaftler, Sie zu treffen ist ein großes Geschenk der Hoffnung für die Menschheit. Noch nie war die Notwendigkeit einer Wiederbelebung der wissenschaftlichen Forschung so stark spürbar, um den Herausforderungen der heutigen Gesellschaft zu begegnen. Und ich freue mich, dass es die Diözesangemeinschaft von Teramo ist, die dieses Treffen fördert und damit bezeugt, dass es keinen Gegensatz zwischen Glauben und Wissenschaft geben kann und darf.

Wie ich in der Enzyklika Fratelli tutti in Erinnerung gerufen habe, besteht ein dringendes Bedürfnis, „die Wirklichkeit zu kennen, um gemeinsam zu bauen“ (Nr. 204). Um den Wunsch nach Wissen, der im Herzen eines jeden Mannes und einer jeden Frau verborgen ist, zu steigern und zu entwickeln, muss die wissenschaftliche Forschung ihre eigenen Hinweise in den Dienst aller stellen und stets nach neuen Formen der Zusammenarbeit, des Austauschs von Ergebnissen und des Aufbaus von Netzwerken suchen.

Weiter sollte das Risiko nicht unterschätzt werden, „dass ein wissenschaftlicher Fortschritt für den einzig möglichen Ansatz zum Verständnis eines bestimmten Aspekts des Lebens, der Gesellschaft und der Welt gehalten wird“ (ebd.).

Die Erfahrung des Gesundheitsnotstandes hat die Wissenschaft noch mehr und in gewisser Weise noch dringlicher dazu gedrängt, die Perspektiven der Prävention, der Therapie und der Gesundheitsorganisation unter Berücksichtigung der anthropologischen Implikationen in Bezug auf die Sozialität und die Qualität der Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern und vor allem zwischen den Generationen neu zu überdenken.

Keine wissenschaftliche Erkenntnis darf allein gehen und sich selbstgenügsam fühlen. Die historische Wirklichkeit wird immer mehr zu einer einzigen (vgl. ebd.) und muss in der Pluralität des Wissens bedient werden, das in seiner Besonderheit zum Wachstum einer neuen Kultur beiträgt, die fähig ist, die Gesellschaft aufzubauen, indem sie die Würde und die Entwicklung eines jeden Menschen fördert.

Angesichts der neuen Herausforderungen ist Ihnen, liebe Freunde der Wissenschaft, die Aufgabe anvertraut, zu bezeugen, wie es möglich ist, ein neues gesellschaftliches Band zu knüpfen, indem Sie sich verpflichten, die wissenschaftliche Forschung der ganzen Gemeinschaft nahe zu bringen, von der lokalen bis zur internationalen, und dass es gemeinsam möglich ist, jeden Konflikt zu überwinden.

Die Wissenschaft ist eine großartige Ressource, um den Frieden aufzubauen!

Ich bitte Sie, die Ausbildung der neuen Generationen zu begleiten und sie zu lehren, die Anstrengung der Forschung nicht zu scheuen. Auch der Meister lässt sich suchen: er flößt jedem die Gewissheit ein, dass man, wenn man ehrlich sucht, auf die Wahrheit stößt. Der Epochenwandel braucht neue Jünger des Wissens, und Sie, liebe Wissenschaftler, sind die Lehrer einer neuen Generation von Friedensstiftern.

Ich versichere Sie, ich bin Ihnen nahe und die ganze Kirche ist Ihnen nahe, mit Gebet und Ermutigung.

 


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