Frauenpriestertum ist unheimlich wichtig

5. Juli 2021 in Kommentar


Die neue DBK-Generalsekretärin verliert kein Wort über den Glaubensschwund in Deutschland - Ihre Themen sind "Priestertum der Frauen" und "Homosegnungen" - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kaht.net)

Glaubt man der neuen Generalsekretärin der DBK, Beate Gilles, so sind das Priestertum der Frau und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wohl so ziemlich die wichtigsten Themen in der Kirche. Mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ führte die Theologin ein Gespräch auf ihrer Wanderung von Limburg nach Bonn, so sie am 1. Juli ihre neue Aufgabe angetreten hat. Es lässt sich nicht bestreiten, nett kommt sie rüber im Porträt der Zeit. Die Tatsache, dass sich jemand zu Fuß auf eine Pilgerschaft auf den Weg zu einer neuen Wirkungsstätte macht, klingt gut und sehr kirchlich.

Damit endet es dann auch. Die neue Generalsekretärin verliert erstaunlicherweise kein Wort über den Glaubensschwund in der Gesellschaft. Sie verliert kein Wort über eine Kirche, die sich in weiten Teilen in der Krise hinter verschlossenen Türen verschanzte und nur im Livestream existierte. Die neue Generalsekretärin verliert kein Wort darüber, dass die Katechese und der Religionsunterricht in einer existentiellen Krise stecken. Die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation ist quasi zum Erliegen gekommen. Eine reiche, satte, dafür glaubensleere Kirche ist kein Zukunftsmodell, doch das scheint keine Rolle zu spielen.

Die Kirche, für die die Generalsekretärin der DBK steht, ist eine Kirche, die sich auf dem synodalen Weg ereignet und dabei stets selbst neu erfindet. Dabei, so wird im Porträt der Zeit deutlich, geht sich die zu erwartenden Konflikte so an, dass sie sich für konservative Katholiken unangreifbar zu machen versucht. Sowohl die dogmatischen wie auch die moralischen Aussagen wirken butterweich und kaum greifbar. Trotzdem macht die neue Generalsekretärin aus ihrer Zuneigung zu „Maria2.0“ kein Hehl.

Auch das hat Methode in der neuen deutschen Kirche. Man gibt sich unverbindlich und lässt die Traditionellen scheinbar sein, wie sie sind. Es klingt wie ein rheinisches leben und leben lassen. Das Problem daran ist die Unterscheidung der Dinge, die letzte und verbindliche Wahrheiten darstellen und den Dingen, die im politischen Diskurs verhandelt werden können. Die Existenz ewiger Wahrheiten wird als solche nicht anerkannt. Verbindliche Dogmen sind in dieser neuen Kirche eine von vielen Möglichkeiten, die sich im Diskurs und in der Abstimmung bewähren müssen. Man erkennt, wie sich diese „Kirche“ von der wirklichen Kirche unterscheidet.

Ob die Verwaltung einer kirchlichen Behörde in den Händen eines Mannes oder einer Frau liegt, sollte allein von dessen Kompetenz abhängen. Das sakramentale Amt hingegen und damit die Sakramentalität der Seelsorge sind einfach nicht verhandelbar. Ordinatio sacerdotalis ist de fide. Auch wenn es noch so sehr stört. Wer davon abweicht riskiert die Spaltung, nicht wer daran festhält. Ob und wie die Kirche Seelsorge an den Menschen betreibt, die außerhalb der Spielregeln der Kirche leben, ist eine Frage der Pastoral und damit nicht zuletzt der Klugheit. Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen, ist ein Akt der Höflichkeit. Das Sakrament der Ehe darf jedoch trotzdem nicht bürgerlichen Tugenden geopfert werden.

An den beiden Beispielen zeigt sich eigentlich der gesamte Konflikt, der sich um den synodalen Weg und alle anderen Reformdebatten entspinnt. Politisch, also da wo es nicht um verbindliche Wahrheiten geht, ist eigentlich alles – auch in der Kirche – Verhandlungssache. Viele, denen Traditionen wichtig sind, sollten sich klar machen, nicht dogmatische Fragen zu dogmatisieren schadet nur. Wo es um verbindliche Wahrheiten geht, ist hingegen in der Tat nichts verhandelbar. Reformwillige sollten sich vor Augen führen, dass Wahrheiten auch dann noch wahr sind, wenn sie von dutzenden von Theologinnen und Zweinullerinnen windelweich gequatscht worden sind. Was de fide ist, verliert seine Verbindlichkeit nicht, nur weil es der Zeitgeist ablehnt.

Die neue Generalsekretärin steht erkennbar für diese neue deutsche Reformkirche, die Dogmen weichspülen und Verhandelbares dogmatisch festklopfen will. Der Konflikt erscheint schon jetzt unausweichlich. Ob und wie tief er die Spaltung der Kirche in Deutschland vorantreiben wird, muss sich erst noch zeigen.


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