Eier legen ist heute weit weniger gefährlich als Menschen zu zeugen

2. Juli 2021 in Kommentar


In Deutschland wird das millionenfache Töten männlicher Eintagsküken ab 2022 gesetzlich verboten, gleichzeitig gibt es weiterhin grünes Licht zum Töten vom ungeborenen Kindern - BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


Linz (kath.net)

Was ist ein Mensch, und was gibt ihm Würde? Wieviel sind wir uns selber eigentlich noch wert? Der unlängst veröffentlichte Matic-Report ließ manche Gemüter hochkochen. Abtreibung soll in der EU nun als Menschenrecht etabliert werden. Heißt im Klartext: Töten von Babies ist erlaubt. Das fünfte Gebot ist ausgehebelt. Schon jetzt dürfen manche Babies bis kurz vor der Geburt getötet werden. Aber jetzt sollen wirklich alle Restriktionen, Grenzen und Bedenken fallen. Während man die Liebe zu Tieren hochfährt, erreicht der Menschenhass Ausmaße, die eigentlich alle wachrütteln müssten.

Eier legen ist heute weit weniger gefährlich als Menschen zu zeugen; Während unsere Staatslenker grünes Licht zum Töten vom Embryonen geben, billigen sie einen Gesetzentwurf, nach dem ab 2024 Eier nach dem sechsten Bebrütungstag nicht mehr entsorgt, also die Hühnerembryonen nicht mehr getötet werden dürfen – dagegen dürfen Menschenbabies quasi immer entsorgt werden. Das fällt dann unter reproduktive Gesundheit. Klingt auch irgendwie ganz nett, wer will schon nicht gesund sein? Auch das millionenfache Töten männlicher Eintagsküken wird ab 2022 gesetzlich verboten.

Vielleicht sollten wir uns darüber unterhalten, was ein Mensch eigentlich ist und wann das Leben beginnt. Diese Fragen sind noch immer nicht beantwortet. Die einen sagen, Menschsein beginne mit der Fusion von Eizelle und Spermium. Von diesem Zeitpunkt an ist der Embryo totipotent, er entwickelt sich aktiv und ohne jegliche Hilfe kontinuierlich weiter, das heißt ohne ontologische Sprünge; Niemand ist nichts oder ein Tier – und dann auf einmal Mensch. Nach dieser Anschauung ist der Mensch Ebenbild Gottes mit einer Seele und hat von Anfang an Würde und Wert.

Andere sagen - Eugeniker des 20. Jahrhunderts und Philosophien wie John Locke des 17. Jahrhunderts – haben behauptet, Mensch würde man erst durch einen evolutionären Prozess. Die eigene Würde wächst mit der Autonomie eines Menschen und seiner Selbstbestimmung über den Körper. Würde haben wir demnach, weil wir denken und entscheiden dürfen. Das können einige Alte und auch Embryonen nicht, darum besitzen sie dieser Theorie zufolge keine Würde und können – entfernt werden.

Nur muss man dann logischerweise auch sagen, dass Menschen nach der Geburt immer noch nicht selbstbestimmt sind. Demente sind es auch nicht, Ohnmächtige, Komapatienten und Kranke ebenso wenig. Und wenn wir alle schlafen, sind wir auch nicht selbstbestimmt – also würdelos und zur Tötung freigegeben? Der 2018 verstorbene Philosoph Robert Spaemann hatte darauf eine eindeutige Antwort: Die Würde erstrecke sich von Anfang an auf alle, die für Ihre Würde selber nicht aufkommen können.

Gemäß der Theorie von Selbstbestimmung und Würde sind Euthanasie und Abtreibung folgerichtig. Aber immer noch total unsolidarisch; um nicht zu sagen: mörderisch – und zudem unter der Würde eines jeden Menschen. Wo bleiben die Richter, die dafür sorgen sollten, dass die Gesetzgeber uns nicht um unsere Grundrechte bringen? Gemäß Artikel 1 unseres Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar. Sie liegt außerhalb unseres Verfügungsbereichs. Der Matic-Bericht ist ein Angriff auf unsere demokratische Grundordnung. Ganz richtig hatte die Bundesvorsitzende der CDL, Ulrike Wenzel, gesagt, dieser Bericht verkehre den Geist unserer Gründerväter ins Gegenteil.

Ein weiteres Grundrecht ist das auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Das Menschenrecht auf Abtreibung ist doch nichts anderes ein weiterer Schritt der Legalisierung von Tötung; straffrei war die vorgeburtliche Tötung von Kindern bereits bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Jetzt sind wir also einen Schritt weiter. Tötung und Mord gehören aber doch geahndet und bestraft, nicht legalisiert. Und wer ist das nächste Opfer der modernen Grundgesetzinterpretation?

Warum hüten die Richter das Grundgesetz nicht mehr, sondern winken neue Gesetze oder Rechte durch? Wir brauchen keinen verlängerten Arm der Politiker, wir brauchen echte Richter, die klug, unideologisch und im Sinne der Menschenrechte denken und entscheiden. Glücklicherweise hat die EU kein Recht, sich in die Gesundheitspolitik der Mitgliedsstaaten einzumischen. Der Bericht ist lediglich eine politische Manifestation, rechtlich im Grunde wirkungslos.

Zurücklehnen können wir uns deswegen nicht. Die Parteien in Deutschland haben längst Pläne: Die SPD will das Werbeverbot für Abtreibung abschaffen, sie findet das belästigend. Die FDP setzt auf die Herstellung von Kindern für alle Erwachsenen. Grüne und Linke plädieren für die Abtreibung als normale Gesundheitsleistung.

Was bitte ist so gesund am Abtreiben? Eher schafft man Frauen weitere Probleme, psychische zum Beispiel. Nicht an jeder Frau geht die Kindstötung spurlos vorbei. Und warum soll es keine Alternativen zur Abtreibung geben? Es gibt genügend Menschen, die Babies adoptieren würden. Die demographische Kurve kriegt man mit weniger Nachwuchs auch nicht korrigiert. Mit Abtreibungen wird eher die Menschheit minimiert; wertvolle Menschen, die später wer weiß was Gutes bewirken könnten, werden um ihr Leben gebracht.

Es gibt glücklicherweise einen Mangel an tötungswilligen Ärzten, und das ist prima so. Was wäre das auch für ein Widersehen im Himmel; Da macht man an der Himmelpforte freiwillig kehrt, wenn ein Kind auf einen zuläuft oder gar viele Hundert Kinder auf einen zulaufen und rufen: „Hallo! Wir sind die, die Du getötet hast!“

 

Sonntagsimpuls - P. Klaus Einsle - 4. Juli 21

 

 


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