"Päpstlich beglaubigter National-Synodalismus? Oder: Bätzing-Logik für Fortgeschrittene!"

25. Juni 2021 in Aktuelles


"Was Bätzing von der Papst-Audienz berichtet, das dürfte ungefähr so zuverlässig sein wie das, was Eugenio Scalfaro aus seinen Gesprächen mit dem Papst für seine Zeitung 'Repubblica' aufschrieb" - Ein kath.net-Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischöfe gibt bekannt: "Papst Franziskus ist gut im Bilde über die Lage der Kirche in Deutschland. Er hofft, dass Spannungen überwunden werden können. Ausführlich habe ich den Papst über den Stand des Synodalen Weges informiert und dabei deutlich gemacht, dass kolportierte Zuschreibungen, wonach sich die Kirche in Deutschland auf Sonderwege begeben wolle, aus der Luft gegriffen sind. Papst Franziskus hat uns ermutigt, den eingeschlagenen Synodalen Weg weiterzugehen, die anstehenden Fragen offen und ehrlich zu diskutieren und zu Empfehlungen für ein verändertes Handeln der Kirche zu kommen. Gleichzeitig warb er dafür, dass die Kirche in Deutschland den von ihm ausgerufenen Weg der Synodalität hin zur Bischofssynode 2023 mitgestaltet." Interessant.

Konrad Adenauer mochte das Wort von der Notlüge nicht. "Denn wird sind immer in Not", sagte er. Die Not der deutschen Bischöfe scheint inzwischen so groß zu sein, dass sogar der Volkskommissar der Deutschen Kirche sein Heil in Rom sucht. Es wird eine Audienz mit dem Heiligen Vater arrangiert. Was Bätzing dann daraus berichtet, das dürfte ungefähr so zuverlässig sein wie das, was Eugenio Scalfaro aus seinen Gesprächen mit dem Papst für seine Zeitung "Repubblica" aufschrieb. Denn für den modernen Kleriker gibt es keinen Anlass mehr, sich stets vernunftgerecht und aufrichtig zu verhalten. Alles ist zuerst: Politik. Religiöse Motive tragen diese vielleicht, sind aber eigentlich verzichtbar. Man beachte: Bischof Bätzing hat seinerseits dem Papst klargemacht, dass sein deutscher Sonderweg "aus der Luft gegriffen" sei. Daraufhin habe der Papst empfohlen: Weitermachen! Empfehlungen für ein 'verändertes Handeln' der Kirche haben übrigens viele, nicht zuletzt Papst Franziskus selber. Sind mit diesen "Empfehlungen" wirklich die neue Sexualpraxis, speziell die Überwindung des Zölibats und die fortschreitende Integration von Frauen in kirchliche Machtspiele gemeint? Also die Lieblingthemen des nahezu religionsfreien Nationalen Synodalismus? Da niemand überprüfen kann, was der "Deutlichmacher" aus Limburg wirklich mit dem Papst besprochen hat, muss jeder Kommentar vorsichtig bleiben. Denn wer wäre ich zu urteilen?

Man hat allerdings schon so manche Lektion in "Bätzing-Logik" gelernt. Bislang waren die Statements des Genossen Vorsitzenden immer ausgeklügelt, aber nie eindeutig. Es spricht wiederholt davon, das Evangelium müsse "verstehbar" gemacht werden. Soweit seine Predigten verstehbar sind, erreichen sie aber so gut wie nie die volle Höhe kirchlicher Verkündigung. Etwa als es zu Fronleichnam hieß: "Wir tragen, was uns trägt." Die Subtraktionstheologie rechnet: Gott minus Christus minus Kirche ist gleich "Frohe Botschaft". Da es auch in der bischöflichen Kommunikation anscheinend keine 'in sich böse Tat' mehr gibt (intrinsece malum), sondern nurmehr proportionale Richtigkeit im Verhältnis zum erstrebten, kirchenpolitischen Ziel, wurde ausgerechnet Hans Küng kürzlich das seifenblasige Lob zuteil, sich der Verwirklichung des Zweiten Vatikanums verschrieben zu haben. Tatsächlich waren dem Tübinger die Beschlüsse des Konzils aber wurscht.

Er entnahm daraus nur Impulse für seine Fortschreibung des Ereignisses "Öffnung der Kirche". Ähnliches könnte für den Limburger Küngverehrer gelten. Er besorgt sich in Rom den Anschein einer Vollmacht und gibt dann die Parole aus: Vorwärts! Dabei wäre Innehalten angezeigt, wenn schon der Papst selber zugleich "dafür wirbt", den von ihm ausgerufenen Weg der Synodalität zu gehen. Da der Papst tatsächlich eine synodale Kirche will, unter Anleitung des Heiligen Geistes, hat er den revolutionären Brigaden ein Stichwort geliefert, das sie für ganz andere Ziele nutzen. Alles in edler Absicht? "Recht ist, was dem Volke nützt", also im konfessionellen Milieu: den ungezählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nützt, die zwar nichts mehr 'mit der Kirche am Hut haben' (im traditionellen Sinn), aber doch ganz behaglich von ihrem Geld leben.

Es wäre ja zu wünschen, wenn das ekklesiale Fiasko noch abgewendet werden könnte, indem sich die deutschnationale Miliz unauffällig, unverzüglich und ohne allzu großen öffentlichen "Gesichts"-Verlust wieder unter römisches Kommando stellt. Wahrscheinlich hat der Pontifex das gemeint. Bislang hat es aber nicht den Anschein, dass die intellektuellen und spirituellen Kapazitäten des "ehrlichen Maklers" Georg Bätzing für so ein Demutsmanöver ausreichen. Er ist bereits zu sehr daran gewöhnt, die kirchlichen Angelegenheiten mit Sprachregelungen und verschlagenen Formelkompromissen zu regieren. Die Krise müsste allerdings grell ausgeleuchtet werden, wollte man die Tragweite des Problems überhaupt zur Kenntnis nehmen: Gott. Christus. Seine Kirche. Doch das scheint angesichts der Parteilichkeit deutsch-bischöflicher Selbstwahrnehmung immer noch extrem unerwünscht zu sein. Ich interpretiere das frisch kolportierte Papstzitat also vorläufig mit dieser Zuschreibung: "Euer Scheinsynodalismus kickt im Abseits. Kehrt um!"

 

Foto: (c) kath.net


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