Die Verheißung der Schechina-Wolke

15. Juni 2021 in Interview


Interview mit der Leiterin der Jüngerschaftsschule „Mission Base“ in Salzburg: "Die Katholische Kirche ist sehr vielfältig. Das steckt schon in ihrem Namen und noch vielmehr in ihrem Wesen." – Von Linda Noé


Salzburg (kath.net/ln)

Zu Pfingsten kamen zum ersten Mal wieder hunderte junge Leiter der Loretto Gemeinschaft zusammen. Bernadette Lang ist katholische Theologin und Leiterin der Jüngerschaftsschule auf Mission Base in Salzburg. Über die Sehnsucht nach Gottes Herrlichkeit, starke Prophetien, die Vision der jungen Gläubigen und den Platz der Frau in der katholischen Kirche kath.net-Interview.

KATH.NET: Das Pfingsttreffen der Loretto Gemeinschaft, zu dem sich heuer wieder an die 400 Personen hauptsächlich mit Leitungsfunktion in Salzburg getroffen haben, war nach den vielen Monaten, in denen man sich nicht auf diese Art treffen konnten, sicher etwas Besonderes. Außerdem habt ihr als Loretto im Vorfeld ein spezielles Buch gelesen, das Euch inspiriert hat. Kannst Du davon etwas erzählen? 

Bernadette Lang: Ja, das war es definitiv! Da die Prognosen für Großveranstaltungen zu dem Zeitpunkt der Planungen recht schlecht standen, waren wir gefordert, mehr auf Gott zu hören. Wir fragten ihn, was SEIN Plan mit dem Pfingstfest in Salzburg ist. Gleichzeitig wussten wir, dass unabhängig von Corona der Salzburger Dom und Zelt davor mit über 10 000 Jugendlichen langsam an die Grenzen seiner Kapazitäten kommt. Deshalb war gefiel uns die Vision sehr gut: 320 Multiplikatoren nach Salzburg einzuladen mit der Idee, nächstes Jahr das Pfingstevent an vielen Orten zu feiern. Thematisch hatten wir „Schechina- Herrlichkeit“ und Erweckung sehr am Herzen. Dazu hat auch jeder Teilnehmer das Buch von Tommy Welchel „Wahre Geschichten von der Asuza-Street“ als Vorbereitung gelesen.  Junge Leute, viele davon Leiter von Gebetsgruppen, kamen erlebten ein sehr intensives Pfingsten und nahmen die Idee mit nach Hause. Für nächstes Jahr erhoffen wir uns, dass es viele „Pfingsten-main-events“ im ganzen deutschsprachigen Raum geben wird. Die Resonanz war sehr gut und die ersten Planungen haben schon begonnen. 

KATH.NET: Die freichristliche Pfingstgemeinde der Asuza Street ist bei Katholiken als sehr charismatisch bekannt, Manche können damit, andere gar nicht. Was sagst Du zu den Menschen, die Geistesgaben, Sprachengebet oÄ kritisch sehen oder meinen, dass Katholiken das nicht in diesem Maße bräuchten?

Bernadette Lang: Die katholische Kirche ist sehr vielfältig. Das steckt schon in ihrem Namen und noch vielmehr in ihrem Wesen. Ich denke nicht, dass es für jeden Katholiken oder Christen allgemein notwendig ist, in Sprachen zu beten. Aber dass wir eine Beziehung zum Heiligen Geist haben, das halte ich für unersetzlich. Schließlich ist das Christentum ein trinitarisches, personales  Geschehen, in das wir hineingenommen werden. Und dass wir dann vom Heiligen Geist mit Gaben beschenkt werden, ist dann oft eine Folge. Manche Gaben sind offensichtlicher und gelten als „charismatischer“ als andere. Die Qualität der Gottesbeziehung kann aber nicht an den Geistesgaben gemessen werden.

KATH.NET: Das Motto Eures Treffens war "Schechina"- was bedeutet das?

Bernandette Lang: Damit ist die Herrlichkeit Gottes gemeint, die im Alten Testament erwähnt wird, als Gott mit dem Volk in Form einer Wolken- bzw Feuersäule vorauszog. Vor etwas mehr als hundert Jahren machte dann eine Gemeinde in Amerika eine starke Erfahrung der Präsenz Gottes, die als „Schechina- Wolke“ beschrieben wurde. Dabei gibt es eine Verheißung, dass Gott hundert Jahre später dies nochmal in größerem Maß schenken werde. Natürlich wollen wir uns nicht abhängig machen von der Sichtbarkeit der Präsenz Gottes (als Katholiken sind wir ja allein schon durch die Sakramente „verwöhnt“, die Gegenwart Gottes sichtbar wahrzunehmen). Aber wir wollen uns sehnen nach einer größeren Sichtbarkeit Gottes in unserem gesamten Lebensstil. 

KATH.NET: Was ist seit Pfingsten geschehen, und inwiedern hat der Heilige Geist Eure gemeinsame Sehnsucht als Loretto- Gemeinschaft beantwortet?

Bernadette Lang: Viele junge Menschen strecken sich nach mehr von Gott aus. Das ist immer eine schöne Frucht, wenn Gott wirkt. Außerdem haben viele ein Commitment gemacht, konkreter um Geistesgaben zu beten und sie auch einzusetzen. Charismata sind ja vor allem zum Aufbau der Kirche da und brauchen als Voraussetzung die Bereitschaft, damit anderen zu dienen.

KATH.NET: Welche sind für Dich die stärksten Prophetien für diese Zeit?

Bernadette Lang: Für mich ist es keine einzelne, sondern die Zusammenschau von vielen. Nicht nur aus dem freikirchlichen Kontext, sondern auch aus dem katholischem und messianisch-jüdischem Feld gibt es erstaunliche Prophetien und Verheißungen für diese Zeit. Corona ist für mich auch ein Zeichen der Zeit, das auf etwas hindrängt. Ich bin überzeugt, dass wir in hochspannenden Zeiten leben und fühle mich privilegiert, dass Gott uns hier hingestellt hat.

KATH.NET: Du hast als junge Frau in der Kirche eine Leitungs- und Lehrfunktion inne. Manche Frauen innerhalb der katholischen Kirche beklagen öffentlich in diesen Tagen die Tatsache, dass sie zu wenig Funktion hätten und ihre Gaben, Berufung etc zu wenig einbringen können. Empfindest Du, dass Du es als Frau schwerer hast in katholischen Kirche? Wie kannst Du für sie Zeugnis und Ermutigung sein auch durch Dein Beispiel?

Bernadette Lang: Grundsätzlich glaube ich, dass viele Frauen noch nicht ihren Platz oder ihre Aufgabe in der Kirche gefunden haben. Das ist aber nicht ein rein kirchliches Problem, sondern ein gesellschaftliches. Dort versuchen Frauen oft, die besseren Männer zu sein. Das wird ihrer Rolle und ihren Fähigkeiten nicht gerecht. Als Kirche denke ich, dass wir schon gefordert sind, kreative Freiräume zu schaffen, in denen Frauen ihre Gaben, Talente und Fähigkeiten in noch größerem Maß einbringen können. Dazu müssen wir aber Kirche im allgemeinen wieder mehr als Community und Lebensraum denken. Ich persönlich habe sehr viel Gestaltungsfreiraum und bin sehr dankbar, dass es auch viele Männer gibt, die mir den Rahmen und Raum geben, mich als Frau einzubringen mit mir gegebenen Fähigkeiten. Innerhalb unserer Gemeinschaft gibt es viele Frauen auch in Leitungsfunktionen und ich schätze das ergänzende Miteinander sehr.


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