Kardinal Hollerich: Kirche zeigte in Pandemie zu wenig Einsatz

14. Juni 2021 in Weltkirche


Luxemburger Erzbischof im Interview: Man muss "leider feststellen, dass wir für die meisten Menschen wenig von Bedeutung waren"


Rom (kath.net/KAP) In der Pandemie hätte die Kirche nach Ansicht des Luxemburger Erzbischofs, Kardinal Jean-Claude Hollerich (Archivfoto), mehr über die Ängste der Menschen vor dem Sterben sprechen sollen. "Wir hätten mehr bekennen müssen: Wir haben keine Angst vor dem Tod", so der Kardinal im Kathpress-Interview am Samstag in Rom. Der Wille, die Arbeit als Christen zu tun "so gut, wie es geht - auch auf die Gefahr, dass uns das Virus erwischt", sei nicht genügend deutlich geworden.

Hollerich bezweifelte, dass Menschen genügend hätten spüren können, "dass wir sie gerne haben und uns für sie einsetzen". Man müsse "leider feststellen, dass wir für die meisten Menschen wenig von Bedeutung waren. Das muss uns bescheidener machen", mahnte der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE anlässlich eines Besuches der Kommission im Vatikan.

Mit Blick auf die EU war Hollerich "nicht so entsetzt wie andere" über die Probleme der Impfstoff-Beschaffung. Hinterher lasse sich vieles leichter kritisieren. Besonders erschreckt hätten ihn zu Beginn der Pandemie die aufkeimenden Nationalismen, als die Grenzen dichtgemacht worden seien.

Auf beiden Seiten der deutsch-luxemburgischen Grenze habe es Vorfälle gegeben, die von Hass geprägt gewesen seien, so der Luxemburger Erzbischof. "Das zeigt uns, wie schlimm es wäre, wenn es die EU nicht mehr gäbe", so Hollerich weiter. "Wir haben gesehen, wie wichtig offene Grenzen sind, wie wichtig Schengen ist. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen."

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