Bischof Voderholzer will das neue Amt für Katechisten zügig einführen

21. Mai 2021 in Deutschland


„Dem neuen (und zugleich alten) Amt könnte in der aktuellen Situation, die von der besonderen Herausforderung der Stärkung der Neuevangelisierung und der Stärkung der Hauskirche gekennzeichnet ist, eine ganz wichtige Aufgabe zuwachsen.“


Regensburg-Vatikan (kath.net/pbr) Das von Papst Franziskus neu eingeführte Amt des Katechisten wird vom Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, begrüßt. „Dies kommt vielen ehrenamtlichen Frauen und Männern in den Pfarreien entgegen, die bereits in der Verkündigung des Glaubens und in der Vorbereitung auf die Sakramente tätig sind“, so Bischof Voderholzer. In einer Predigt am 16. Mai hatte der Regensburger Bischof baldige praktische Schritte für Auswahl, Aus- und Fortbildung für Katechisten und Katechistinnen angekündigt.

Das neue Amt ist als Ehrenamt gedacht und unterscheidet sich damit von Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten ebenso wie von Religionslehrerinnen und -lehrern. Gleichzeitig gibt es durch das Amt einen ausdrücklich kirchlichen Auftrag, nach einer Zeit der Ausbildung und durch die Amtseinführung mit einem eigenen Ritus Zeuge des Glaubens in verschiedenen Feldern der Pfarrseelsorge sein zu können. Mit seinem eigenen Zuschnitt schließt das neue Amt eine Lücke im Miteinander der verschiedenen Ämter und Dienste in der Kirche.

„Ich würde mir wünschen, dass zu den drei Millionen katholischen Katechistinnen und Katechisten weltweit bald auch zahlreiche Frauen und Männer aus unserer Diözese dazukommen,“ hofft Bischof Voderholzer und kündigt die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur zeitnahen Umsetzung und Beratungen mit den diözesanen Gremien an.

kath.net dokumentiert die Predigt Bischof Dr. Rudolf Voderholzer beim Pontifikalamt am Vorabend von Christi Himmelfahrt (Bittmesse)im Hohen Dom zu Regensburg am 12. Mai 2021 in voller Länge:

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Die Auswahl der ersten Lesung zum Hochfest Christi Himmelfahrt und auch des Evangeliums, das wir gerade vom Diakon so zu Herzen gehend verkündet bekommen haben, leuchtet ein. Die Apostelgeschichte und auch das Markusevangelium berichten, je auf ihre Weise, vom Festgeheimnis, der Heimkehr Jesu Christi in die himmlische Herrlichkeit, in die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes, in die er unwiderruflich seine angenommene menschliche Natur, das heißt die Menschheit, uns alle, mitnimmt. „In der Himmelfahrt seines Sohnes hat der Vater die Menschheit erhöht,“ wie es im Tagesgebet heißt, und das Erlösungsgeschehen vollendet. Nicht ein naturwissenschaftlich zu interpretierendes Aufsteigen in das „Firmamentum“ oder, englisch, „sky“, sondern das Eingehen in das „Coelum“, die Sphäre des unmittelbar Göttlichen, englisch „heaven“, ist das Festgeheimnis.

Die Lesung aus der Apostelgeschichte nennt die Zahl 40, die ja in der Gestaltung unseres Kirchenjahres aufgenommen ist, dort ihren Ausdruck findet und den Festtagstermin bestimmt: 40 Tage hindurch, also in einer heiligen, erfüllten Zeit, war der Auferstandenen den Jüngern erschienen, hatte er ihnen Beweise dafür geschenkt, dass er lebt. Darin besteht die besondere Bedeutung der Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt, dass es eine Zeit der besonderen Einübung ist, der Verwurzelung der Apostel im Glauben an die Auferweckung Jesu. Die ist eben nicht menschliche Einbildung, theologisches Interpretament oder ein sonstwie nur subjektives Geschehen aufseiten der Jünger gewesen, sondern ein Ereignis, das der Geschichte zugehört, bezeugt und erfahren werden kann und doch die Geschichte übersteigt und öffnet in die Ewigkeit hinein.

Die Worte des Evangeliums sind vom Ende des Markus-Evangeliums genommen, sind dessen letzten Verse, die – vermutlich in Anlehnung an den entsprechenden Schluss des Matthäus-Evangelisten – dem Markus-Evangelium noch angefügt wurden und von der Aufnahme Jesu, des Herrn, in den Himmel berichten. Auch bei Markus geht die Aussendung der Elf durch den auferstandenen Herrn Jesus Christus voraus, der Auftrag, in die ganze Welt hinauszugehen, und der ganzen, wie es ausdrücklich heißt, der ganzen Schöpfung das Evangelium zu verkünden.

Von der ersten Lesung und dem Evangelium unterscheidet sich in bemerkenswerter Weise die zweite Lesung aus dem vierten Kapitel des Epheserbriefes, in der nur in einem Vers vom Ab- und Aufstieg des Herrn die Rede ist, ansonsten aber der Schwerpunkt auf konkreten Weisungen des Apostels liegt im Hinblick auf das Leben der Kirche und auf die Verwirklichung ihrer Sendung, ihrer Berufung, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden.

Nach der Erinnerung an die Sendung des Heiligen Geistes und die dringende Mahnung zur Einheit folgt eine Liste von Ämtern, die Christus eingesetzt hat, eine Liste, die von der Nennung der „Apostel“ angeführt wird, ansonsten noch eine gewisse Vielfalt bezeugt im Vergleich zur Liste im 1. Korintherbrief, aber ebenso wie dort die „Lehrer“ nennt.

Auf das Amt des Lehrers nimmt nun, liebe Schwestern und Brüder, ein „Motu proprio“, also ein „aus eigenem Antrieb“ (und nicht als Reaktion auf eine Anfrage oder ähnliches) verfasstes kurzes Lehrschreiben Bezug, das Papst Franziskus am vorgestrigen Montag, den 10. Mai, veröffentlicht hat. Mit ihm errichtet er offiziell das Amt des „Lehrers“, gemeint ist das Amt der Lehrerin und des Lehrers im Glauben, als neues aber im Grunde sehr altes Amt offiziell in der katholischen Kirche; ein Amt, das ausdrücklich als ein Amt für Laien, für „Weltchristen“, bezeichnet wird, ein Amt, das nicht das apostolische Dienstamt ersetzt oder verdrängt, sondern ihm zugeordnet ist, ihm zuarbeitet.

Manche werden sich vielleicht wundern und sich fragen: Gibt es denn nicht längst das Amt des Religionslehrers und der Religionslehrerin, die durch die Missio ausdrücklich kirchlich beauftragt werden? Gibt es nicht längst den Professor, die Professorin für Theologie? Werden nicht unsere Gemeindereferenten und Pastoralreferentinnen ausdrücklich auch zum Religionsunterricht bestellt durch bischöfliche Sendung?

Darauf ist zunächst einmal zu sagen, dass römische Schreiben immer die Situation der ganzen Kirche, der weltweiten Kirche, im Blick haben mit ihren oft so unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten. Und da ist es nun ja beileibe nicht so, dass es überall ein so hochdifferenziertes Bildungssystem auch und gerade für die Theologie gibt, wie bei uns in Deutschland und in Mitteleuropa.

Das Motu proprio von Papst Franziskus etabliert keine Konkurrenz zum Religionsunterricht, der ganz unverzichtbar ist. Er stellt auch in keiner Weise die gute Arbeit aller im schulischen Religionsunterricht tätigen Frauen und Männer, für die wir sehr dankbar sind, infrage.

Geschichtlicher Hintergrund und wohl auch Anlass für das Päpstliche Schreiben ist die Tätigkeit von ehrenamtlichen Katechisten in vielen Regionen der Weltkirche, wie sie vor allem im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgeblüht ist, eine Tätigkeit von Frauen und Männern, die dort oft das kirchliche Leben in den Pfarreien und Filialen wesentlich tragen; ihr Tun sollte ausdrücklich gewürdigt werden, als Dienst im Auftrag der Kirche; und weitere Frauen und Männer sollen ermutigt werden, sich als Katechisten ausbilden und senden zu lassen. Um Verwechslungen vorzubeugen, hat sich schon seit längeren eingebürgert, im Unterschied zu den klassischen Religionslehrern und Religionslehrerinnen, die auch Katecheten oder Katechetinnen genannt werden, die mit dem vom Papst in diesem Schreiben gemeinten Personen „Katechisten“, „Katechisten“ und Katechistinnen“ zu nennen (italienisch: „catechista“, französisch: „catéchiste“ usw.).

Der Papst lädt die Bischöfe ein, diesen „Dienst des Katechisten in die Praxis umzusetzen, indem sie den notwendigen Ausbildungsweg sowieNormen und Kriterien für den Zugang zu diesem Dienst festlegen.“ Zur Wertschätzung und als Ausdruck der Wertschätzung soll also auf die Auswahl und die Ausbildung wert gelegt werden.

So gesehen hat das Motu proprio auch für uns eine Bedeutung. Nicht um einen Ersatz für den Religionsunterricht, nicht um Ersatz für die Religionslehrerinnen und Religonslehrer geht es, die in aller Regel einen hervorragenden und aufopferungsvollen Dienst an „vorderster Front“ sozusagen leisten, sondern um Aufmerksamkeit für die Katechese, wie wir sie ja in der außerschulischen, der pfarrlichen Sakramentenvorbereitung schon gegeben haben, nicht nur in der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, sondern auch in der Ehevorbereitung, Erwachsenenbildung usw. Dar-4/5über hinaus hat sich schon seit langem in verschiedenen Bewegungen und Gemeinschaften dieses Amt von Katechistinnen und Ketchisten ausgebildet, ohne dass es bislang in dieser Weise von der Kirche offiziell gewürdigt worden ist.

Ein Spezifikum ist die Ehrenamtlichkeit, also der Umstand, dass Frauen und Männer, die in einem nicht-kirchlichen Beruf tätig sind, die als Väter und Mütter, als Großmütter und Großväter ihre berufliche Kompetenz und ihre Lebenserfahrung mit der Aufgabe der Glaubensweitergabe verbinden und dafür einen ausdrücklich kirchlichen Auftrag erhalten.

Hinzukommt, dass es ausdrücklich um eine außer-schulische, nicht an einem staatlichen Lehrplan orientierte, sondern um eine an den Erfordernissen der Pfarrgemeinden und des kirchlichen Lebens ausgerichtete Einführung und Einweisung in den Glauben und seine Praxis in Caritas und Zeugnis vor der Welt geht.

Der Begriff „Katechist“, „Katechistin“ ruft nicht zuletzt in Erinnerung, dass zur Unterweisung im Glauben auch, selbstverständlich nicht nur, aber auch das Glaubenswissen gehört, die Einführung in die Heilige Schrift, die Erschließung der göttlichen und kirchlichen Gebote sowie das Gebetsleben der Kirche usw., wie es im Katechismus zusammengefasst und aufbereitet ist. Der Katechist, die Katechistin wird demzufolge immer auch eine Zeugin, ein Zeuge des Glaubens, ein Vorbild und Wegbegleiter sein.

Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf die Vielzahl von Frauen und Männern, die bereits jetzt, zumeist auf der Ebene der Pfarrei, diese Aufgaben erfüllen. Sie dürfen sich durch dieses Motu proprio angesprochen und gestärkt wissen.

Vielfach wird bereits verwirklicht, was der Papst in folgenden Worten als Auftrag beschreibt, wenn er die verschiedenen Etappen benennt, die mit den unterschiedlichen Altersstufen der Schülerinnen und Schüler einhergeht: „Von der Erstverkündigung, die in das Kerygma einführt, über den Unterricht, der das Bewusstsein für das neue Leben in Christus wachsen lässt und insbesondere auf die Sakramente der christlichen Initiation vorbereitet, bis hin zur ständigen Weiterbildung, die jeden Getauften in die Lage versetzt, stets bereit zu sein, »jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt« (1 Petr 3,15). Der Katechist / die Katechistin ist Zeuge des Glaubens, Lehrer und Mystagoge zugleich sowie Begleiter und Pädagoge, der im Namen der Kirche unterweist.“ (AM 6)5/5

Der Papst stellt in Aussicht, dass die Gottesdienstkongregation bald eine liturgische Form bereitstellen wird, wie diese Beauftragung konkret vollzogen wird.

Dem neuen (und zugleich alten) Amt könnte, so bin ich überzeugt, in der aktuellen Situation, die von der besonderen Herausforderung der Stärkung der Neuevangelisierung und der Stärkung der Hauskirche gekennzeichnet ist, eine ganz wichtige Aufgabe zuwachsen. Es wird ja (hoffentlich bald!) darum gehen, nach der Corona-Pandemie wieder „aufzustehen“ und vieles nachzuholen, was jetzt brachgelegen ist, vieles wiederaufzubauen, was eingebrochen ist, zu sammeln, was sich zerstreut hat.

Aufgabe des Bischofs und der Verantwortlichen im Ordinariat wird es sein, die entsprechenden praktischen Schritte zu entwickeln was Auswahl, Aus- und Fortbildung usw. betrifft. Wir werden uns an die Umsetzung dieses großen Anliegens von Papst Franziskus machen, das alle seine Lehrschreiben wie ein roter Faden durchzieht.

Und die heutige zweite Lesung ruft uns das letzte Ziel aller dieser Bemühungen in Erinnerung, nämlich „die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zuzurüsten, für den Aufbau des Leibes Christi,“ um letztlich, wie es der auferstandene Herr uns aufträgt, „allen Geschöpfen“ das Evangelium zu verkünden. Amen


Archivfoto Bischof Voderholzer bei einer Predigt im Jahr 2020 (c) Bistum Regensburg


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