Kfd ruft zum Predigerinnentag auf und beruft sich auf „Apostelin Junia“

8. Mai 2021 in Deutschland


Die gegen das Predigtverbot von Laien gerichtete Aktion ist in ihrer Berufung auf die Bibel fragwürdig. Eine Analyse von Michael Koder.


Düsseldorf (kath.net/ mk)

Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ruft am 17. Mai 2021 zum zweiten bundesweiten „Predigerinnentag“ auf. Das Datum ist nicht zufällig gewählt, sondern der katholische Gedenktag der „Apostelin Junia“, wie die kfd sie nennt. Damit will die Frauenorganisation mit ihrer Dauer-Forderung nach einer geschlechtergerechten Kirche „wieder dorthin [gehen], wo es an Gleichberechtigung bislang fehlt: in die katholischen Kirchen.“ Zwölf Frauen, die als „Geistliche Leiterinnen“ oder „Begleiterinnen“ in der kfd aktiv sind, wollen um dieses Datum herum in Wortgottes- oder Eucharistiefeiern predigen. Einige davon zeigen sich auf der Einladung in weißen liturgischen Gewändern und mit Schals, die einer Stola ähnlich sind, also letztlich in Priestermontur.

Mit ihrer Aktion wollen die Frauen in erster Linie eine „Rücknahme des Predigtverbotes für Lai*innen“ erreichen. Die Berufung dafür auf Junia ist aber fragwürdig: diese wird in der Bibel nur einmal erwähnt, im Römerbrief des heiligen Paulus, wo er schreibt, dass „Andronikus und Junia“ „Angesehene unter den Aposteln“ seien. Der verwendete griechische Name kann hier sowohl einen (männlichen) Junias als auch eine (weibliche) Junia bedeuten, diese Frage bleibt wissenschaftlich umstritten. Wenn man aber hier eine Junia sieht, wie offenbar der Kirchenvater Johannes Chrysostomus, so meint die Bezeichnung „Apostel“ nicht unbedingt einen Einschluss in den von Christus selbst erwählten und mit besonderer Vollmacht ausgestatteten engeren Personenkreis zur Verkündigung des Evangeliums.

Denn „Apostel“ heißt übersetzt nur „Ausgesandter“, und wird schon in der Bibel in sehr verschiedenen Kontexten verwendet: Paulus etwa bezeichnet sich selbst in fast allen seiner Briefanfänge als Apostel, obwohl er Christus nie persönlich begegnet war. Im 2. Korintherbrief ist von Aposteln als Abgesandten der Gemeinden die Rede, die von diesen für eine bestimmte Aufgabe ausgesendet wurden.

Weiters wurden auch spätere Heilige so bezeichnet, etwa der Missionar Bonifatius als „Apostel der Deutschen“ oder die Heiligen Kyrill und Method als „Apostel der Slawen“. Und schließlich nannte der Kirchenvater Hippolyt von Rom auch die Frauen beim leeren Grab am Ostermorgen „Apostelinnen der Apostel“. Letztlich hat jeder Christ durch Taufe und Firmung den Auftrag, das Evangelium durch Wort und Tat zu verkündigen, und ist damit Apostel. Das schließt nicht aus, dass Christus seine Kirche auf Petrus und einen engeren Kreis von Jüngern gegründet hat, die die ihnen anvertrauten Gläubigen als Hirten leiten sollen. Denn die öffentliche Predigt, also die verbindliche Auslegung des Wortes Gottes und der Lehre der Kirche, ist doch gerade Teil des Hirtenamtes.

Kurzum: die Berufung der kfd auf einen einzigen Bibelvers zur Begründung einer Vollmacht zu predigen wirkt weit hergeholt und nicht stichhaltig.


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