Kanzlerkandidatur von Armin Laschet - „Der Nahkampf ist eröffnet“

28. April 2021 in Kommentar


Wie und warum das Internetportal von GMX den christlichen Politiker Nathanael Liminski in einem „Porträt“ so heftig attackiert – „CDU und CSU sollten den Fehdehandschuh dieses Kulturkampfes aufgreifen“. Gastkommentar von Jürgen Henkel


Berlin (kath.net/jh) Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, ist ein überzeugter und praktizierender Katholik, steht für den rheinländischen Katholizismus, bekennt sich offen zu seinem Glauben und seiner katholischen Sozialisation. Er macht in seinem von ihm für die CDU zurückeroberten Bundesland, der früheren Herzkammer der deutschen Sozialdemokratie, gemeinsam mit der FDP eine hervorragende bürgerlich-konservative Politik. Dabei ist er kein Scharfmacher, gilt klassischen Konservativen sogar eher als zu milde. In der Flüchtlingspolitik und in der Debatte um die inhaltliche Ausrichtung der CDU in den zurückliegenden parteipolitisch lähmenden wie profillosen Merkel-Jahren trat er eher als Merkelianer auf.

Lange wurde Laschet als „Merkel 2.0“ belächelt. Dabei wurde gerne übersehen, dass der stets jovial wirkende CDU-Mann auch klar, konsequent und knallhart seine Linie und Ziele verfolgt. Heute ist er nicht nur Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes, sondern hat sich auch in beiden Machtkämpfen um den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur gegen die starken Unions-Größen Friedrich Merz und Markus Söder durchgesetzt: beharrlich, punktgenau, zielstrebig.

Nun ist Laschet also Kanzlerkandidat der CDU und der personalisierte Hauptgegner aller Linken, denen zur vollständigen politischen, medialen und gesellschaftlich-gesinnungsmäßigen Dominanz bis hin zur Denk- und Sprachkontrolle in Deutschland nach ihrem Marsch durch die Institutionen der Medien, der Wissenschaften und des Kulturbetriebs nur noch die formell-institutionelle Regierungsübernahme im Bund fehlt. Und da stört Laschet nun. Letztlich liegt es durchaus an ihm persönlich, als Kandidat der Union zu verhindern, dass die derzeit von den Medien beispiellos hochgejubelte Grüne Annalena Baerbock ins Berliner Kanzleramt einzieht.

So nimmt es nicht wunder, dass die linksgrünen Medien, die die Kandidatin der Einwanderungs- und Abtreibungs- , Queer- und Genderpartei der Grün*innen als Bundeskanzlerin schon glühend herbeisehnen, sich nun mit allen Mitteln dem Kampf gegen die Union und Laschet persönlich verschreiben: Der Nahkampf ist eröffnet! Und dazu zählt auch die gezielte Diskreditierung der Entourage von Laschet, vor allem aus jenem kirchlich-katholischen Milieu, das gesellschaftspolitisch mundtot gemacht werden soll, weil es sich nicht in die binnenkatholischen Reformkreise einreiht und der Welt anpasst.

Selten aber kommt solcher Kampf- und Kampagnenjournalismus so platt, stereotyp und niveaulos daher wie jüngst beim Internetportal von GMX. Der laut Eigendarstellung als Sportredakteur ausgebildete Autor Patrick Mayer liefert dort in einem sogenannten „Porträt“ über den NRW-Staatskanzleichef Nathanael Liminski vor allem eines ab: einen durch und durch ideologischen Kampfartikel, der nach Machart, Methode und Stil vor 1989 so auch im „Neuen Deutschland“ über einen katholischen CDU-Politiker aus dem Westen hätte stehen können.

Schon Titel und Untertitel des seit 23. April auf GMX zugänglichen Beitrags zeigen, wohin die Reise geht: „CDU-Mann Nathanael Liminski: Der erzkonservative Chefstratege Armin Laschets. Der 35-Jährige gilt als erzkonservativ und streng gläubig“. Das Liminski-Bashing startet also gleich mit zwei heute negativ besetzten Attributen: konservativ – gleich in der Steigerung „erz“ – und noch dazu „streng gläubig“. Schon die Zuschreibung dieser beiden heute für die bunte Glitzerwelt der Medien nachgerade degoutanten Eigenschaften lassen doch moderne, liberale, weltoffene, aufgeschlossene und aufgeklärte Leserinnen und Leser sofort schaudern und führen zur Frage: Wie kann sich Laschet nur mit solchen Leuten umgeben? Die Zielrichtung des Artikels ist klar: der Autor verreißt Liminski, er attackiert und diskreditiert ihn letztlich als einen ewiggestrigen politischen Reaktionär und religiösen Fundamentalisten – und will damit auch Laschet treffen.

Und so orakelt der Autor folgerichtig, dass Laschet wohl im Falle eines Wahlsiegs – womit die Linken also trotz des Baerbock-Hypes doch ernsthaft rechnen – Liminski auch zum Kanzleramtschef macht. Eine Horrorvorstellung für das linksrotgrüne Juste Milieu des Landes. Deswegen wird hier ganz nebenbei der „Igitt-Faktor“ erzeugt: Igitt, so jemanden will doch niemand als Kanzleramtschef haben. Und schon gar nicht nach 16 Jahren Merkel, dieser „Frau ohne Eigenschaften“, zumindest ohne inhaltlicher Eigenschaften. Merkel hat ihre Partei, Land und Volk nie mit religiösen Prägungen (v)erschreckt. Ihre Haupteigenschaft war der bloße Machtwille. Sie hätte jederzeit notfalls auch mit dem ADAC oder dem DFB koaliert, um weiterregieren zu können. Zum inhaltlichen Verfall der CDU unter Merkel haben weiland Martin Lohmann und Pater Wolfgang Ockenfels in ihren exzellenten Büchern über das „C“ der CDU schon kundig, kritisch und prophetisch Auskunft gegeben.

Es ist schon schlimm angesichts der angestrebten radikalen linksgrünen Gesellschaftsveränderung, dass es überhaupt noch konservative und christliche Politiker in Deutschland gibt und noch keine Alleinherrschaft der Grün*innen. Auch dass es da jemand gibt, der in hoher politischer Verantwortung noch christlich und gläubig ist und die klassischen Positionen der katholischen Weltkirche und der Bibel etwa zur Sexualmoral teilt. Auch das Thema „Kein Sex vor der Ehe“ und Liminski-Aussagen dazu werden in diesem „Porträt“ bemüht und ins Lächerliche gezogen. Der Autor scheint die Renaissance von Ehe, Treue, „Hochzeit in Weiß“ und auch den Wunsch nach Heimat und einem klassischen Familienglück gerade bei vielen jungen Menschen nicht wahrgenommen zu haben. Solche Phänomene sind für ihn sicher Relikte aus einer finsteren und bösen Vergangenheit, sind doch heute Gender-Ideologie, Patchwork-Familien und urbanes Single-Glück angesagt, schick und trendy.

Vollends peinlich wird es, wenn dem Autor nix Besseres einfällt, als sich auch noch über Liminskis Vornamen Nathanael lustig zu machen. Es ist alter christlicher – und auch jüdischer! – Brauch, Kindern biblische Namen zu geben, hier den eines Jüngers Jesu. Dies mag einem vom Christentum wahrscheinlich recht unbeleckten Sportreporter nicht geheuer sein und schon den Eltern den Ruch des Fundamentalismus verleihen. Aber jemand seinen biblischen Vornamen zum Vorwurf zu machen ist nun der intellektuelle Tiefpunkt dieses „Porträts“. Ganz nebenbei wird natürlich auch erwähnt, dass der Vater Jürgen Liminski ein konservativer katholischer Publizist ist, der auch für die böse „Junge Freiheit“ schreibt. Wenn es darum geht, Konservative und praktizierende (katholische) Christen zu bekämpfen, dann greift schon auch einmal die Sippenhaft.

Der ausgebildete Sportredakteur beschäftigt sich hier mit großen politischen Fragen. Auch den Hinweis von Nathanael Liminski auf das Gewaltpotenzial des Islam kritisiert er heftig. Wie blind ist dieser Autor und Sportreporter für die politische Lage weltweit? Wahrscheinlich hält er Saudi-Arabien und den Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und alle anderen islamischen Länder, in denen Christen und Minderheiten verfolgt werden, in seiner Multikulti-Begeisterung für lupenreine Demokratien. Das Gewaltpotenzial des Islam diskutieren angesehene muslimische Islamwissenschaftler übrigens seit langem ernsthaft, allerdings meist unter Polizeischutz, weil ...

Keine Frage: Es herrscht Kulturkampf in Deutschland um Gesellschaft und Politik, Sprache und Denken und auch das Verhältnis von Politik und Religion! Im Blick auf die Bundestagswahl ist dies ein echter Machtkampf. Und es herrscht Nahkampf gegen jeden, der sich nicht im engen linksgrünen Gesinnungskorridor des von den Mainstream-Kongregationen zugelassenen Sag- und Denkbaren bewegt. Das GMX-Internetportal steht dabei – von einzelnen Kolumnen abgesehen – in der Berichterstattung zu politischen und kirchlichen Themen sowie bei Fragen wie Gender, gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung weltweit längst auf Seite der Mainstream-Medien und serviert seinen zahlreichen Kunden mit den beliebten gmx-Mailadressen gleichzeitig einseitige linksgrüne tendenziöse Meinungsmache auf der bunten Startseite.

Die Konservativen, CDU und CSU können und sollten den Fehdehandschuh dieses Kulturkampfes aufgreifen. Die Frage ist, ob CDU und CSU nach 16 Merkel-Jahren im Kanzleramt und 18 Jahren an der Parteispitze noch die Kraft und das intellektuelle Format dafür besitzen. Die Werte-Union allein kann das nicht richten. Die Berufung von Armin Laschet zum Kanzlerkandidaten stellt hier eine echte Chance für die Konservativen dar. Artikel wie dieses „Porträt“ zeigen die Notwendigkeit zur auch geistigen und grundsätzlichen Auseinandersetzung der Union mit den Linken.

Von der amtierenden Kanzlerin sind dafür indes keine Impulse zu erwarten. Sie musste von den Linken nie in der Form bekämpft werden wie etwa ein Nathanael Liminski, hat sie doch in ihren 16 Kanzlerjahren die rotgrüne Agenda aus der Sicht der Linken höchst erfolgreich bedient und abgearbeitet und die CDU dabei bis zur programmatischen Unkenntlichkeit pragmatisiert, sozialdemokratisiert und vergrünt. Der Wahlkampf 2021 zwingt und fordert die Union zu neuer Grundsätzlichkeit. Und das ist gut so, wollen die Unionsparteien nicht das Schicksal der SPD erleiden.

Der bayerische Pfarrer und Publizist Dr. Jürgen Henkel (Selb) ist Bezirksvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU in Oberfranken.

Pressefoto Kanzlerkandidat Armin Laschet (c) CDU Deutschland/Laurence Chaperon

 


© 2021 www.kath.net