Das Kreuz Christi – wie ein Leuchtfeuer

31. März 2021 in Aktuelles


Franziskus: der Weg durch die Karwoche, das ‚Sacrum Triduum’, Herzstück des Kirchenjahres. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben, er wird sich erheben und erhaben und sehr hoch sein. Wie sich viele über dich entsetzt haben - so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen - , so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm ihren Mund. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt“ (Jes 52,13-15).

„Generalaudienz“ in der Karwoche in der Einsamkeit der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast vor der Fernsehkamera.

Papst Franziskus unterstrich, dass morgen das heilige Triduum beginne, welches das Herzstück des Kirchenjahres darstelle, da in ihm das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi gefeiert werde.

Am Gründonnerstag gedächten wir der Einsetzung der Eucharistie, in der Christus uns seinen Leib und sein Blut als vollkommene Opfergabe schenke, die uns von der Sklaverei der Sünde befreit. Hier nehme Christus auf unblutige Weise seine Hingabe am Kreuz vorweg und lade uns zu einer Haltung des Dienstes ein, wie er seinen Jüngern die Füße gewaschen habe.

In diesem Sakrament habe Jesus das Opfer durch sich selbst ersetzt: sein Leib und sein Blut schenkten uns Erlösung von der Sklaverei der Sünde und des Todes. Es sei dies der Abend, an dem er uns auffordere, einander zu lieben, indem wir einander zu Dienern werden, wie er es bei der Fußwaschung der Jünger getan habe. Es sei dies  eine Geste, die die blutige Opfergabe am Kreuz vorwegnehme. Tatsächlich werde der Meister und Herr am Tag danach nicht sterben, um die Füße zu reinige, sondern die Herzen und das ganzen Leben seiner Jünger.

Der Karfreitag sei sodann ein Tag der Buße, des Gebets und des Fastens, an dem wir auf das zu unserem Heil unschuldig geopferte Lamm blickten. Ihm empfählen wir die vielen unschuldigen Leidtragenden von Kriegen, Diktaturen, Gewalt und Abtreibung an. Jesus „ist in den Abgrund des Leidens gestiegen, um es in der Kraft seiner Liebe zu erlösen und zu verwandeln“.

Seit Jesus die Wunden der Menschheit und den Tod selbst auf sich genommen habe, habe Gottes Liebe diese unsere Wüsten bewässert, diese unsere Dunkelheiten erhellt. Während seines Wirkens habe der Sohn Gottes das Leben mit vollen Händen ausgegossen, „er hat geheilt, vergeben, auferweckt“. Jetzt, in der Stunde des höchsten Opfers am Kreuz, bringe er das ihm vom Vater anvertraute Werk zur Vollendung. Er trete in den Abgrund des Leidens ein, um es zu erlösen und zu verwandeln. Nur die Liebe Gottes vermöge dies: „durch seine Wunden sind wir geheilt worden, durch seinen Tod sind wir wiedergeboren worden. Dank ihm, der am Kreuz verlassen wurde, ist niemand mehr allein in der Dunkelheit des Todes“.

Der Karsamstag erinnere uns besonders an Maria, die schmerzerfüllt, aber voll Glaube, Hoffnung und Liebe in Erwartung auf die Auferstehung verharre. Der Karsamstag sei so der Tag der Stille, den die ersten Jünger, bestürzt über den schändlichen Tod Jesu, weinend und fassungslos erlebten. Während das Wort schweige, während das Leben im Grab liege, „werden die, die auf ihn gehofft hatten, auf die Probe gestellt, sie fühlen sich als Waisen, vielleicht sogar als Waisen Gottes“. Dieser Samstag sei daher Marias Tag: auch sie lebe ihn unter Tränen, aber ihr Herz sei voller Glauben, voller Hoffnung, voller Liebe. Die Mutter Jesus „war ihrem Sohn auf dem Leidensweg gefolgt und war zu Füßen des Kreuzes geblieben, mit durchbohrter Seele. Doch als alles vorbei zu sein schien, halte sie Wache, sie bewahre die Hoffnung auf die Verheißung Gottes, der die Toten auferwecke: „so wurde sie in der dunkelsten Stunde der Welt zur Mutter der Gläubigen, zur Mutter der Kirche und zum Zeichen der Hoffnung. Ihr Zeugnis und ihre Fürbitte stützen uns, wenn die Last des Kreuzes zu schwer für uns wird“.

In die Dunkelheit des Karsamstags brächen dann Freude und Licht mit den Riten der Osternacht und dem festlichen Gesang des Halleluja ein. Es werde eine Begegnung im Glauben mit dem auferstandenen Christus sein, „und die Osterfreude wird die ganzen fünfzig Tage, die folgen, anhalten, bis zum Kommen des Heiligen Geistes“. Er, der gekreuzigt worden sei, „ist auferstanden!“. Alle Fragen und Unsicherheiten, Zögerlichkeiten und Ängste „werden durch diese Offenbarung zerstreut. Der Auferstandene gibt uns die Gewissheit, dass das Gute immer über das Böse triumphiert, dass das Leben immer den Tod besiegt und unser Ziel nicht darin besteht, immer tiefer hinabzusteigen, von Traurigkeit zu Traurigkeit, sondern in die Höhe zu steigen“. Der Auferstandene sei die Bestätigung, „dass Jesus in allem Recht hat: in der Verheißung des Lebens über den Tod hinaus und der Vergebung über die Sünden hinaus“.

„Liebe Brüder und Schwestern“, so der Papst abschließend, „auch in diesem Jahr werden wir die Osterfeiern im Kontext der Pandemie erleben. In so vielen Situationen des Leidens, besonders wenn sie von Einzelpersonen, Familien und Völkern erlitten werden, die bereits von Armut, Unglück oder Konflikten geplagt sind, ist das Kreuz Christi wie ein Leuchtfeuer, das den Schiffen, die in stürmischer See noch flott sind, den Hafen weist. Es ist das Zeichen der Hoffnung, die nicht enttäuscht. Und es sagt uns, dass nicht einmal eine Träne, nicht einmal ein Stöhnen in Gottes Heilsplan verloren ist“.

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Von Herzen grüße ich die Gläubigen deutscher Sprache. Nehmen wir uns ein Beispiel an Maria, der schmerzhaften Mutter, und fliehen wir nicht vor den Kreuzen in unserem Leben. Vereinen wir all unsere Leiden mit dem Opfer Christi. Der gekreuzigte Herr wird sie in der Kraft seiner Liebe in Zeichen des Trostes und der Herrlichkeit verwandeln.

 


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