Vatikan begrüßt orthodoxen Vorstoß für gemeinsames Osterdatum

11. März 2021 in Weltkirche


Kurienkardinal Koch reagiert auf Aussagen des Vertreters des Ökumenischen Patriarchats beim Weltkirchenrat in Genf, Erzbischof Getcha - Wunsch nach gemeinsamem Osterdatum liege auch Papst Franziskus und dem koptischen Papst Tawadros "sehr am Herzen"


Rom/Genf (kath.net/KAP) Der vatikanische "Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch begrüßt den jüngsten Vorstoß aus der orthodoxen Kirche für ein gemeinsames Osterdatum der Christen ab dem Jahr 2025. "Ostern ist das höchste Fest der Christen. Deshalb wäre es ein sehr schönes und wichtiges Zeichen, wenn wir Christen für dieses Fest ein gemeinsames Datum hätten", zitierte das Schweizer Portal kath.ch (Mittwoch) den Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Dieser Wunsch liege "auch Papst Franziskus und auch dem koptischen Papst Tawadros sehr am Herzen". Ein gemeinsames Osterdatum zu vereinbaren, werde zwar nicht leicht sein; es lohne sich aber, sich dafür einzusetzen, so Koch.

Zuvor war bekannt geworden, dass sich der Leiter der Ständigen Vertretung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim Weltkirchenrat (ÖRK), Erzbischof Job Getcha von Telmessos, für eine orthodoxe Kalenderreform ausspricht. Mit Blick auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa 2025 meinte er im jüngsten Newsletter der Vertretung, dies wäre "eine gute Gelegenheit, die Christen über die Notwendigkeit einer Kalenderreform und eines gemeinsamen Osterdatums aufzuklären, um den Beschlüssen des ersten Ökumenischen Konzils wirklich treu zu bleiben". Dass das östliche und das westliche Osterdatum im Jahr 2025 zusammenfallen, sollte als Ermutigung in diese Richtung verstanden werden.

Erzbischof Job Getcha betonte, das Konzil von Nizäa habe nicht nur ein Glaubensbekenntnis verkündet, das universell werden sollte, sondern auch eine gemeinsame Osterfeier für die gesamte Christenheit sichergestellt. Zuvor gab es kein gemeinsames Datum, da einige Christen Ostern zusammen mit dem jüdischen Pessachfest feierten und andere am darauffolgenden Sonntag. In Nizäa wurde beschlossen, Ostern am ersten Sonntag nach dem Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche zu feiern.

Das Konzil habe sich auf astronomische Daten - die Tagundnachtgleiche und den Vollmond - bezogen, um das Datum zu bestimmen, so der Erzbischof, und nicht auf einen bestimmten Kalender oder ein bestimmtes Fest, wie das jüdische Pessachfest. Dennoch seien die Kirchen "heute leider geteilt, was die Feier dieses großen Festes angeht. Der Grund dafür ist, dass nicht alle die gleichen Hilfsmittel verwenden". So verwendeten die Orthodoxen immer noch den Julianischen Kalender, der zur Zeit 13 Tage hinter der astronomischen Realität zurückliegt, und zudem auch alte Lunationstabellen, was zu einem verspäteten Osterdatum führe.

Eine Kalenderreform sei zwar schon mehrmals diskutiert worden, so auf dem panorthodoxen Kongress von Konstantinopel 1923, wo auch angesichts des Widerwillens einiger Orthodoxer, den "römisch-katholischen" Gregorianischen Kalender zu übernehmen, der serbische Astronom Milutin Milankovic einen revidierten Julianischen Kalender vorgeschlagen habe. Dieser sei "tatsächlich präziser" gewesen als der Gregorianische, aber von einigen lokalen orthodoxen Kirchen nur für den Zyklus der feststehenden Feste akzeptiert worden, nicht aber für den österlichen Zyklus.

Getcha erinnerte daran, dass der ÖRK 1997 eine Konsultation abgehalten habe, um ein gemeinsames Osterdatum festzulegen. Diese empfahl, die nizänischen Normen beizubehalten, dass Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallen sollte, die astronomischen Daten, also die Frühlings-Tagundnachtgleiche und den Vollmond, aber mit möglichst genauen Methoden zu berechnen und als Grundlage dafür den Meridian von Jerusalem zu verwenden, dem Ort von Tod und Auferstehung Christi.

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