Die Sprache des Leibes in der Wahrheit wiederlesen

24. April 2021 in Familie


Die Theologie des Leibes als Blog - Von C. Klaus - Fünfzehnter Blog-Beitrag


Wien (kath.net)

Johannes Paul II. sagte 1980 zu Jugendlichen in Paris: „Der Körper ist ein Wort, eine Sprache. Er ist ein Wunder und ein Wagnis zugleich! (…) Habt größte Achtung vor eurem Körper und vor dem der anderen! Euer Körper soll eurem tiefsten Ich dienen! Eure Gebärden, eure Blicke seien stets der Widerschein eurer Seele!“

Wenn sich ein Mann und eine Frau sexuell vereinigen, sagen sie mit ihrem Körper: ich schenke mich dir ganz und für immer. Die Wahrheit der Sprache des Leibes wird am Beginn der Ehe ausgedrückt, wenn sich das Brautpaar gegenseitig verspricht „immer treu zu sein und sich zu lieben und zu achten bis an das Lebensende“. In der Ehe ist es besonders bei der sexuellen Vereinigung wichtig, die Sprache des Leibes in der Wahrheit wieder zu lesen. In Bezug auf die Ehe ist in unseren Körper die Berufung zur gegenseitigen Hingabe und zum Eins-Werden eingeschrieben. Wir sind auf das andere Geschlecht hin geschaffen. Zur Wesensnatur von unserem Körper gehört auch die Fruchtbarkeit. Wenn die Sprache des Leibes in der Wahrheit wiedergelesen wird, muss sie diese beiden Bedeutungen des Leibes in der Sexualität – die Vereinigung in der Liebe und die Fruchtbarkeit – ausdrücken. Daher kann ein Paar nur katholisch heiraten, wenn es bereit ist Kindern das Leben zu schenken.

Kinder sind ein großes Geschenk Gottes. Die Eltern tragen die Verantwortung für die Familie. Die Lebensumstände der Familie  können es aber notwendig machen, zeitweise oder dauernd auf weitere Kinder zu verzichten. Dabei können die soziale und wirtschaftliche Situation, die physische Gesundheit der Frau, aber auch die psychische Belastbarkeit der Eltern eine Rolle spielen. Zur Wesensnatur des weiblichen Körpers gehört auch sein Zyklus mit den fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen. Durch die natürliche Empfängnisregelung (NER) kann jede Frau lernen, diese zu bestimmen. Die Anwendung der natürlichen Empfängnisregelung entspricht der Ordnung der Natur und dem göttlichen Schöpfungsplan. Dadurch wird die Sprache des Leibes in der Wahrheit wiedergelesen. Das wahre Wohl des Menschen besteht in der Befolgung des göttlichen Schöpfungsplanes. Daher wurde die NER immer von der Kirche befürwortet. Sie verlangt von den Eheleuten eine bestimmte Einstellung in Bezug auf die Familie und die Weitergabe des Lebens, nämlich eine Anerkennung und Wertschätzung des Lebens und der Familie. In der christlichen Ehe wird ein Nest geschaffen, in dem Kinder angenommen werden können. Paare, die die NER praktizieren, haben eine viel geringere Scheidungsrate.

Die NER kann sowohl bei Kinderwunsch eingesetzt werden, um diesen schneller zu erfüllen, als auch in Zeiten, in denen das Ehepaar aus wichtigen Gründen auf weitere Kinder verzichten muss. Die Enthaltsamkeit an den fruchtbaren Tagen der Frau fördert die Zärtlichkeit und die gegenseitige Achtung in der Ehe.

Die Theologie des Leibes hat uns gezeigt, dass der Mensch eine Person ist, die aus der Einheit von Körper und Seele besteht. Eine rein körperliche Form der Sexualität ist also eine Lüge, bei der die Sprache des Leibes nicht in der Wahrheit wiedergelesen wird. In der biblischen Sprache wird für die sexuelle Vereinigung oft das Wort „erkennen“ benützt: „Eins-werden“ bedeutet dem anderen einen Blick in die eigene Seele zu gewähren. Dadurch wird nicht nur die körperliche Vereinigung, sondern auch die Vereinigung der Seelen ausgedrückt.


© 2021 www.kath.net