Zur Liebe und Reinheit des Herzens berufen

6. März 2021 in Familie


Die Theologie des Leibes als Blog - Von C. Klaus - Achter Blog-Beitrag


Wien (kath.net)

Johannes Paul II. war nicht nur ein großartiger Theologe und Philosoph, sondern er verfasste auch Theaterstücke. Oft handelten sie von der Liebe zwischen Mann und Frau. In „Der Laden des Goldschmieds“ schrieb er: „Liebe verlangt den ganzen Menschen. […] Das volle Gewicht des menschlichen Schicksals. Sie ist nicht für den Augenblick.“ Im Gegensatz dazu leben wir nun in Bezug auf das Beziehungsleben in der heutigen Gesellschaft in einer „Kultur des Provisorischen“: Lebensabschnittspartnerschaften statt einer Ehe, Liebesbeziehungen „auf Probe“ statt einem Treueversprechen „bis dass der Tod uns scheidet“… Die Theologie des Leibes lehrt uns, dass Liebe das Geschenk des Selbst bedeutet. Kann das aber ein Geschenk sein, wenn man es am nächsten Tag zurückverlangt?

Die Reinheit des Herzens bedeutet die Abkehr von der Begehrlichkeit und damit den Sieg über die Sünde. Sie macht uns fähig, mit wahrer Liebe zu lieben, die eine dauerhafte Gemeinschaft schafft. Die Reinheit des Herzens fördert auch die Fähigkeit, die Welt mit den Augen des anderen zu betrachten. Sie zeigt eine gewisse innere Haltung, die die Ehrfurcht vor dem Leib ausdrückt und ihn in seiner Heiligkeit bewahrt. Indirekt bewahrt sie auch den Körper des anderen in Heiligkeit und Ehrfurcht. Dadurch kann der wahre Wert des Leibes und der Sexualität verwirklicht werden, wie er im ursprünglichen Plan des Schöpfers vorgesehen war. Für Johannes Paul II. ist die Sexualität ein „nicht hinreichend gewürdigter Wert“. Denn die sexuelle Vereinigung sollte nicht eine Bedürfnisbefriedigung, sondern der Ausdruck der einzigartigen Schönheit der Liebe zwischen Mann und Frau sein. Einer ewigen Liebe, in der jeder zum Geschenk für den anderen wird. Als Ausdruck einer solchen Liebe ist die sexuelle Vereinigung etwas Heiliges.

Wer sich mit der Theologie des Leibes beschäftigt, kann der Kirche absolut keine Leibfeindlichkeit und auch keine Geringschätzung der Sexualität vorwerfen. Im Gegenteil, die Würde des Leibes als Teil der Person wird hervorgehoben. Und die Schönheit der Sexualität, die nach der Schöpfungsordnung Gottes verwirklicht wird, wird beschrieben. Gott hat uns als Mann und Frau geschaffen, uns zur Liebe berufen und uns die Sexualität geschenkt.

Der Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes. Die Früchte des Geistes sind Liebe, Freude und Selbstbeherrschung. Um die Reinheit des Herzens zu bewahren und seine Triebe zu beherrschen, ist eine Anstrengung des Willens notwendig. Der Mensch muss seine Schwächen und Sünden kennen, um sie zu überwinden. Jesus hilft uns bei der Abkehr von unseren Sünden, z.B. in der Beichte. Wir können auch für die Reinheit unseres Herzens beten. Es ist auch wichtig, dass wir uns unserer inneren Haltung bewusst sind. Dann werden unsere Wünsche und Gefühle immer mehr durch die Liebe bestimmt.

Liebe bringt uns aus uns selbst heraus und führt uns in eine Fülle des Lebens, die größer ist als unser winziges Selbst. Sie beginnt mit dem Staunen über den geliebten Menschen und die Freude über seine Existenz. Die Liebe zwischen Mann und Frau kann nur wachsen, wenn sich beide gegenseitig bejahen, füreinander ganz entscheiden und ihr Leben miteinander teilen. Der Ruf zur Liebe geht nicht nur vom Partner aus, sondern auch von Gott. Indem sich die Ehegatten einander hingeben, nehmen sie nicht nur das Geschenk an, das Gott ihnen gegeben hat, als er sie einander anvertraut hat. Sondern sie schenken sich auch an Gott zurück, indem sie einander lieben.


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