Nach dem Sündenfall – der Mensch der Begehrlichkeit

20. Februar 2021 in Familie


Die Theologie des Leibes als Blog - Von C. Klaus - Sechster Blog-Beitrag


Wien (kath.net)

Im Paradies war der Mensch von Gott überreich beschenkt worden und seine tiefsten Sehnsüchte nach Gemeinschaft und Liebe waren gestillt. Gott hatte ihm aus Liebe das Leben und die ganze Schöpfung geschenkt. Durch Satan, den Feind Gottes in Schlangengestalt, wurde der Mensch jedoch in Versuchung geführt. Die Schlange versprach Adam und Eva, dass sie nach der Erkenntnis von Gut und Böse wie die Götter sein werden. Als der Mensch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse die Frucht pflückte, zweifelte er im Herzen am Geschenk Gottes an den Menschen und an der Liebe Gottes. Weil der Mensch nicht mehr glauben konnte, dass Gott aus Liebe handelt, wendete er sich von Gott ab. Der Glaube an die uneigennützige Liebe wurde im menschlichen Herzen durch die Begehrlichkeit verdrängt. Das erste Symptom dieser Begehrlichkeit war die Scham. Adam und Eva konnten sich in ihrer Nacktheit nicht mehr gegenseitig mit der Reinheit des Herzens betrachten. Sie erkannten ihre Nacktheit und bedeckten sich mit Feigenblättern. Denn die Scham bewirkt einen Schutz vor der Begehrlichkeit des anderen.

Das Vertrauen, das zuvor zwischen Adam und Eva unbegrenzt gewesen war, wurde beeinträchtigt. Dadurch wurde auch die ursprüngliche Selbsthingabe an den anderen begrenzt. Statt der ursprünglichen Einheit zeigten sich in ihrer Beziehung nun Dominanz, Unverständnis und Misstrauen. Die Begehrlichkeit führte dazu, den anderen als Gegenstand besitzen, genießen und damit auch benützen zu wollen. Der Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht wurde nicht mehr als Bestimmung zur gegenseitigen Selbsthingabe, sondern als Gegensatz empfunden.

Als weitere Folge des Sündenfalls bekamen sie Angst vor Gott. Aber auch in dieser Situation zeigte Gott seine Barmherzigkeit und schenkte ihnen Felle als Kleidung. Durch die Begehrlichkeit wurde die Gottebenbildlichkeit beeinträchtigt. Der Mensch hatte durch die erste Sünde den übernatürlichen Stand der Heiligkeit und Gerechtigkeit verloren, in den er von Gott aus Gnade ursprünglich eingesetzt worden war. Davor hatte er die Welt und seinen Körper durch die Augen Gottes gesehen und dabei Freude und Frieden empfunden. Durch die radikale Veränderung seiner Beziehung zu Gott hat die Angst und das Misstrauen in seinem Herzen Einzug gehalten. Seitdem spürt er eine Schutzlosigkeit und Unsicherheit. Denn die gefallene Schöpfung steht dem Menschen nun feindselig gegenüber. Er lebt nicht mehr in der Fülle des Geschenkes wie im Paradies, sondern muss mit großer Anstrengung dem Ackerboden Früchte abringen (vgl. Gen, 3,17-19). Außerdem ist er sterblich geworden.

Johannes Paul II. bezeichnet den Menschen nach dem Sündenfall als geschichtlichen Menschen. Weil die Sünde in die Welt kam, ist das menschliche Herz zum Kampfplatz zwischen der Liebe und der Begehrlichkeit geworden. Aber auch bei diesem Kampf verlässt Gott den Menschen nicht. Er hat dem Menschen den freien Willen geschenkt. Als sich aber der Mensch beim Sündenfall gegen Gott entscheidet, steht bereits der Heilsplan Gottes für den Menschen fest. Denn an der Liebe Gottes ändert sich nie etwas, auch nicht, wenn das Herz des Menschen sich von seiner ursprünglichen Bestimmung zur Liebe und Selbsthingabe entfernt. Jesus klagt das Herz nicht an, sondern ruft es zur Umkehr.

 

Gedanken zum Sonntags-Evangelium von P. Klaus Einsle LC - Die Zeit ist erfüllt, das REICH GOTTES ist NAHE, kehrt UM und glaubt an das EVANGELIUM

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