Die ganzheitliche Sicht der Theologie des Leibes

6. Februar 2021 in Familie


Die Theologie des Leibes als Blog - Von C. Klaus - Vierter Blog-Beitrag


Wien (kath.net)

Die Tatsache, dass die Theologie auch den Leib miteinbezieht, ist nicht überraschend, da Jesus Mensch geworden ist und dadurch der Welt das Heil gebracht hat. In der Theologie wird die Menschwerdung Christi Inkarnation genannt, was man mit Fleischwerdung übersetzen könnte.

Viele Christen suchen in der Ehe die Erfüllung ihrer christlichen Berufung. Und alle Menschen tragen die Ahnung der Berufung in sich, eine Gemeinschaft der Personen wie  „am Anfang“  im Zustand der ursprünglichen Einheit zu verwirklichen. In diesem Zustand der ursprünglichen Einheit und Unschuld bestand Harmonie und absolutes Vertrauen zwischen Adam und Eva. Ihr Blick auf den anderen war frei von jeder egoistischen Begierde. Es war ein Blick der vollkommenen Liebe, der die Reinheit des Herzens widerspiegelte. Aufgrund der Ahnung dieser Berufung gibt es so viele Liebesfilme und Liebesromane, in denen es um die „große Liebe“ geht. Wir empfinden diese Filme als umso schöner, je mehr sich diese große Liebe durch die vollkommene Selbsthingabe zeigt. Ein Beispiel dafür ist der Hollywood-Film Titanic. Denn die Berufung zur Selbsthingabe ist von unserem Schöpfer in die Herzen der Menschen geschrieben worden.

Um diese Berufung zu leben, ist das richtige Empfinden für den Sinn des Körpers in seiner Weiblichkeit und Männlichkeit notwendig. Wir müssen uns der bräutlichen Bedeutung des Leibes bewusst sein. Aber auch das Bewusstsein für die elterliche Bedeutung des Leibes aufgrund seiner Fruchtbarkeit ist sehr wichtig für den Umgang mit unserem Körper.

Wir leben in einer Kultur mit einem Körper-Kult. Der Körper wird als Ort des Vergnügens betrachtet. Scheinbar wird ihm gehuldigt. In Wahrheit aber wird der Körper oft auf ein Objekt für den lüsternen Blick reduziert, z.B. in der Werbung. Beim Begriff „Leib“ hingegen schwingt das innere Leben des beseelten Körpers mit.

Durch die Wissenschaften der Medizin und Biologie wissen wir viel über die Funktion des Körpers. Aber der Körper des Menschen ist nicht etwas, was er „hat“, sondern etwas, was er „ist“, weil er zu seinem Sein gehört. Nur der Körper kann das Unsichtbare sichtbar machen. Jede Person besitzt eine Würde, und da der Körper zur Person gehört, besitzt auch er diese Würde. Daher darf er nicht wie eine Sache behandelt werden. Das Wissen um die personale Würde des menschlichen Leibes und seiner Geschlechtlichkeit kann nicht aus den Quellen der Naturwissenschaften geschöpft werden. Eine ganz besondere Quelle dafür ist das Wort Gottes selbst. In der Genesis, dem ersten Abschnitt der Bibel, werden wir an die Schwelle der Geschichte der Menschheit zurückgeführt. Indem Jesus auf den „Anfang“ verweist, führt er uns zu dem Zeitpunkt der Geschichte zurück, der die Scheitellinie zwischen dem glücklichen Zustand der ursprünglichen Unschuld und dem Erbe des Sündenfalls darstellt. Will Jesus uns damit vielleicht sagen, dass wir diese Würde zurückzugewinnen können, indem wir dem menschlichen Leib seinen wahren Sinn zurückgeben?


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