Wider die Lähmung des Geistes. Non abbiate paura!

15. Jänner 2021 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: der Menschensohn hat die Vollmacht, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Ἀγάπη, also ‚Kirche’ überhaupt, über die die römische Gemeinde den Vorsitz führt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Jesus predigt „vor den vielen Kranken“, das „Virus der Krankheit“ ängstigt den Sohn Gottes nicht, er steht mitten unter den Kranken und Leidenden. „Hauptziel“ ist die „Heilung“! Und dann ist da die wahre „Krankheit“ und die wahre „Heilung“. Die „Impfung“  nach der Heilung ist sekundär besteht in den Worten: „Hab keine Angst, steh auf, geh und sündige nicht mehr“.

„Die Sünde ist nämlich eine Art Lähmung des Geistes, von der uns allein die Macht der barmherzigen Liebe Gottes befreien kann, und auf diese Weise wird es uns ermöglicht, aufzustehen und erneut den Weg des Guten zu beschreiten“.

Und dann die Kirche, die Ἀγάπη:

„Unmittelbar nach dem Martyrium der hll. Petrus und Paulus wurde nämlich der Kirche von Rom eine vorrangige Rolle in der ganzen katholischen Gemeinschaft zuerkannt, eine Rolle, die bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts vom hl. Ignatius von Antiochien und vom hl. Irenäus von Lyon bezeugt wurde“.

Wie Walter Kardinal Brandmüller jüngst erklärte: „So ist die Bezeichnung der Kirche von Rom als Προκαθημένη τῆς Ἀγάπης zu übersetzen, während Formulierungen wie ‚Vorsitz in der Liebe’ etc. in die Irre führen. Wie der Wortgebrauch in den übrigen Ignatius-Briefen beweist, ist Ἀγάπη im Zusammenhang einfach mit ‚Kirche’ zu übersetzen. So schreibt Ignatius etwa „es grüßt euch die Ἀγάπη von – und es folgt der Name einer Stadt. Hier aber steht Ἀγάπη ohne Ortsnamen, was also ‚Kirche’ überhaupt, schlechthin bezeichnet, über die die römische Gemeinde den Vorsitz führt“.

„Als er nach einigen Tagen wieder nach Kafarnaum hineinging, wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm, von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Liege durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!

Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten in ihrem Herzen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Liege und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – sagte er zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause! Er stand sofort auf, nahm seine Liege und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle in Staunen; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen“ (Mk 2,1-12).

Benedikt XVI., Angelus am 22. Februar 2009, Fest der Kathedra Petri:

Der Abschnitt aus dem Evangelium [...] erzählt die Geschichte vom Gelähmten und dessen Vergebung und Heilung (Mk 2,1–12). Während Jesus vor den vielen Kranken predigte, die zu ihm gebracht wurden, war da auch ein Gelähmter auf einer Tragbahre. Als der Herr ihn sah, sprach er: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!« (Mk 2,5). Und da sich einige der Anwesenden bei diesen Worten empörten, fügte er hinzu: »Ihr sollt aber erkennen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!« (Mk 2,10–11). Und der Gelähmte ging geheilt weg. Diese Erzählung aus dem Evangelium zeigt, daß Jesus nicht nur die Macht besitzt, den kranken Leib gesunden zu lassen, sondern auch jene, die Sünden nachzulassen; ja, die leibliche Heilung ist Zeichen der geistlichen Gesundung, zu der seine Vergebung führt. Die Sünde ist nämlich eine Art Lähmung des Geistes, von der uns allein die Macht der barmherzigen Liebe Gottes befreien kann, und auf diese Weise wird es uns ermöglicht, aufzustehen und erneut den Weg des Guten zu beschreiten.

Auf den heutigen Sonntag fällt auch das Fest Kathedra Petri, ein wichtiger liturgischer Gedenktag, der das Amt des Nachfolgers des Apostelfürsten herausstellt. Die Kathedra des Petrus versinnbildlicht die Autorität des Bischofs von Rom, der dazu berufen ist, gegenüber dem ganzen Volk Gottes einen besonderen Dienst auszuüben. Unmittelbar nach dem Martyrium der hll. Petrus und Paulus wurde nämlich der Kirche von Rom eine vorrangige Rolle in der ganzen katholischen Gemeinschaft zuerkannt, eine Rolle, die bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts vom hl. Ignatius von Antiochien (Ad Romanos, Vorrede: Funk, I, 252) und vom hl. Irenäus von Lyon (Adversus haereses III, 3, 2–3) bezeugt wurde. Dieses einzigartige und besondere Amt des Bischofs von Rom wurde vom II. Vatikanischen Konzil bekräftigt: »Darum gibt es auch in der kirchlichen Gemeinschaft«, so lesen wir in der dogmatischen Konstitution über die Kirche, »zu Recht Teilkirchen, die sich eigener Überlieferungen erfreuen, unbeschadet des Primats des Stuhles Petri, welcher der gesamten Liebesgemeinschaft vorsteht (vgl. Ignatius v. A., Ad Rom., Vorrede: ed. Funk I, 252.), die rechtmäßigen Verschiedenheiten schützt und zugleich darüber wacht, daß die Besonderheiten der Einheit nicht nur nicht schaden, sondern ihr vielmehr dienen« (Lumen gentium, 13).

Liebe Brüder und Schwestern, dieses Fest bietet mir die Gelegenheit, euch zu bitten, mich mit eurem Gebet zu begleiten, damit ich treu die hohe Aufgabe erfüllen kann, die die göttliche Vorsehung mir als Nachfolger des Apostels Petrus überantwortet hat. Darum bitten wir die Jungfrau Maria, derer wir gestern hier in Rom unter dem schönen Titel »Muttergottes vom Vertrauen« gedacht haben. Wir bitten sie auch, uns dabei zu helfen, mit der angemessenen Geisteshaltung in die Fastenzeit einzutreten, die am kommenden Mittwoch mit dem eindrucksvollen Ritus der Auflegung des Aschenkreuzes beginnen wird. Maria öffne unsere Herzen für die Umkehr und das fügsame Hören des Wortes Gottes.

 


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