Orthodoxe Griechen feiern „Epiphania“ trotz staatlichem Messverbot

12. Jänner 2021 in Weltkirche


Für den traditionell wichtigen Festtag nahmen die Amtsträger Kritik der Regierung in Kauf.


Linz (kath.net/mk) Trotz Messverbot der griechischen Regierung hat die griechisch-orthodoxe Kirche am 6. Jänner nach ihrer Tradition das Fest der Taufe des Herrn gefeiert, wie die ARD-Tagesschau berichtet. Erzbischof Hieronymus II., das Kirchenoberhaupt, segnete die etwa 30 Mitfeiernden in der Athener Kathedrale mit einem in Weihwasser getauchten Basilikumzweig, gegen den die Gläubigen nacheinander ihr Gesicht drücken und sich bekreuzigen. Von diesen ist zu hören: „Wir können nicht NICHT am Gottesdienst teilnehmen.“ „Ich habe überhaupt keine Angst. Ich bin 82 Jahre alt und fürchte mich vor gar nichts“, sagte ein Kirchgänger.

Bereits am Tag, nachdem die Regierung die Schließung der Kirchen verordnet hatte, verkündete ein Kirchensprecher, dass die Kirchen für Messen an Epiphania – unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln – offen bleiben würden. Dies trug der Kirche postwendend eine Mahnung zur Kooperation seitens der Regierung ein, die sie aber letztlich ignorierte.

Das Verhältnis von Kirche und Staat in Griechenland ist sehr eng: die griechisch-orthodoxe Kirche wird in der Verfassung als Staatskirche bezeichnet; die Minister der griechischen Regierung werden vom Oberhaupt der Kirche angelobt, andererseits müssen die Bischöfe vom Parlament bestätigt werden.

Das sogenannte „Epiphaniafest“ ist in Griechenland für manche noch wichtiger als das Weihnachtsfest und hat zahlreiche Traditionen hervorgebracht. Üblich ist etwa ein Sprung ins kalte Wasser, um ein Kreuz zurückzuholen, das ein Priester in den Fluss oder See geworfen hat. Hintergrund der Zeremonie ist die Segnung und Reinigung der Gewässer von bösen Geistern, vergleichbar mit dem hierzulande üblichen Räuchern in den Rauhnächten.

 


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