Gott ist Fleisch geworden – Jesus war konkreter Mensch als männliches Wesen

26. Dezember 2020 in Deutschland


Bischof Voderholzer am Christtag: Menschwerdung, das sei konkret nur als Mann oder als Frau möglich. Dass Christus ein Mann war, habe Konsequenzen für die Zuordnung des Weiheamtes in der Kirche.


Regensburg (kath.net/pm)

Gott ist Fleisch geworden – das ist die zentrale Botschaft von Weihnachten. Das hat Bischof  Rudolf Voderholzer in seiner Predigt am Weihnachtstag im Regensburger Dom gesagt. Menschwerdung, das sei  konkret nur als Mann oder als Frau möglich. Dass Christus ein Mann war, habe Konsequenzen für die Zuordnung des Weiheamtes in der Kirche.

„Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen gehen davon aus, dass zur Repräsentation Christi, des Hauptes der Kirche, von seiner natürlichen Zeichenhaftigkeit her das männliche Geschlecht gehört“, stellt Bischof Dr. Rudolf Voderholzer fest. Er erklärt dies mit der Menschwerdung: „Es gibt kein Menschsein jenseits oder unabhängig von geschlechtlicher Bestimmung.“ Menschwerdung, das gehe nur konkret als Mann und Frau. Die biblischen Zeugnisse und die Liturgie der Kirche lassen keinen Zweifel an der „konkreten Menschheit Jesu als männliches Wesen“. So heiße es im Introitus des 25. Dezember: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“

„Es wird versucht, das Glaubensbekenntnis der Kirche gegen die kirchliche Tradition auszuspielen“, beobachtet Bischof Dr. Voderholzer. Es werde mit Hinweis auf das Glaubensbekenntnis vorgebracht, das ewige Wort des Vaters sei Mensch geworden, nicht Mann. Dem setzt Bischof Dr. Voderholzer entgegen: „Nach biblischem Verständnis und auch den Texten altkirchlicher Liturgie gehört die geschlechtliche Bestimmung zum ganzen Menschsein hinzu, eine abstrakte menschliche Natur jenseits davon hat auch das Credo der Kirche nicht im Sinn“.

Nach wie vor gebe es heute wissenschaftlich keinen Grund, von der biblisch bezeugten Schöpfungstatsache abzuweichen, dass der Mensch entweder als Mann oder als Frau existiere. Es sei eine Vorentscheidung, eine Frage des Menschenbildes, die zu einer Ausweitung der Zahl möglicher Geschlechter führe.

Gott ist Fleisch geworden. Fleisch, das ist der Mensch nicht nur in seiner Geschlechtlichkeit. Fleisch, das ist auch der Mensch, insofern er auf vielfältige Weise begrenzt ist. Fleisch, das ist der Mensch, insofern er müde oder krank werden kann, insofern er sterben kann. Oder insofern er Opfer einer Pandemie werden kann. Dass Gott Fleisch geworden ist, bedeute Hoffnung: „Von Jesus dürfen wir glauben, dass wir durch seine Wunden geheilt sind.“

Bischof Dr. Voderholzer schließt mit Worten, die Kraft spenden: „Das Wort ist Fleisch geworden, es hat unter uns gewohnt, es hat unter uns sein Zelt aufgeschlagen, es hat alles mit uns geteilt, unsere Krankheiten, selbst den Tod auf sich genommen. Und er geht mit, auch diese Wegstrecke.“

 

Die Nacht der Weihnacht – kein beliebiges Beiwerk! Bischof bei  Christmette im Regensburger Dom

 

Die Geburt Christi ist ein christliches Hochfest, das in enger Verbindung mit der Nacht zu sehen ist – das hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer während der Feier der Christmette im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg verdeutlicht. Der Regensburger Bischof feierte den Gottesdienst in der Kathedrale ab 22 Uhr. Der Gottesdienst wurde über das Fernsehen und als Livestream per Internet übertragen. Domkapitular Dr. Josef Kreiml wirkte als Konzelebrant. Es assistierte Diakon Lothar Landendinger. Das Ensemble der Dommusik hatte Domkapellmeister Christian Heiß zusammengestellt. Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber gestaltete den wichtigen Gottesdienst an der Domorgel. Somit war das Pontifikalamt in der heiligen Nacht nicht ausgefallen. Vielmehr war es der Einfall der Verantwortlichen, dass das beliebte „Stille Nacht, heilige Nacht“ vom Vokalensemble vorgetragen und durch die Medien übertragen wurde. Im Übrigen sei es kein Zufall, dass sich gerade dieses Lied, welches die Nacht besingt, einer derartigen Beliebtheit erfreut, unterstrich Dr. Voderholzer.

In der ganzen Christenheit ist es einzigartig, dass die deutsche Sprache im Wort Weihnacht den Aspekt der Nächtlichkeit des Geschehens auszudrücken vermag. „Der Aspekt der Nacht ist kein beliebiges Beiwerk“, sagte der Bischof. Weitere zentrale Ereignisse des Erlösungsgeschehens vollziehen sich in der Nacht. Auch die Auferstehung wird in der Nacht, in der Osternacht gefeiert. Was die Weihnacht angeht, so wird diese biblisch auf den Stern zurückgeführt, der den Sterndeutern aus dem Osten in der Nacht leuchtete.

Bei aller positiven Nächtlichkeit verwies Bischof Dr. Voderholzer allerdings auch auf die buchstäblich dunkle Seite der Nacht, die etwa mit Gewalt und Finsternis verbunden sei. In diesem Sinne sind das Coronavirus und die Pandemie als „Wegstrecke durch Nacht und Finsternis“ zu begreifen. Dementgegen kündet Weihnachten von Christus als der Sonne der Gerechtigkeit: „In Christus ist uns das wahre Licht aufgestrahlt.“

Die weihnachtliche Botschaft bezeugt, dass sich Himmel und Erde berühren. Nicht zuletzt deshalb ist die Musik zu dieser Zeit so wichtig, denn sie selbst zeigt uns etwas vom Himmel. „Bestürmen wir den Himmel, dass wir bald wieder von der Pandemie befreit sind“, sagte Bischof Voderholzer. Dies erklärte er insbesondere mit Blick auf die vielen jungen Domspatzen, die in diesem Jahr nicht im Dom singen konnten und teilweise der Christmette durch die Medien folgten.

Vor allem dankte der Bischof den vielen Menschen, die in dieser Nacht Nachtwache hielten und einem Nachdienst nachgingen, insbesondere an Personen, die an Corona erkrankt sind. Gebetet wurde außerdem für die vielen Menschen, die durch den Tod eines Lieben vereinsamt sind. Gedacht wurde ebenfalls der Erkrankten, die sich zwischen Hoffen und Bangen befinden.

Foto: (c) Bistum Regensburg


© 2020 www.kath.net