Frankreich: Ein Zisterzienser-Ur-Kloster wird an Hotelprojekt statt an Petrusbruderschaft verkauft

15. Dezember 2020 in Chronik


Die Petrusbruderschaft hatte 300.000 Euro mehr für das Anwesen in Pontigny geboten, doch Regionalrat Bourgogne-Franche-Comte bevorzugt Hotelprojekt! - Petrusbruderschaft überlegt, Widerspruch einzulegen. Von Petra Lorleberg


Paris (kath.net/pl) Ein gehobener Hotelkomplex in mit Gourmetrestaurant und mit Museen, darunter auch ein Museum zur Ordensgeschichte der Zisterzienser sowie der von ihnen gezogenen Chablis-Weine soll in Pontigny (Burgund, Frankreich) entstehen. Auch die römisch-katholische Petrusbruderschaft hatte versucht, das Anwesen zu erwerben. Der Regionalrat Bourgogne-Franche-Comte gab in einer Sitzung vor wenigen Tagen allerdings dem Hotelprojekt den Vorzug. Das Hotelprojekt konnte die Anlage für 1,7 Millionen Euro erwerben. Die Bruderschaft wollte auf dem geschichtsträchtigen Areal ein Priesterseminar einrichten und hatte 300.000 Euro mehr geboten, doch der Regionalrat befand, dass der Hotelkomplex besser für die Entwicklung des Territoriums geeignet sei. „France3“ berichtet allerdings auch über Bedenken bezüglich der Zuverlässigkeit des neuen Projektträgers sowie über undurchsichtige, ja skandalöse, Verfahrensmängel in der Vorbereitung des Verkaufs an das Hotelprojekt.

Die Petrusbruderschaft äußerte sich zu der Entscheidung „sehr enttäuscht“ und kündigte in einer Stellungnahme an, dass man über die Möglichkeit einer gerichtlichen Berufung nachdenke. Die Bruderschaft monierte nachweisliche Verfahrensmängel. Außerdem kritisierte sie die „irreführende Behauptung“ des Präsidenten der Region, wonach es schwierig und zeitraubend sei, aus dem Vatikan die Erlaubnis zur Gründung eines Priesterseminars zu erhalten.

Der ORF berichtete, dass in den sozialen Netzwerken der „Ausverkauf des spirituellen Erbes“ kritisiert worden sei.

Die Zisterzienserabtei Pontigny war als eine von vier Primarabteien vom Mutterkloster der Zisterzienser, der namensgebenden Abtei Cîteaux, gegründet worden. Die Abteikirche steht auf trockengelegten Sümpfen. Sie wurde ab 1114 aufgebaut, zunächst mit 12 Mönchen unter Abt Hugo von Mâcon. Erhalten ist ausschließlich die Abteikirche, ein turmloses gotisches Mönchskloster, die „zweite Tochter von Cîteaux“, alle anderen Gebäude wurden infolge der Französischen Revolution zerstört. Von Pontigni aus waren über 40 Zisterzienserklöster gegründet worden.

Die Kirche wird dem Käufer nicht zur Nutzung übertragen, vielmehr hatte der Vatikan in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Kirche der Mission de France zur Verfügung gestellt, die sich der Neuevangelisierung Frankreichs widmet.

Die Anlage umfasst nach Angaben von „France3“  9,5 Hektar Land und 5.000 m2 Gebäude, sie befand sich seit 2003 im Besitz der Region Bourgogne Franche-Comté.

Archivfoto der Abteikirche (c) Wikipedia/Welleschik/CC BY-SA 3.0

 


© 2020 www.kath.net