Das beharrliche Gebet

11. November 2020 in Aktuelles


Franziskus: selbst in der Nacht des Glaubens beten wir nie allein: Jesus ist uns dann nicht nur Lehrer des Gebets, er nimmt uns sogar in sein eigenes Beten auf. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk 11, 9-13).

Generalaudienz in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast. In seiner Katechese setzt Papst Franziskus seine Katechesenreihe zum Gebet fort. Den 14. Teil stellte er unter das Thema: „Das beharrliche Gebet“.

Der Papst widmete sich also einer wichtigen Eigenschaft für ein fruchtbares Beten: der Beharrlichkeit. Jesus sei in einem stetigen Dialog mit dem Vater gestanden.

Jesus habe ein Beispiel für beständiges Gebet gegeben, das mit Beharrlichkeit praktiziert werde. Der ständige Dialog mit dem Vater, in Stille und Erinnerung, sei der Dreh- und Angelpunkt seiner gesamten Mission. Die Evangelien überbrächten auch seine Ermahnungen an die Jünger, damit sie beharrlich beteten, ohne müde zu werden. Der Katechismus erinnere an die drei im Lukasevangelium enthaltenen Gleichnisse, die dieses Merkmal des Gebets unterstrichen (vgl. KKK, 2613).

Das Gebet müsse zunächst einmal hartnäckig sein: wie die Figur in dem Gleichnis, die, nachdem sie einen plötzlich eingetroffenen Gast begrüßen müsse, mitten in der Nacht an die Tür eines Freundes klopfe und ihn um Brot bittet. Der Freund antwortet „nein“, weil er bereits im Bett liege, aber er bestehe darauf. Doch Gott sei geduldiger als wir, und wer mit Glauben und Beharrlichkeit an die Tür seines Herzens klopfe, werde nicht enttäuscht. Der Vater wisse sehr wohl, was wir brauchten. Die Beharrlichkeit diene nicht dazu, ihn zu informieren oder zu überzeugen, sondern um in uns Verlangen und Erwartung zu nähren.

Die Zeiten des stillen Gebets seien der Dreh- und Angelpunkt der Sendung Jesus auf Erden gewesen. In verschiedenen Gleichnissen komme der Herr auf die Hartnäckigkeit zu sprechen, die den Beter Gehör finden lasse. In den Gleichnissen vom bittenden Freund (Lk 11,5-8) und von der Witwe und dem ungerechten Richter (Lk 18,1-8) lasse er Menschen auftreten, die wegen der Ausdauer ihrer Bitten scheinbar Unmögliches erreichten.

Das dritte Gleichnis stelle einen Pharisäer und einen Zöllner vor, die zum Beten in den Tempel gingen. Der eine wende sich an Gott, um sich seiner Verdienste zu rühmen. Der andere fühle sich unwürdig, das Heiligtum überhaupt zu betreten. Aber Gott höre nicht die Gebete der Stolzen, während er die Gebete der Demütigen erhöre (vgl. Lk 18,9-14).

Es gebe kein wahres Gebet ohne einen Geist der Demut.zu, damit wir unsere Bitten läuterten. Unser Glaube erscheine uns oft schwach, doch das Gebet helfe uns, dass wir nicht verzagt und mutlos würden. Selbst in der Nacht des Glaubens „beten wir nie allein: Jesus ist uns dann nicht nur Lehrer des Gebets, er nimmt uns sogar in sein eigenes Beten auf“.

Christus sei alles für uns, auch in unserem Gebetsleben. Der heilige Augustinus bekräftigte dies mit einem aufschlussreichen Ausdruck, den wir auch im Katechismus finden. Der heilige Augustinus habe dies in einem großartigen Gedanken so formuliert: Jesus „betet für uns als unser Priester, er betet in uns als unser Haupt, wir beten zu ihm als unserem Gott. Vernehmen wir also unsere Stimme in ihm und seine Stimme in uns“ (vgl. KKK 2616).

 

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Gläubigen deutscher Sprache. Wie in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen sind auch in unserm Gebet die Worte „Danke“, „Bitte“, „Entschuldige“ wichtig. So treten wir in einen wahren Dialog mit Gott ein. Wir entdecken, dass Gott ein mitfühlender Vater ist, der sich immer um uns kümmert. Er erfülle euch mit seiner Gnade und schenke euch seinem Segen.

 


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