Die leuchtende Lampe des Glaubens

8. November 2020 in Aktuelles


Franziskus: der Weg des Glaubens, für den es sich zu rüsten gilt. Die Lampe des Glaubens, das Öl der Nächstenliebe und der guten Werke. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!“: Angelus am zweiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis. Papst Franziskus kommentierte in seiner Ansprache vor dem traditionellen Mittagsgebet das Evangelium vom Tag (Mt 25,1-13),

Das Evangelium lade uns ein, unser Nachdenken über das ewige Leben, das am Fest Allerheiligen und zum Gedenken an die verstorbenen Gläubigen begonnen habe, zu verlängern. Jesus erzähle heute das Gleichnis von den zehn zu einer Hochzeit eingeladenen Jungfrauen, Symbol des Himmelreiches.

Zu Jesu Zeiten sei es üblich gewesen, dass die Hochzeitszeremonie nachts stattgefunden habe. Daher „musste die Prozession der Gäste mit angezündeten Lampen fortgesetzt werden“. Einige der Brautjungfern seien töricht. Sie nähmen die Lampen mit, aber kein Öl. Die Klugen hingegen nähmen das Öl mit. Der Bräutigam komme spät, und alle seien eingeschlafen. Als eine Stimme warne, dass der Bräutigam komme, stellten die törichten Frauen fest, dass sie kein Öl für ihre Lampen hätten. Sie bäten die klugen Frauen, aber sie antworteten, dass sie es nicht geben könnten, weil es nicht für alle reichen würde. Während die Törichten Öl kaufen gingen, treffe der Bräutigam ein. Die weisen Mädchen beträten mit ihm den Bankettsaal, und die Tür werde geschlossen. Die anderen kämen zu spät und würden abgelehnt werden.

Mit diesem Gleichnis wolle Jesus sagen, dass wir auf die Begegnung mit ihm vorbereitet sein müssten. Nicht nur für die letzte Begegnung, sondern auch für den täglichen Einsatz im Hinblick auf diese Begegnung, für die die Lampe des Glaubens nicht ausreicht, sondern auch das Öl der Nächstenliebe und der guten Werke benötigt werde.

Der Glaube, der uns wirklich mit Jesus verbinde, sei der Glaube, der, wie der Apostel Paulus sage, durch die Nächstenliebe wirksam gemacht werde. Das sei es, was durch die Haltung der klugen Jungfrauen dargestellt werde. Klug und besonnen zu sein bedeute, nicht bis zum letzten Augenblick zu warten, um auf Gottes Gnade zu antworten, sondern dies von Anfang an aktiv zu tun.

Wenn wir für die letzte Begegnung mit dem Herrn bereit sein wollten, sollten wir bereits mit ihm zusammenarbeiten und gute Taten tun, die von seiner Liebe inspiriert seien. Es komme leider vor, dass wir das Ziel unseres Lebens, nämlich die endgültige Begegnung mit Gott, vergessen und dadurch den Sinn für die Erwartung verlören und die Gegenwart verabsolutierten. Diese Haltung schließe jede Perspektive auf das Jenseits aus. Man tue alles so, als ob man nie in das andere Leben gehen sollte. Dann kümmere man sich nur noch um das Besitzen, um das Entstehen, um das Sesshaftwerden.

Wenn wir uns von dem leiten ließen, was uns am attraktivsten erscheine, von der Suche nach unseren Interessen, werde unser Leben steril. Wir sammelten keine Ölreserven für unsere Lampe an. Wenn wir hingegen wachsam seien und durch die Gnade Gottes Gutes täten, können wir mit Gelassenheit auf die Ankunft des Bräutigams warten. Der Herr „wird auch kommen können, während wir schlafen: das wird uns nicht beunruhigen, denn wir haben die Ölreserven, die sich mit den guten Werken eines jeden Tages angesammelt haben“.

„Bitten wir um die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria“, so der Papst abschließend, „dass sie uns helfen möge, wie sie es getan hat, einen wirksamen Glauben zu leben: er ist die leuchtende Lampe, mit der wir die Nacht über den Tod hinaus durchqueren und das große Fest des Lebens erreichen können“.

Nach dem Angelus gedachte der Papst des schweren Unwetters der letzten Tag in Zentralamerika und der schwierigen Situation in Äthopien sowie des Forums für den Frieden in Libyen, das in Tunesien stattfindet.

 

 


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