Jesus – Meister des Gebets

4. November 2020 in Aktuelles


Franziskus: die Charakteristiken des Gebets Jesu. Jesu Gebet – Dreh- und Angelpunkt von allem. Denken an die Covid19-Krise, Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. (...) Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen“ (Mk 1,32.34-38).

Generalaudienz, wieder in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast. Aufgrund der steigenden Ansteckungszahlen Covid-19 in Italien wurde die Entscheidung getroffen, nach den Generalaudienzen im Damasus-Hof des Apostolischen Palastes und dann in der Aula Paolo VI diese wieder ohne Publikum abzuhalten. 500 bis 600 Menschen waren zu viele, es gab ernsthafte Probleme mit den Abstandsregeln (nicht zuletzt dadurch verursacht, dass die Menschen – wie früher – die Nähe des „Papstes zum Anfassen“ suchten. Dazu kam dann, dass einer der Teilnehmer an den vergangenen Audienzen später positiv getestet wurde (was nichts heißt, aber der allgemeinen Panikstimmung Vorschub leistet:

"Leider mussten wir zu dieser Audienz in die Bibliothek zurückkehren, und dies, um uns gegen Covid-Ansteckung zu wehren. Dies lehrt uns auch, dass wir sehr aufmerksam auf die Anforderungen der Behörden, sowohl der politischen Behörden als auch der Gesundheitsbehörden, achten müssen, um uns gegen diese Pandemie zu verteidigen. Bieten wir dem Herrn diesen Abstand zwischen uns an, zum Wohl aller, und denken wir, denken wir so viel an die Kranken, an diejenigen, die bereits als Ausgesonderte in die Krankenhäuser kommen, denken wir an die Ärzte, die Krankenschwestern, an die Freiwilligen, an die vielen Menschen, die in dieser Zeit mit den Kranken arbeiten: sie riskieren ihr Leben, aber sie tun es aus Liebe zum Nächsten, als Berufung. Lasst uns für sie beten

In seiner Katechese setzte Papst Franziskus seine Katechesenreihe zum Gebet fort. Den 13. Teil stellte er unter das Thema: „Jesus – Meister des Gebets“.

Während seines öffentlichen Lebens greife Jesus ständig auf die Kraft des Gebets zurück. Die Evangelien zeigten es uns, wenn er sich zum Beten an abgelegene Orte zurückzieht. Dies seien nüchterne und diskrete Beobachtungen, die uns nur jene betenden Dialoge vorstellen ließen. Sie bezeugten jedoch eindeutig, dass Jesus selbst in Momenten größerer Hingabe an die Armen und Kranken nie seinen innigen Dialog mit dem Vater vernachlässigt habe. Je mehr er sich in die Bedürfnisse der Menschen vertiefe, desto mehr spüre er das Bedürfnis, sich in der trinitarischen Gemeinschaft auszuruhen.

Im Leben Jesu gebe es also ein Geheimnis, das vor den Augen des Menschen verborgen sei und das den Dreh- und Angelpunkt von allem darstelle. Das Gebet Jesu „ist eine geheimnisvolle Realität, von der wir nur intuitiv etwas ahnen, die uns aber erlaubt, seine gesamte Sendung in der richtigen Perspektive zu lesen“. In diesen einsamen Stunden – vor der Morgendämmerung oder in der Nacht – tauche Jesus in seine Intimität mit dem Vater ein, also in die Liebe, nach der jede Seele dürste. Das gehe aus den ersten Tagen seines öffentlichen Wirkens hervor.

Die Evangelien berichteten also immer wieder vom Gebet Jesu, so der Papst, von seiner tiefen Einheit mit dem Vater. Jesu Weg sei geheimnisvoll bestimmt vom Gebet. Er lasse sich nicht leiten von Erfolgen, von der Zustimmung der Menschen und auch nicht von diesem schmeichelhaften „Alle-suchen-dich“ (Mk 1,37).

Jesus gehe den Weg, den der Vater ihm im Verborgenen mitteile. Am Vorbild Jesu könnten wir für unser christliches Gebet wichtiges erkennen: „Zunächst einmal, dass das Beten Vorrang hat. Es soll an erster Stelle stehen. So vermag es, dem ganzen Tag Richtung und Sinn zu geben“.

Das Gebet sei das Ruder, das den Kurs Jesu lenkt. Es seien nicht die Erfolge, es sei nicht die Zustimmung, es sei eben nicht diese verführerische Phrase „Alle-suchen-dich“, die die Etappen seiner Mission diktiere. Es handle sich um den unangenehmsten Weg, den Weg Jesu zu gehen, aber einer, der der Inspiration des Vaters gehorche, die Jesus höre und in seinem einsamen Gebet annehme.

Im Katechismus heiße es: wenn Jesus bete, lehre er uns schon beten (Nr. 2607). So lasse er uns erkennen, was Gott uns durch die Herausforderungen des Alltagslebens sagen möchte und wie alles zu einer Gelegenheit werden könne, im Glauben und in der Nächstenliebe zu wachsen. Am Beispiel Jesu werde zudem sichtbar, dass das Gebet eine Kunst sei, die eine kontinuierliche Praxis erfordere, Disziplin und Übung, sowie einen festen Platz im Alltag. Solch ausdauerndes Gebet verwandle und verleihe Kraft.

Das Gebet sei keine Flucht vor der Welt, suche aber doch die Einsamkeit. Denn: „dort, in der Stille, spricht Gott. Und in der Ruhe können viele unserer verborgenen und manchmal unterdrückten Wünsche und Wahrheiten zum Vorschein kommen und dann bewusst vor Gott gebracht werden“. Jeder Mensch brauche einen persönlichen Freiraum, wo er sein inneres Leben kultivieren könne, das ihn vor Oberflächlichkeit, Unruhe und Angst bewahre.

Schließlich sei das Gebet Jesu der Ort, an dem man wahrnehme, dass alles von Gott komme und zu ihm zurückkehre: „manchmal glauben wir Menschen, dass wir die Herren über alles sind, oder wir verlieren im Gegenteil jede Achtung vor uns selbst. Das Gebet hilft uns, die richtige Dimension in unserer Beziehung zu Gott, unserem Vater, und zur ganzen Schöpfung zu finden“.

 

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Herzlich grüße ich alle Gläubigen deutscher Sprache. Ich lade euch ein, immer wieder vertrauensvoll zur Quelle des Gebets zurückzukehren und aus diesem Dialog mit Gott Kraft und Zuversicht zu schöpfen für euren täglichen Auftrag. Gott segne euch.

 


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