Vatikan: „Zivilunion“-Bemerkungen des Papstes beziehen sich „nicht auf die Lehre der Kirche“

2. November 2020 in Weltkirche


Vorabveröffentlichung eines Textes des Staatssekretariates durch Papst-Franzikus-Biograph Austen Ivereigh – Übersetzung in voller Länge auf kath.net!


Vatikan (kath.net) Der Papst-Franzikus-Biograph Austen Ivereigh twitterte am Sonntag einen Text des vatikanischen Staatssekretariats zur Einordnung der momentan vieldiskutierten Aussagen von Papst Franziskus über die Möglichkeiten zur Einrichtung einer Zivilunion für homosexuelle Paare. Er fügte den spanischsprachigen Text an, den ein lateinamerikanischer Nuntius auf Anfrage erhalten hatte. Ivereigh erläuterte in einem weiteren Tweet, dass der Papst weltweit über die Nuntien an alle Bischöfe schreibe.

kath.net dokumentiert die Notiz „Zum Verständnis einiger Bemerkungen des Papstes im Dokumentarfilm ‚Francesco‘“ in voller Länge – © für die Übersetzung: kath.net

Einige Aussagen, die im Dokumentarfilm „Francesco“ des Drehbuchautors Evgeny Afineevsky enthalten sind, haben in den letzten Tagen zu verschiedenen Reaktionen und Interpretationen geführt. Daher werden einige nützliche Elemente angeboten, um ein angemessenes Verständnis der Worte des Heiligen Vaters zu fördern.

Vor mehr als einem Jahr beantwortete Papst Franziskus während eines Interviews zwei verschiedene Fragen zu zwei verschiedenen Zeiten, die in dem oben genannten Dokumentarfilm als eine einzige Antwort ohne angemessene Kontextualisierung bearbeitet und veröffentlicht wurden, was zu Verwirrung geführt hat. Der Heilige Vater hatte zunächst einen pastoralen Hinweis auf die Notwendigkeit gegeben, dass innerhalb der Familie der Sohn oder die Tochter mit homosexueller Ausrichtung niemals diskriminiert werden sollten. Diese Worte beziehen sich auf sie: „Homosexuelle haben das Recht, in der Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes, sie haben das Recht auf eine Familie. Niemand sollte deswegen aus der Familie geworfen werden oder dafür Schwierigkeiten bekommen.“

Der folgende Absatz aus dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben über die Liebe in der Familie, Amoris Laetitia (2016), kann solche Bemerkungen erläutern: „Mit den Synodenvätern habe ich die Situation von Familien bedacht, welche die Erfahrung machen, dass in ihrer Mitte Menschen mit homosexueller Orientierung leben – eine Erfahrung, die nicht leicht ist, sowohl für die Eltern, als auch für die Kinder. Darum möchten wir vor allem bekräftigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden soll und sorgsam zu vermeiden ist, ihn » in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen « oder ihm gar mit Aggression und Gewalt zu begegnen. In Bezug auf die Familien kommt es hingegen darauf an, eine respektvolle Begleitung zu gewährleisten, damit diejenigen, welche die homosexuelle Tendenz zeigen, die notwendigen Hilfen bekommen können, um den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen. (Nr. 250).“

Eine weitere Frage aus dem Interview war dann nach einem lokalen Gesetz in Argentinien von vor zehn Jahren über die „Gleichstellung von Ehen gleichgeschlechtlicher Paare" und die die Opposition dazu, die vom damaligen Erzbischof von Buenos Aires [Jorge Bergoglio] kam. In diesem Zusammenhang hat Papst Franziskus bekräftigt, dass „es eine Inkongruenz ist, von homosexueller Ehe zu sprechen“, und hinzugefügt, dass er im gleichen Zusammenhang vom Recht dieser Menschen auf eine gewisse rechtliche Deckung gesprochen habe: „Was wir tun müssen, ist ein Gesetz über ziviles Zusammenleben. Sie haben das Recht, rechtlich abgesichert zu sein. Das habe ich verteidigt.“

Der Heilige Vater hatte sich 2014 in einem Interview so ausgedrückt: „Die Ehe besteht zwischen einem Mann und einer Frau. Die säkularen Staaten wollen die Zivilunion rechtfertigen, um verschiedene Situationen des Zusammenlebens zu regulieren, die von der Forderung bewegt werden, wirtschaftliche Aspekte zwischen Menschen zu regulieren, beispielsweise die Gewährleistung der Gesundheitsversorgung. Dies sind Koexistenzpakte unterschiedlicher Art, von denen ich nicht wissen würde, wie ich eine Liste der verschiedenen Formen geben soll. Es ist notwendig, die verschiedenen Fälle zu sehen und sie in ihrer Vielfalt zu bewerten.“

Daher ist es offensichtlich, dass Papst Franziskus auf bestimmte staatliche Bestimmungen Bezug genommen hat, sicherlich nicht auf die Lehre der Kirche, die im Laufe der Jahre mehrfach bekräftigt wurde.

 


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