Unterwegs zur Heiligkeit nach dem Geist

1. November 2020 in Aktuelles


Franziskus: sich gegen die Hauptströmung der Mentalität dieser Welt zu stellen, gegen die Kultur des Besitzes, des sinnlosen Vergnügens, der Arroganz gegenüber den Schwächsten. Der Weg der Seligpreisungen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus am einunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis, Hochfest Allerheiligen, die "große Hoffnung". An diesem Tag lade uns die Kirche ein, über die große Hoffnung nachzudenken, die sich auf die Auferstehung Christi gründet, so Papst Franziskus in seiner Ansprache vor dem traditionellen Mittagsgebet.

Die Heiligen und die Seligen seien die maßgeblichen Zeugen der christlichen Hoffnung, weil sie diese in ihrem Leben, inmitten von Freuden und Leiden, in vollem Umfang gelebt und die Seligpreisungen, die Jesus verkündet habe und die heute in der Liturgie widerhallten (vgl. Mt 5,1-12a), in die Tat umgesetzt haben. Die Seligpreisungen des Evangeliums seien in der Tat der Weg zur Heiligkeit. Der Papst wandte sich zwei Seligpreisungen zu, der zweiten und der dritten.

„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.“ Es habe den Anschein, dass es ich um widersprüchliche Worte handle, so der Papst, denn Weinen sei kein Zeichen von Freude und Glück. Gründe für das Weinen und Leiden seien Tod, Krankheit, moralische Widrigkeiten, Sünde und Irrtümer: einfach der Alltag, gebrechlich, schwach und von Schwierigkeiten geprägt. Ein Leben, das manchmal durch Undankbarkeit und Missverständnisse verwundet und geprüft werde. Jesus verkünde denjenigen, die über diese Realitäten weinten und trotz allem auf den Herrn vertrauten und sich in seinen Schatten stellten, als „Selige“. Sie seien weder gleichgültig, noch verhärteten sie ihre Herzen vor Schmerz, sondern sie hofften geduldig auf Gottes Trost. Und diesen Trost „erfahren sie bereits in diesem Leben“.

In der dritten Seligpreisung sage Jesus: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben“ (V. 5). Sanftmut sei charakteristisch für Jesus, der von sich selbst sagt: „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Sanftmütig seien diejenigen, die es verstünden, sich selbst zu beherrschen, die dem anderen Platz machten, die ihm zuhörten und ihn in seiner Lebensweise, seinen Bedürfnissen und Forderungen respektierten. Sie „wollen ihn nicht überwältigen oder herabsetzen, sie wollen nicht alles überwältigen und beherrschen, noch ihre eigenen Ideen und Interessen zum Nachteil anderer durchsetzen“. Diese Menschen, die von der weltlichen Mentalität nicht geschätzt würden, seien stattdessen wertvoll in den Augen Gottes, der ihnen das verheißene Land, das heißt das ewige Leben, schenke. Auch diese Seligkeit beginne hier unten und werde sich im Himmel erfüllen.

„Sich für Reinheit, Sanftmut und Barmherzigkeit zu entscheiden“, so Franziskus, „sich in geistiger Armut und Bedrängnis dem Herrn anzuvertrauen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, bedeutet, sich gegen die Hauptströmung der Mentalität dieser Welt zu stellen, gegen die Kultur des Besitzes, des sinnlosen Vergnügens, der Arroganz gegenüber den Schwächsten“.

Diesem dem Evangelium entsprechenden Weg seien die Heiligen und Seligen gefolgt. Das heutige Fest, das alle Heiligen feiere, erinnere uns an die persönliche und universale Berufung zur Heiligkeit und schlage uns die sicheren Vorbilder für diesen Weg vor, den jeder auf einzigartige und unwiederholbare Weise beschreite. Es genüget, an die unerschöpfliche Vielfalt der Gaben und konkreten Geschichten zu denken, die es unter den Heiligen gebe, die die Kirche im Laufe der Jahrhunderte anerkannt habe und die sie beständig wieder als Zeugen des einen Evangeliums vorschlage.

„Diese riesige Familie von treuen Jüngern Christi hat eine Mutter“, so der Papst abschließend: „die Jungfrau Maria. Wir verehren sie unter dem Titel der Königin aller Heiligen, doch sie ist vor allem die Mutter, die jeden lehrt, ihren Sohn aufzunehmen und ihm zu folgen. Möge sie uns helfen, den Wunsch nach Heiligkeit zu nähren, indem wir den Weg der Seligpreisungen gehen“.

 


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