Jesus – Mann des Gebets

28. Oktober 2020 in Aktuelles


Franziskus: das Gebet Jesu pflanzt den Samen der Dreifaltigkeit. Gedenken an den heiligen Papst Johannes Paul II. Appell für Kamerun. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,21-22).

Generalaudienz in der Audienzaula Paolo VI mit dem Papst in großem Abstand von den Anwesenden. Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Gebet fort. In der elften Katechese wandte sich der Papst Jesus und dessen Beten zu: „Jesus – Mann des Gebets“.

Auf unserem Weg der Katechesen zum Gebet „kommen wir, nachdem wir das Alte Testament durchgegangen sind, nun zu Jesus“, so Franziskus zu Beginn. Das öffentliche Wirken Jesu beginne mit seiner Taufe im Jordan. Die Evangelisten seien sich darin einig, dieser Episode grundlegende Bedeutung beizumessen. Bei diesem Ereignis hätte sich das Volk zum Gebet und zur Buße versammelt, „alle erhofften sich von der Taufe durch Johannes die Vergebung der Sünden“.

Obwohl der Herr ohne Sünde sei, reihe er sich unter die Sünder ein, ja er selber lasse sich in das Wasser der Reinigung eintauchen. Jesus stelle sich selbst an die Spitze eines Volkes von Büßern, als ob er dafür verantwortlich wäre, eine Bresche zu schlagen, durch die wir alle nach ihm den Mut haben müssten, hindurchzugehen. Denn Jesus sei kein ferner Gott. In seiner Inkarnation habe er allen Menschen, allen Sündern den Weg zum Gebet als Söhne und Töchter Gottes eröffnet: „Das kindliche Gebet, das der Vater von seinen Kindern erwartete, wird endlich vom einzigen Sohn in seiner Menschennatur mit den Menschen und für sie gelebt“ (KKK 2599).

Bei seiner Taufe bete Jesus, dabei öffne sich der Himmel, von dem aus die Wahrheit ertöne: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“. In allen Lebenslagen bis hin zu seiner Verurteilung zum Tod lebe Jesus stets beim Vater, mit dem er im Gebet, erfüllt vom Heiligen Geist, in einem ständigen Dialog der Liebe stehe.

Darin liege die einzigartige Größe des Gebetes Jesu: der Heilige Geist ergreife Besitz von seiner Person, und die Stimme des Vaters bezeuge, dass er der Geliebte sei, der Sohn, in dem er sich voll widerspiegle.

Auch wir „sind als getaufte Kinder Gottes würdig, in das Gebet Jesu einzutreten, um so in den inneren Liebesaustausch der Dreifaltigkeit hineingenommen zu werden“.

Dieses Gebet Jesu, das an den Ufern des Jordans ganz persönlich sei – „und  so wird es sein ganzes irdisches Leben lang sein“ – werde an Pfingsten durch die Gnade zum Gebet aller in Christus Getauften. Er selbst habe diese Gabe für uns erworben, und er lade uns ein, so zu beten, wie er gebetet habe.

Wenn wir uns so an einem Abend des Gebets träge und leer fühlten, wenn uns das Leben völlig sinnlos erscheine, müssten wir in diesem Moment darum flehen, dass das Gebet Jesu auch das unsere wird. Dann „werden wir eine Stimme aus dem Himmel hören, lauter als die Stimme, die aus den Tiefen unserer selbst aufsteigt und jene Worte der Zärtlichkeit flüstert“. Gerade für uns, denn jeder von uns spiegele das Wort des Vaters wider: selbst wenn wir von allen als Sünder der schlimmsten Art, abgelehnt würden.

Jesus sei nicht für sich selbst, sondern für uns alle in die Wasser des Jordans hinabgestiegen. Er habe den Himmel geöffnet, so wie Moses die Wasser des Roten Meeres geöffnet habe, damit wir alle hinter ihm herziehen könnten. Jesus habe uns sein eigenes Gebet gegeben, das sein Dialog der Liebe mit dem Vater sei: „Er gab es uns wie einen Samen der Dreifaltigkeit, der in unseren Herzen Wurzeln schlagen will. Heißen wir ihn willkommen!“.

 

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Von Herzen grüße ich die Gläubigen deutscher Sprache. Danken wir dem Herrn für die Gnade der Taufe, durch die wir Kinder Gottes und Glieder des mystischen Lei-bes Christi geworden sind, der die Kirche ist. Leben und teilen wir diese unaus-sprechliche Gnade in geistlicher Freude und bleiben wir in der väterlichen Liebe Gottes allzeit tief verwurzelt.

 

In seinem Grußwort in polnischer Sprache gedachte Franziskus seines heiligen Vorgängers Johannes Paul :

„Ich begrüße die polnischen Pilger sehr herzlich. Am 22. Oktober feierten wir das liturgische Gedenken an Johannes Paul II. in diesem Jahr des hundertsten Jahrestages  seiner Geburt. Er hat stets eine privilegierte Liebe zu den Letzten und Wehrlosen und zum Schutz jedes Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod angemahnt. Auf die Fürsprache der Allerheiligsten Jungfrau Maria und des heiligen Polnischen Papstes  bitte ich Gott, in den Herzen aller Achtung vor dem Leben unserer Brüder und Schwestern, insbesondere der Schwächsten und Wehrlosesten, zu erwecken und denen Kraft zu geben, die es aufnehmen und pflegen, auch wenn dies heroische Liebe erfordert. Gott segne euch!“.

 

Am Ende der Audienz lancierte der Papst einen Appell für Kamerun:

„Ich schließe mich der Trauer der Familien der jungen Studenten an, die am vergangenen Samstag in Kumba, Kamerun, auf grausame Weise ermordet wurden. Ich bin sehr bestürzt über eine so grausame und sinnlose Tat, die die kleinen Unschuldigen aus dem Leben gerissen hat, während sie in der Schule Unterricht nahmen. Möge Gott die Herzen erleuchten, dass sich ähnliche Gesten nie wieder wiederholen und dass die gequälten Regionen Kameruns endlich Frieden finden! Ich hoffe, dass die Waffen schweigen werden und dass die Sicherheit aller und das Recht jedes jungen Menschen auf Bildung und Zukunft gewährleistet werden kann. Ich spreche den Familien, der Stadt Kumba und ganz Kamerun meine Zuneigung aus und bitte um den Trost, den nur Gott geben kann“.

 


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